Kein Schweizer Volkslauf lockt mehr ausländische Läuferinnen und Läufer an als der Jungfrau-Marathon. Im letzten Jahr waren nicht weniger als 2159 Läuferinnen und Läufer aus 60 Nationen vertreten. Das lässt sich erklären.
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2010“ – Eine weite Reise wert – 18. Jungfrau-Marathon am 11. September 2010
Warum er den Jungfrau-Marathon Jahr für Jahr bestreite und die aufwendige Anreise aus dem süddeutschen Deckenpfronn auf sich nehme, fragen wir Olaf Heinemann. Der 67-Jährige ist einer der 67 Läuferinnen und Läufer, welche auch nach 17 Austragungen noch nie gefehlt haben. Heinemann lacht. «Da gibts nicht eine Antwort, da sind diverse Gründe zu nennen.» Und er beginnt aufzuzählen: «Weil der Jungfrau-Marathon so schwer ist, weil er derart schön ist, ein Naturereignis, weil er hervorragend organisiert wird, weil ich immer gelaufen bin und die Serie fortführen möchte, weil ich damit Urlaub in einer einmaligen Landschaft verbinde, weil in jedem Jahr viele Lauffreunde hier starten und weil nach dem Lauf das Bier und die Rösti so gut schmecken.»
Voilà, da bleibt nicht mehr viel anzumerken – zumal Heinemann ein sehr erfahrener Läufer ist: Rund 200 Marathons und Ultras ist er in Deutschland, Holland, der Schweiz und in Österreich gelaufen. Und er betont: «Der Jungfrau-Marathon ist der schönste Landschaftslauf, den ich kenne. Fragt sich, was die bisherigen 17 Rennen unterscheidet. «Mir blieb die erste Austragung in Erinnerung», sagt er und spricht von den Alphornbläsern und Fahnenschwingern, die ihn damals überraschten. Und das ist geblieben: «Da kommen Emotionen hoch, drücken Tränen in die Augen, so schön ists.»
Höhen und Tiefen
Begeistern lässt sich Heinemann bereits während den ersten 25 Kilometern. Die Passagen in den Dörfern hinterlassen immer wieder prägende Erinnerungen. Zum Beispiel nennt er Gsteigwiler, «wo eine einzigartige Stimmung herrscht und die Bevölkerung voll mitmacht». Auch in andern Dörfern herrscht Hochstimmung. Sodann verschiebt sich die Wahrnehmung. Mit den vielen Höhenmetern ab Kilometer 25 und Lauterbrunnen wird der Körper gefordert. Als weiteren Höhepunkt erlebt Heinemann jeweils die anderthalb Kilometer vor Wengen. Da offenbart sich erstmals das Gefühl der überwundenen Höhenmeter. Da präsentieren sich die Bergketten. Und immer stärker tritt diese Bergwelt ins Zentrum. «Ab Kilometer 35 wird der Ausblick auf Eiger, Mönch und Jungfrau überwältigend. Da bist du den Riesen ganz nah», sagt er.
Eine ähnliche Faszination verspürt auch Ulli Knab (69) aus Troisdorf (D). Auch er ist bisher immer dabei gewesen. Er ergänzt mit seinen Empfindungen: «Das Streckenstück zwischen Wixi und dem Ziel ist einzigartig: Körperlich fast am Ende sorgt diese wahnsinnig schöne und steile Passage für tiefe Empfindungen. Diese Kilometer sind jeweils der Höhepunkt des ganzen Jungfrau-Marathons.» Eingestellt hat sich Knab auf die Veränderungen, die sich durch den Anstieg der Teilnehmerzahlen und die zusätzlich zugelassenen Läuferinnen und Läufer ergeben hat: «Früher liess sich da nach eigenem Leistungsvermögen vorwärtskommen, heute muss man teilweise warten.» Als nur nachteilig sieht er dies nicht: «Es bietet Gelegenheit sich umzuschauen und sich zu unterhalten.» Und überblickt Knab heute alle seine Jungfrau-Marathons, sagt er: «Jeder ist für sich in Erinnerung geblieben. Hier erlebte ich alle Höhen und Tiefen und alle Wetterlagen».
Mehr Informationen zum 18. Jungfrau-Marathon 2010 unter www.jungfrau-marathon.ch.