Der Zürcher Silvesterlauf gehört zu den beliebtesten Schweizer Volksläufen. Dezember für Dezember zieht er rund 15 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Zu diesen zählen erfreulicherweise auch Jugendliche, die Freude an diesem Lauf gefunden haben.
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft \“Swiss Runners 2010\“ – Die Jugend kommt – 34. Zürcher Silvesterlauf am 12. Dezember 2010
Begeisterung, vielfach etwas Leichtes, Spielerisches strahlen die jüngsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Volksläufen aus. 5-, 6-, 7-, 8-jährig sind sie. Am Zürcher Silvesterlauf beteiligen sich jährlich Hunderte in den Muki-/Vaki-Rennen und machen so ihre ersten Erfahrungen beim Laufen. Bei den einen bleibt die Freude am Rennen erhalten. Der Vergleich mit den Gleichaltrigen reizt. Viele aber wenden sich jedoch vom Laufsport ab. Entweder betreiben sie eine andere Sportart oder (schlimmer) sie werden inaktiv.
Wer sich in den Resultatlisten des Zürcher Silvesterlaufs umsieht, stösst beispielsweise bei den heute 13- bis 16-Jährigen auf 16 Namen, die mit dem Silvesterlauf gewachsen sind und nach wie vor mit von der Partie sind. Wir haben eine junge Läuferin zufällig ausgewählt und sie gefragt, wie sie ihre Begeisterung erklärt. Um Mirjam Russenberger aus Wädenswil handelt es sich.
Prägend war für Mirjam Russenberger die Premiere. «Lässig ists gewesen mit einer Nummer auf dem Bauch und so vielen Leuten und so viel Begeisterung», erinnert sie sich an ihren ersten Start im 1999. Gut 3-jährig war sie damals. Zusammen mit ihrem Vater Christian Russenberger wagte sie sich auf die 1,4 km lange Strecke. Sie blieb dabei. An «mega viele Zuschauer und an die vielen Geschenke im Ziel» erinnert sie sich. Die Banane nennt sie ebenso explizit wie die Medaille.
Vorne laufen ist lustiger, aber …
Der Muki-/Vaki-Kategorie entwuchs Mirjam Russenberger schnell. Dem Silvesterlauf blieb sie dennoch treu. Und die anfängliche Unsicherheit ist gewichen. «Du wirst angefeuert, die Leute rufen vom Strassenrand hopp, hopp.» Und einmal, vor drei Jahren, war sie «wirklich gut». Als 28. klassierte sie sich unter 276. Solche Erfolgserlebnisse dürften immer schwieriger werden, weiss sie. Die Zahl der Konkurrentinnen nimmt mit zunehmendem Alter ab, dafür gehören die noch verbleibenden grösstenteils einem Leichtathletik- oder Laufklub an. Mirjam Russenberger hat dies bis jetzt nicht gestört. «Ich gehe nicht an den Silvesterlauf um zu gewinnen, für mich ist der Silvesterlauf ein Erlebnis.»
Ihre Wettkampfvorbereitung sieht keine Laufeinheiten vor. Ihre Fitness holt sie im DFC Wädenswil, wo sie zweimal pro Woche trainiert. Die Distanz bereitet ihr so keine Sorgen. «Ich halte mich zurück und bald sehe ich das Ziel. Dann gebe ich nochmals Vollgas.» Keine grosse Bedeutung misst sie der Rangierung bei. «Das Mitmachen bereitet Spass», sagt sie – und fügt dann mit einem Lachen an: «Vorne laufen ist schon lustiger als hinten.» Diese Erfahrung hat sie schon auf anderem Terrain gemacht. Vor Jahren gewann sie den «Schnellsten Wädenswiler».
Viktor Röthlin und die Verkleideten
Zum Zürcher Silvesterlauf gehört für Mirjam Russenberger aber längst nicht nur ihr Rennen. «Beim Silvesterlauf beteiligt sich die ganze Familie», sagt sie. Vater Christian, ein Volksläufer ohne grössere Ambitionen, führt an seiner Hand nicht mehr Mirjam sondern ihre nunmehr vierjährige Schwester Vivienne. Und Mutter Michèle Russenberger Handschin muss sich keines Kindes mehr annehmen. Sie startet in der Kategorie Sie und Er zusammen mit Mirjams Onkel. Auch die 11-jährige Schwester Stephanie läuft mittlerweile für sich.
Und der Silvesterlauf ist für die Russenbergers nicht einfach ein Rennen. Er ist mit Traditionen verbunden. «Wir verfolgen das Elite-Rennen», sagt Mirjam Russenberger und erwähnt, welchen Eindruck ihr da etwa Viktor Röthlin und Sabine Fischer bei ihren Siegen hinterlassen haben. Und fachkundig gibt sie zu bedenken: «Sonst gewinnen doch immer die Schwarzen.» Und dann erwähnt sie noch ihre Erinnerungen an die Volkslaufkategorien: «Da laufen sie im Dunkeln mit der Weihnachtsbeleuchtung, und da hats einige ganz lustig Verkleidete darunter.»
Dieser Mix ist es, der die Beliebtheit des Silvesterlaufs ausmacht. Und weil nicht in jeder Kategorie die Leistung in Zeiten und Rängen im Zentrum steht, entsteht vielfach die ganz besondere Silvesterlauf-Atmosphäre. Diese führt dazu, dass längst nicht nur Läuferinnen und Läufer angesprochen werden, sondern generell aktive Menschen, die vor den Festtagen nochmals ein sportliches Ziel angesteuert haben.
Mehr Informationen zum 34. Zürcher Silvesterlauf 2010 unter www.silvesterlauf.ch.