Tsegaye Kebede kommt aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Er ist das fünfte von 13 Kindern und wuchs in Gerar Ber auf, einer Stadt rund 40 km nördlich von Addis Abeba.
Tsegaye Kebede – vom Brennholz-Sammler zum London-Marathon-Gewinner Große Straßenlauf-Sieger des Frühjahrs im Portrait (Teil 3)
Haile Gebrselassie ist sein Vorbild, die Zeiten des Superstars zu erreichen, ist sein Ziel: Tsegaye Kebede lief beim London-Marathon im April zum bisher größten Sieg seiner Karriere.
Der nur 1,58 Meter große und 50 Kilo leichte Äthiopier gewann das hochkarätigste Rennen des Jahres in 2:05:19 Stunden. „Der Sieg in London – das ist mehr als ich erwartet hatte. Trotzdem glaube ich, dass ich in der Zukunft noch stärker sein werde, denn ich bin ja noch jung“, erklärte der 23-Jährige.
Tsegaye Kebede kommt aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Er ist das fünfte von 13 Kindern und wuchs in Gerar Ber auf, einer Stadt rund 40 km nördlich von Addis Abeba. Sein Vater ernährte die Großfamilie mit dem Verkauf von Brennholz. Doch sein Einkommen alleine reichte nicht zum Überleben. Als Kind und als Jugendlicher musste Tsegaye Kebede selbst Holz sammeln oder auch Vieh auf der Weide hüten, um etwas Geld für seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Täglich arbeitete er und bekam dafür einen Lohn von umgerechnet gut 20 Cent. Mit einer Mahlzeit am Tag musste Tsegaye Kebede auskommen.
Durch seine Arbeit absolvierte er lange Wegstrecken und trainierte dadurch unbewusst. Das Laufen machte ihm aber auch Spaß und so startete er 2006 bei einem Halbmarathon in Addis Abeba. Dort sah ihn der Leichtathletik-Trainer Getaneh Tessema und bot ihm an, mit seiner Laufgruppe ein Probetraining zu absolvieren. Tsegaye Kebede nahm dann an einem Testlauf über 10 km teil und ließ aus der Gruppe alle bis auf einen Läufer hinter sich: Schneller war lediglich Deriba Merga, der heute neben Kebede zu den stärksten äthiopischen Marathonläufern zählt.
Vor gut drei Jahren begann dann die Marathonkarriere des Tsegaye Kebede zunächst mit einem Sieg beim Marathon in Addis Abeba in 2:15:53 Stunden. Noch 2007 startete er zum ersten Mal in Europa und steigerte seine Marathonbestzeit gleich um gut sieben Minuten. In Amsterdam wurde er mit 2:08:16 Achter. Anschließend zeigte er seine Schnelligkeit im Halbmarathon von Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate), wo er Anfang des Jahres 2008 in 59:35 Minuten Zweiter wurde.
Mit einem Sieg beim Paris-Marathon im April 2008 und einer weiteren neuen Bestzeit von 2:06:40 Stunden qualifizierte sich Tsegaye Kebede dann für den olympischen Marathon. In Peking gewann er auf Anhieb eine Bronzemedaille.
„Haile Gebrselassie war immer eine große Motivation für mich. Seine Bestzeit zu erreichen, ist mein Ziel“, antwortet Tsegaye Kebede auf die Frage nach dem äthiopischen Lauf-Superstar und dessen Marathon-Weltrekord von 2:03:59 Stunden. „Wenn ich gesund bleibe, dann kann ich seinen Weltrekord erreichen und die Zeit unterbieten.“ Mit dem Holländer Jos Hermens hat Kebede auch den gleichen Manager wie sein Vorbild Gebrselassie.
Nach den Olympischen Spielen von Peking hatte Tsegaye Kebede mehrfach bestätigt, dass er zu den besten Marathonläufern der Welt gehört. Noch im gleichen Jahr gewann er in Fukuoka mit 2:06:10 Stunden, 2009 lieferte er sich dann in London ein dramatisches Duell mit Kenias Olympiasieger Sammy Wanjiru. Damals wurde Kebede mit zehn Sekunden Rückstand Zweiter in 2:05:20.
Einer weiteren Bronzemedaille beim Berliner WM-Marathon 2009 folgte eine erfolgreiche Titelverteidigung in Fukuoka mit einer erneuten Bestzeit (2:05:18). Nur um eine Sekunde verpasste Tsegaye Kebede nun in London diesen persönlichen Rekord. „Ich bin sehr froh über meine Siegzeit. Dass ich meine Bestzeit knapp verpasst habe, ist nicht schlimm. Ohne den anfänglichen Regen und die dadurch rutschigen Straßen wäre ich wahrscheinlich unter 2:05 Stunden gelaufen“, erklärte Tsegaye Kebede, der seit 2008 bei allen seinen großen Marathonrennen nie schlechter als auf Platz drei platziert war.
Bereits dreimal in seiner Karriere erreichte er dabei Zeiten von unter 2:05:30 Stunden. Nur einem gelang dies bisher viermal: Haile Gebrselassie.
race-news-service.com