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28
04
2010

Eine blaue Mütze ist eine der zahlreichen aktuellen Neuerwerbungen des Sportmuseums. Der Postbote brachte die Schenkung im Paket aus dem westfälischen Hagen. Frau Gabriele Bergfeld hatte es zuvor aufgegeben. Deren Großvater Willy Krause war in den 1960er Jahren während seines Rentenalters als Pförtner im Berliner Sportpalast tätig.

„Das Exponat des Monats“ II. – Museale Raritäten aus dem Sportmuseum Berlin – Die blaue Mütze des Pförtners und der legendäre Berliner Sportpalast – AIMS Marathon Museum of Running – Thomas Willaschek berichtet

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Das Sportmuseum Berlin – "AIMS Marathon Museum of Running" – ist hier speziell als Laufsport-, Marathon und Leichtathletikmuseum vorgestellt worden. Diese "Sport-Fachrichtung" ist nur eine Disziplin des vielfältigen Sports aller Fachrichtungen, die vom Sportmuseum Berlin gesammelt werden.

Mit dem heutigen Beitrag soll aber auf die anderen umfangreichen Sammlungen der vielen Sportarten des Museums hingewiesen werden, die von den Mitarbeitern dokumentiert, bearbeitet, gepflegt und archiviert werden. In Berlin sind seit jeher alle Sportarten zu Hause – und so vielfältig sind auch die diversen Sammlungen. Dazu gehört auch die Dokumentation an berühmte Berlin Sportstätten, die es  durch Kriegseinwirkungen oder durch Abriß nicht mehr gibt. Dazu gehört der Berliner Sportpalast in der Potsdamer Straße, der berühmt wurde durch sportliche, musikalische, politische und gesellschaftliche Ereignisse. Im folgenden wird insbesondere  – durch die Bilder – auf die berühmten Sechstagerennen und Eiskunstlaufen, dem Berliner Original "Krücke" und dem Eiskunstlaufstar Sonja Henie eingegangen.

Horst Milde

Eine blaue Mütze ist eine der zahlreichen aktuellen Neuerwerbungen des Sportmuseums. Der Postbote brachte die Schenkung im Paket aus dem westfälischen Hagen. Frau Gabriele  Bergfeld hatte es zuvor aufgegeben. Deren Großvater Willy Krause war in den 1960er Jahren während seines Rentenalters als Pförtner im Berliner Sportpalast tätig.

Seit Beginn der 1970er Jahre ist dieser bei den sportbegeisterten Berlinern einst so beliebte Bau aus dem Stadtbild verschwunden.

Der Sportpalast in der Potsdamer Straße, im November 1910 mit einer Eisrevue „Am Nordpol“ eröffnet, wurde in den folgenden Jahrzehnten u.a. Austragungsort zahlreicher Sportveranstaltungen. Die Kurvenflitzer des Berliner Schlittschuh-Clubs trugen hier ihre Meisterschaftspiele im Eishockey aus, im Seilquadrat standen die Boxidole Max Schmeling oder Hans Breitensträter. Auf einer 140-m-Rundenstrecke sowie sich im Inneren des Ovals befindlichen 5 Laufbahnen wurden die Sieger und Platzierten zahlreicher Hallensportfeste ermittelt.

Was wäre jedoch der Sportpalast ohne seine 6-Tage-Rennen gewesen. 1911 zum ersten Mal auf einer klappernden Holzbahn mit dem Sieg des Berliners Walter Rütt ausgetragen, zogen sie fortan die Zuschauer aller Schichten der Gesellschaft in Scharen in die Halle.

Immer mit dabei – das Berliner Sportpalast-Original "Krücke". Mit bürgerlichem Namen hieß er eigentlich Reinhold Franz Habisch. Sein Kindheitstraum, ein berühmter Rennfahrer zu werden, mußte aufgrund eines schweren Unfalls unerfüllt bleiben. In die Herzen der Berliner pfiff er sich dennoch. Im Sportpalast, vom Heuboden aus, dort, wo die Zuschauer auf den billigsten Plätzen oberhalb der steilen Westkurve saßen, feuerte er zu jedem Wettkampf die Rennfahrer an. Dabei pfiff er auf zwei Fingern in Anlehnung an den Walzer "Wiener Praterleben" und versehen mit eigenen Koloraturen den noch heute weltbekannten Sportpalast-Walzer.

Max Schmeling schenkte ihm nach seinem Weltmeisterschaftssieg im Juni 1930 gegen den Amerikaner J. Sharkey 3.000 Mark für den Kauf eines Zigarrenladens.
 
Im 2. Weltkrieg wurde der Sportpalast durch Fliegerbomben vollständig zerstört, Ende 1945 notdürftig instand gesetzt und am 4. April 1953 mit Eiskunstlauf und Eishockey zur 60-Jahr-Feier des Berliner Schlittschuh-Clubs wiedereröffnet.

Trotz zahlreicher Großveranstaltungen unterschiedlichster Art in den darauffolgenden Jahren – das Flair der vergangenen alten Zeiten konnte man im Sportpalast nicht mehr erleben.

Im Anschluß an die letzte Vorstellung der Revue „Der Narr von Paris und seine Marotten“ am 31. März 1973 gingen im Sportpalast für immer die Lichter aus. Auch für Pförtner Willy Krause mit der blauen Mütze gab es in der Halle fortan nichts mehr zu tun. Wenig später erfolgte der Abriß.

Thomas Willaschek  

Dieser Beitrag soll aufzeigen, wie wichtig es ist, die Sammlungen, Arbeit und Dokumentation des Sportmuseums Berlin durch Schenkungen, Dauerleihgaben, Donationen und Spenden zu fördern und zu unterstützen.

 

Sportmuseum Berlin, AlMS Marathon-Museum of Running,

 

Olympiapark Berlin,
Hanns-Braun-Straße, 14053 Berlin.
Telefon: (030) 3 05 83 00; (030) 3 05 83 90 (Bibliothek/Archiv);
(030) 3 05 83 50 (Fotosammlung).
E-Mail: sportmuseum.berlin@t-online.de
www.sportmuseum-berlin.de

Weitere Museumsbeiträge:

"Das Exponat des Monats" I.  – Museale Raritäten aus dem Sportmuseum Berlin – AIMS Marathon Museum of Running – Die Startpistole – Horst Milde berichtet

 

Weitergehende Informationen:

Das Sportmuseum Berlin im Olympiapark Berlin – AIMS Marathon Museum of Running
Das Sportmuseum Berlin im Olympiapark Berlin – AIMS Marathon Museum of Running

Sportmuseum Berlin – Das fitteste Museum der Hauptstadt
Sportmuseum Berlin – Das fitteste Museum der Hauptstadt

Die Reihe "Exponats des Monats" wird fortgeführt …

author: GRR

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