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13
04
2010

Karl Lennartz – Die Geschichte der olympischen Marathonläufe – Teil 1 – „2500 Jahre Marathon“

By GRR 0

Im Jahr 2010 wird ein einzigartiges Jubiläum im Sport begangen und gefeiert: 2500 Jahre Marathon.

Die Feierlichkeiten zu diesem Jubiläum finden im Vorfeld des 28. Athens Classic Marathon am 31. Oktober 2010 statt. Der Athens Classic Marathon – auf  der klassischen Strecke von Marathon nach Athen – mit dem Ziel im Olympiastadion von 1896. Der Deutsche Leichtathletik-Verband wird am 7. Mai beim Gutenberg Marathon Mainz in einem Festakt dieses Jubiläum mit vielen Gästen begehen.

Zu den Höhepunkten beim Marathon-Festakt in Mainz gehören der Festvortrag des Sporthistorikers Prof. Dr. Norbert Müller vom Institut für Sportwissenschaft der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz sowie die Eröffnung der internationalen Wanderausstellung „2500 Jahre Marathon“ des Sportmuseums Berlin "AIMS Marathon Museum of Running".

Im folgenden publizieren wir den Beitrag von  Karl Lennartz – Geschichte der olympischen Marathonläufe – Teil I – Teil II folgt kurz danach – im Lauf des Jahres erscheinen diese Beiträge in einem Buch mit vielen Fotos.

Horst Milde

Kapitel I: Pheidippides

Über kein antikes „Sportereignis“ ist in den vergangenen 110 Jahren so viel geschrieben worden wie über den Marathonlauf. Eine Bibliographie müßte wahrscheinlich viele hundert Titel aufnehmen. Ob Michel Bréal dies
geahnt hat, als er dem ersten IOC-Präsidenten Demetrios Vikelas und dessen Generalsekretär Baron Pierre de Coubertin in zwei Briefen den Vorschlag unterbreitete, bei den ersten Olympischen Spielen der Moderne in Athen einen Lauf von Marathon zum Panathenäischen Stadion durchzuführen und für den Sieger einen
Pokal zu stiften.

Seitdem hat es viele tausend Marathonläufe gegeben und die erfolgreichen „Finisher“ gehen in die Millionen.

Hat es aber nach der Schlacht bei Marathon 490 v. Chr. wirklich den Lauf eines Soldaten nach Athen gegeben, um dort den Sieg über die Perser zu verkünden und dann tot zusammenzubrechen?
Auch noch so viele Interpretationsversuche der Quellen werden uns keine absolute Klarheit bringen können. Herodot, der zehn Jahre nach der Schlacht seine Historien verfaßte, erwähnt den Botenlauf nicht. Er hätte sich wohl kaum ein so spektakuläres Ereignis entgegen lassen. Die beiden einzigen Informationen stammen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Lukian in Pro Lapsu inter Salutandum 3:

Als erster soll der Tageläufer Philippides nach der Schlacht bei Marathon den Archonten, die sich versammelt hatten und sich über die Schlacht Gedanken machten, gemeldet haben:
‚Freut Euch, wir haben gesiegt’. Danach wäre er tot umgefallen. Er hätte seinen letzten Atemzug für die Nachricht verwendet.

Plutarch in De gloria Athenensium 3,47 C: Herakleides Pontikos erzählt, daß Thersippos aus Eroia Kunde von der Schlacht bei Marathon brachte. Die meisten aber sind der Ansicht, daß es Eukles gewesen ist. Er lief noch mit den Waffen und war erhitzt vom Kampf, als er bei den führenden Männern plötzlich auftauchte. ‚Freut Euch, wir haben gesiegt’, konnte er noch sagen. Dann sei er gestorben.

Herodot erwähnt aber im VI. Buch seiner Historien aber einen anderen Lauf:Herodot erwähnt aber im VI. Buch seiner Historien aber einen anderen Lauf:
105: Als die Feldherren noch in der Stadt waren, schickten sie einen Herold, den Athener Pheidippides, der von Beruf Tageläufer war, nach Sparta. Pheidippides erschien, wie er selbst erzählte und den Athenern meldete,
beim Berg Parthenios oberhalb von Tegea, der Gott Pan. Dieser hätte laut den Namen Pheidippides gerufen und ihm aufgetragen, den Athenern zu berichten, daß er ihnen wohlgesinnt sei und ihnen bereits vielfach geholfen hätte und das auch weiterhin tun würde. […]

106: Nachdem Pheidippides von den Feldherren entsandt worden war, wobei ihm, wie berichtet, der Gott Pan erschienen sei, traf er am zweiten Tag aus der Stadt der Athener in Sparta ein.

Über den Lauf des Pheidippides berichtet auch Plinius in seiner Naturalis Historiae (VII, 20,84):
Cucurrisse MCXL stadia ab Athenis Lacedaemonem biduo Phidippidem, magnum erat, […].

Etwas erfunden mutet die Erscheinung des Gottes Pan. Möglicherweise hatte Pheidippides Halluzinationen oder eine hohe Ausscheidung von endogenen Opiaten. Dies wird heute als Runner’s High bezeichnet. Dazu bemerkt
der Kölner Immunologe und Läufer Gerhard Uhlenbruck:

„Hier spielen die durch ausdauernde körperliche Belastung produzierten β-Endorphine eine entscheidende Rolle, denn sie rufen bei dem Betreffenden eine Hochstimmung hervor, die ihn die eigene körperliche Befindlichkeit unkritisch überschätzen läßt. […] Der Sport gibt uns sogar die Möglichkeit, ‚hausgemachtes Glück’ zu produzieren, indem wir uns aufgrund körperlicher Hochleistung ein seelisches Hoch leisten können.“

 

Karl Lennartz – Geschichte der olympischen Marathonläufe – Teil 1

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author: GRR

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