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30
01
2010

Während Misersky ein vehementeres Engagement der Politik einforderte, Doping mittels eines Anti-Doping-Gesetzes zu einem Straftatbestand zu machen, verwies der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Bergner auf die damit verbundenen Probleme

Doping im geteilten Deutschland – Diskussion im DLF

By GRR 0

Unter dem Titel "Gespritzter Sport- Doping im geteilten Deutschland" diskutierten am 27. Januar Experten aus Sport, Medien und Politik im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Die Veranstaltung im Rahmenprogramm zur Wechselausstellung "Wir gegen uns – Sport im geteilten Deutschland" zeigte, wie kontrovers und teilweise emotionsgeladen das Thema Doping aufgenommen wird.

Die Diskutanten auf dem Podium, Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Herbert Fischer-Solms, stellv. Leiter der Sportredaktion beim Deutschlandfunk, Andreas Krieger, früher Heidi Krieger, staatlich anerkanntes Dopingopfer, und Henner Misersky, ehemaliger DDR-Trainer und Doping-Verweigerer, waren sich in einer Sache einig: Doping schadet dem Ansehen des Sports und zerstört seine Vorbildfunktion.

In der Frage, wie Doping bekämpft und juristisch geahndet werden kann, gingen die Positionen jedoch auseinander.

Während Misersky ein vehementeres Engagement der Politik einforderte, Doping mittels eines Anti-Doping-Gesetzes zu einem Straftatbestand zu machen, verwies der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Bergner auf die damit verbundenen Probleme. Die jetzige Verfahrensweise, bei dem die betroffenen Sportverbände über eine zeitnahe Sperre von Dopingsündern entscheiden, habe den Vorteil einer schnellen Bestrafung. Sollten Dopingverfahren jedoch vor staatlichen Gerichten ablaufen, könne es aufgrund der Länge eines Verfahrens passieren, dass ein des Dopings verdächtigter Sportler nach wie vor bei Wettkämpfen starten könne, auch wenn im Nachhinein seine Schuld festgestellt werde.

Aber nicht nur die aktuellen Fragen der Doping-Problematik waren Thema der Runde, auch der Umgang mit dem Staatsdoping der DDR und den bis heute anhaltenden Debatten und Folgen beschäftigten Teilnehmer und Publikum. Der Sport-Journalist Herbert Fischer-Solms betonte die Einzigartigkeit des Staatsdopings in der DDR, wies aber auch daraufhin, dass es im Westen genauso Doping gegeben habe. Ein Opfer des staatlichen Doping-Systems der DDR, Andreas Krieger, früher Heidi Krieger, berichtete eindrücklich von seinen Erfahrungen als Leistungssportler.

Er habe uneingeschränktes Vertrauen zu seinem Trainer gehabt, der ihm ohne sein Wissen Dopingpräparate verabreichte. Diese fatale Konstellation hatte für ihn gesundheitliche und psychische Folge, die bis heute anhalten. Durch den hormonellen Einfluss der Doping-Mittel wurde die geschlechtliche Entwicklung tiefgreifend beeinflusst. Seine Geschlechtsidentität, so wurde ihm im Laufe der Jahre klar, war männlich. Krieger führt dies zumindest teilweise auf das Doping mit Testosteron zurück. Er unterzog sich einer geschlechtsangleichenden Operation und nahm statt des Vornamens Heidi nun Andreas an.

Gefragt, warum am Doping in der DDR beteiligte Trainer noch heute tätig seien, antwortete Staatssekretär Bergner: ""Diese Trainer sind bei den Spitzenverbänden auf Basis des autonomen Sports angestellt. Das Bundesministerium des Innern akzeptiert diese Entscheidung, die aufgrund von Kommissionsempfehlungen getroffen, als Versuch der Aufarbeitung.""

Am Ende der Diskussion war deutlich geworden, dass es im Kampf gegen Doping weiterhin gilt, nicht nachzulassen und die durch Doping aufgeworfenen Probleme offensiv anzugehen.

Quelle: Bundesministerium des Innern

author: GRR

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