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23
04
2010

Sexueller Kindesmissbrauch ist kein Tabu-Thema mehr: Betroffene Kinder brauchen Hilfe

Missbrauch: Weiss fordert Ausbau von Beratungsstellen – DOSB-Präsidiumsmitglied Ingo Weiss hat ein positives Fazit des ersten Runden Tisches zum Thema „Sexueller Kindesmissbrauch“ gezogen.

By GRR 0

„Dies ist kein Tabu-Thema mehr, sondern wird von allen Seiten als ernsthaftes Problem wahrgenommen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend (dsj), die zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gehört, nach dem Treffen, zu dem die Bundesministerinnen Dr. Kristina Köhler (Familienministerin), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Justizministerin) und Prof. Dr. Annette Schavan (Forschungsministerin) Vertreter aus Kirche, Schulen, Sport, Opfer- und Hilfsverbänden sowie Wissenschaftler eingeladen hatten.

Die Teilnehmer des Runden Tisches vereinbarten, zwei Unterarbeitsgruppen einzusetzen. Außerdem soll sich der Runde Tisch in diesem Jahr noch ein zweites Mal treffen.

Bei dem Gespräch forderte Weiss den Ausbau von Beratungsstellen und Präventionskampagnen auf gesamtgesellschaftlicher Ebene. „Wir verstehen uns als Beratungsstelle für den Bereich Sport und brauchen geschultes Fachpersonal, das finanziert werden muss.“ Der DOSB versucht durch gezielte Initiativen bereits seit vielen Jahren Kinder und Jugendliche stark zu machen, sich gegen sexualisierte Gewalt im privaten und öffentlichen Bereich zur Wehr zu setzen und Opfer zu ermutigen, Beratung zu suchen. Ähnliche Projekte gibt es auch für Frauen wie das Projekt „Gewalt gegen Frauen – nicht mit uns“.

Der DOSB hatte am 26.März 2010 ein Positionspapier seines Präsidiums zum Thema veröffentlicht und bereits seit Jahren das Thema sexualisierte Gewalt insbesondere in den Rahmenrichtlinien zur Aus-, Fort- und Weiterbildung für Trainerinnen und Trainer sowie im Trainer-Ehrenkodex verankert. „Wir werden weiter daran arbeiten, eine Kultur des Hinsehens und der Hinwendung zu den Opfern zu pflegen“, sagte Weiss.

Unter Federführung von DOSB und dsj wird das Netzwerk der Mitgliedsorganisationen im Hinblick auf dieses Thema weiter ausgebaut . „Der Münchener muss sich erkundigen können, wenn da plötzlich jemand von Hamburg kommt und als Übungsleiter arbeiten will“, erklärte Ingo Weiss.

Das Mitglied des DOSB-Präsidiums schloss sich der Forderung nach einem erweiterten polizeilichen Führungszeugnis für hauptamtliche Trainerinnen und Trainer sowie pädagogischen Mitarbeitern im Sport an, warnte aber zugleich davor zu glauben, dies tauge als „präventives Breitbandantibiotikum“, das alle Problem auf einmal löse: „Es muss gezielt eingesetzt werden. Bei den mehreren Millionen ehrenamtlichen Übungsleitern und Betreuern im DOSB ist eine derartige Verpflichtung weder Ziel führend noch praktikabel.“ In der Praxis komme es vor allem auf den wachen Blick und das geschärfte Bewusstsein der Verantwortlichen in Vereinen und Verbänden an.

Weiss rief zugleich Vereine und Verbände auf, unter Einbeziehung des Jugendamtes jeden Verdachtsfall zur Anzeige zu bringen und Vertrauenspersonen zu benennen, die von Opfern angesprochen werden können. Dabei müsse der Schutz des Opfers stets im Vordergrund stehen und jeder Schritt mit ihm bzw. den Erziehungsberechtigten abgestimmt sein.

Ingo Weiss dankte Bundesfamilienministerin Kristina Köhler für zahlreiche konstruktive Anregungen und forderte abschließend: „Bei sexualisierter Gewalt darf es kein Pardon geben.“ Deshalb behalte sich der DOSB auch weiterhin bei Missbrauchstatbeständen vor, entsprechende Trainer und Betreuer auch über die Grenzen von Verjährung, Bewährung und Verurteilung hinaus nicht für deutsche Olympiamannschaften zu nominieren.

Quelle: DOSB

author: GRR

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