Wissenschaftler Singler nannte Beispiele: „Viele Sportler nehmen Medikamente, die die Leistung steigern, aber auf keiner Dopingliste stehen.“
Doping – ein Problem der anderen?
Im Sommer 2007 setzte Karl Peter Bruch ein Zeichen gegen Doping. Der rheinland-pfälzische Minister des Innern und für Sport strich damals angesichts der vielen Dopingfälle im Radsport die finanzielle Förderung für die traditionsreiche Rheinland-Pfalz-Rundfahrt.
Kurz darauf gab Bruch eine Studie in Auftrag, die nach seinen Worten „als Orientierungshilfe dienen soll, wo wir in Rheinland-Pfalz stehen und was wir gegen Doping tun können“. Die Ergebnisse dieser Studie, die mit Unterstützung des Landessportbundes Rheinland-Pfalz durchgeführt wurde, wurden in Mainz vorgestellt.
Doping ist stets ein Problem der anderen. So könnte man die Ergebnisse der Studie zusammenfassen, die Andreas Singler, wissenschaftliche Mitarbeiter des Zentrums für Dopingprävention der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, vorgelegt hat. „Doping wird oft als Problem anderer Sportarten und Leistungsbereiche beschrieben“, erklärte Singler, der für die Untersuchung Funktionäre rheinland-pfälzischer Fachverbände und Arbeitsgemeinschaften befragte. Von 48 kontaktierten Verbänden antworteten 31, etwas mehr als zwei Drittel.
Laut der Studie wird Doping mehr als nationales und internationales und weniger als regionales Problem angesehen, das den Leistungssport betreffe und nicht so sehr den Breitensport. Die meisten Befragten erklärten zudem, dass für die Lösung des Dopingproblems die Spitzen-fachverbände beziehungsweise die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) zuständig seien. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass auf diesem Gebiet noch viel getan werden muss“, erklärte Bruch. „Der Kampf gegen Doping ist vorrangig eine Einstellungssache.“
Wissenschaftler Singler nannte Beispiele: „Viele Sportler nehmen Medikamente, die die Leistung steigern, aber auf keiner Dopingliste stehen.“ Dennoch sei dies Doping im weiteren Sinne. Singler verwies auf eine Studie zum Bonn-Marathon, nach der 50 Prozent der Läufer mit Schmerzmitteln an den Start gehen, aber nur 15 Prozent tatsächlich Schmerzen haben.
„Wir müssen schon früh ein Problembewusstsein schaffen – auch im Kinder- und Jugendbereich. Die Verbandsvertreter brauchen Unterstützung, man muss sie informieren und ihnen ihre Ängste nehmen“, sagte LSB-Präsidentin Karin Augustin. In der Studie gaben einige Verbandsfunktionäre an, mit dem Anti-Doping-Kampf überfordert zu sein. Als Gegenmaßnahme führte Augustin die Multiplikatoren-Schulung „Dopingprävention“ an, die in diesem Jahr zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit Heidelberger Zentrum für Dopingprävention stattfindet.
Vorreiter im Anti-Doping-Kampf auf der Ebene der Landesverbände ist laut Dr. Franz-Josef Kemper (ausgerechnet) der Radsport-Verband Rheinland-Pfalz. Bei vielen regionalen Rennen wurde die Startgebühr um einen Euro erhöht. „Von diesem Anti-Doping-Euro und einem Zuschuss unseres Ministeriums werden Dopingkontrollen finanziert“, berichtete Kemper, Abteilungsleiter Sport und Ehrenamt.
Der Triathlon-Verband will diesem Beispiel folgen. „Die wirkliche Überzeugungsarbeit muss aber in den Köpfen der Funktionäre und der Sportler stattfinden“, forderte Bruch. Dafür werden sein Ministerium und der Landessportbund ihre gemeinsamen Bemühungen intensivieren.
Quelle: DOSB