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08
2010

Der Marathonlauf – ohne Zweifel eine der dramatischsten und wichtigsten Entscheidungen bei Olympischen Spielen – hat seinen Ursprung in der Schlacht von Marathon 490 vor Christus

2500 Jahre MARATHON – das größte Marathon-Jubiläum aller Zeiten in Athen – Athens Classic Marathon

By GRR 0

Keiner wird den 100. Boston-Marathon vergessen. Es war im April 1996 ein sensationelles Jubiläum in jeglicher Hinsicht. Es gab noch zwei weitere große Marathonrennen in der jüngeren Vergangenheit bei denen Laufsport-Geschichte geschrieben wurde: 1990, knapp ein Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer, wurde der erste Berlin-Marathon durch Ost und West gestartet.

Ebenso bewegend und auch politisch signifikant war das Rennen durch New York 2001. Keine zwei Monate nach den Terroranschlägen gaben Läufer, Zuschauer und die gesamte Stadt eine eindrucksvolle Antwort auf die Gewalt. 

 

Jetzt sind die Griechen an der Reihe. Sie feiern im Herbst das bezogen auf die Geschichte des klassischen Laufes größte Jubiläum, das die Menschheit vielleicht je erleben wird: 2.500 Jahre Marathon!

 

490 vor Christus wurde der Marathonlauf in Griechenland geboren, am 31. Oktober 2010 findet das Rennen auf der klassischen Strecke von Marathon nach Athen statt. „Der nächste Athens Classic Marathon wird ein herausragendes Rennen sein. Für jeden Läufer wird es etwas ganz besonderes sein, bei diesem Marathon teilzunehmen. Es könnte kein signifikanteres Jubiläum geben.

Das Rennen 2010 wird ein ähnliches Highlight wie der 100. Boston-Marathon 1996 oder der erste Berlin-Marathon nach dem Fall der Mauer 1990“, erklärte Horst Milde, der Vorsitzender des Symposiums ist, das die Association of International Marathons and Distance Races (AIMS) und SEGAS (der griechische Leichtathlik-Verband) in Marathon seit drei Jahren jährlich im  November in Marathon veranstaltet. „Es ist ein Jubiläum, das für ein Sportkonzept steht, das Menschen in der ganzen Welt begeistert. Marathon wird von vielen als persönliche Messlatte für Gesundheit, Fitness und Erfolg angesehen“, fügte der AIMS-Direktor hinzu. Der  Berliner weiß wovon er spricht, schließlich entwickelte er den Berlin-Marathon.

Der Ursprung des Marathons


Der Marathonlauf – ohne Zweifel eine der dramatischsten und wichtigsten Entscheidungen bei Olympischen Spielen – hat seinen Ursprung in der Schlacht von Marathon 490 vor Christus
. Im September griffen damals die Perser die Attika-Halbinsel an, um diesen Teil Griechenlands mit der Stadt Athen zu erobern. Sie gingen in der Nähe der Stadt Marathon an Land. Doch in einer für die Griechen wegweisenden und strategisch geschickten Schlacht gelang es ihnen, erstmals die zahlenmäßig überlegenen Perser zu besiegen und damit entscheidend zurückzuschlagen. Nicht wenige Historiker gehen davon aus, dass diese Schlacht und der Sieg der Griechen auch für die Entwicklung der gesamten europäischen Kultur von entscheidender Bedeutung war.

Um den Sieg im knapp 40 Kilometer entfernten Athen zu vermelden, wurde ein Bote geschickt: Pheidippides rannte die Strecke ohne anzuhalten in voller Kampfausrüstung und verkündete in Athen: ,Nenikékamen’ (,Jubelt: Wir haben gewonnen’). Dann brach er tot zusammen, heißt es – Legende oder Wirklichkeit? Man geht eher von einer Legende aus.

Wie Yannis Emiris in dem 2004 zu den Olympischen Spielen in Athen erschienen Buch ,Marathon Run’ allerdings berichtet, gibt es Historiker, die davon ausgehen, dass es sich genau so zugetragen hat. Der Geschichtsschreiber Herodotus, der die Hauptquelle bezüglich der Überlieferung der Schlacht von Marathon ist, erwähnte diesen ersten ,Marathonlauf’ nicht. Erst bei anderen, wesentlich später lebenden Historikern, taucht Pheidippides auf, schreibt Emiris.

Mit Hilfe von laufenden Boten wurden damals in der Antike in erster Linie Briefe befördert. Die Läufer legten dabei große Strecken zurück, wie zum Beispiel von Athen nach Sparta. Pheidippides war einer von ihnen und soll diese Distanz von knapp 250 Kilometern auch vor der Schlacht von Marathon gerannt sein, um Hilfe von Sparta anzufordern. Er erreichte Sparta demnach einen Tag nachdem er in Athen losgelaufen war.

Wie auch immer: Nach der Schlacht von Marathon 490 vor Christus wurde der Marathonlauf geboren.

Der erste olympische Marathon 1896 in Athen

In der Vorbereitung auf die ersten modernen Olympischen Spiele, die im April 1896 in Athen stattfanden, suchten die Initiatoren um Pierre de Coubertain nach einem Wettbewerb, der eng mit der antiken Historie Griechenlands verknüpft ist. Es war dann Coubertains Landsmann, der Franzose Michel Bréal, der zwei Jahre vor der Olympia-Premiere bei einem Treffen in Paris vorschlug, einen Langstreckenlauf zu organisieren, in Erinnerung an den Lauf des Boten nach der Schlacht von Marathon. Damit war sowohl die Strecke als auch die Bezeichnung klar: Der Marathon führte von Marathon in die olympische Arena von Athen, das Panathinaikon-Stadion. Es heißt allerdings, dass es Michael Bréal nicht klar war, dass es sich dabei um eine so große Distanz von rund 40 Kilometern handelte.

Dass es ein Grieche war, der dieses Rennen gewann, erfüllte die Menschen mit großem Stolz. Spiridon Louis, der aus Maroussi in der Nähe von Athen stammte und sich bis dato als Schafshirte sein Geld verdiente, erreichte das Ziel nach 2:58:50 Stunden und wurde zu einem Volkshelden in seinem Land.

Die Distanz des Marathons betrug damals rund 40 Kilometer. Die Strecke war auch bei den folgenden Olympischen Spielen nie genau festgelegt. Zum ersten Mal wurden bei Olympia in London 1908 genau 42,195 km gelaufen. Diese krumme Distanz auf dem Weg vom Schloß Windsor ins Olympiastadion kam deswegen zustande, weil sich das Ziel vor der königlichen Loge befinden musste.

Das Internationale Olympische Komitee beschloss 1914 zunächst eine Marathonlänge von genau 42 Kilometern. Doch nachdem die Strecke in Amsterdam 1920 auf 42,75 km verlängert worden war, gab es eine neue Diskussion. Es war schließlich die Weltrekord-Kommission des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF, die ein Jahr nach den Spielen von Amsterdam entschied, dass die Distanz fortan so wie in London 1908 genau 42,195 km betragen soll.

Der Marathon bei Olympischen Spielen ist für die Topläufer noch heute das Ereignis schlechthin in dieser Disziplin. Doch während es früher nur wenige andere hochklassige Rennen gab – darunter waren die jährlichen Marathonläufe in Chiswick (London), Boston oder Fukuoka – erlebte der Lauf über die klassische Distanz in den 80er Jahren einen ersten internationalen Boom. Weltweit entstanden City-Marathonrennen mit großen Teilnehmerfeldern, die teilweise auch hochklassig besetzt waren. Vorbild war dabei der New York City-Marathon.

Der heutige Athens Classic Marathon

In Griechenland veranstaltete der nationale Leichtathletik-Verband SEGAS zunächst ab 1955 zweijährig einen Marathon für Topathleten auf der Originalstrecke, der aber natürlich die offizielle Streckenlänge von 42,195 km hatte. Mitte der 70er Jahre verschwand diese Veranstaltung, weil das Interesse der Eliteläufer sich auf leichtere Strecken konzentrierte und zudem anderswo zunehmend Preisgeld geboten wurde. 1983 startete SEGAS dann den Athens Classic Marathon, der seitdem jährlich auf der Originalstrecke veranstaltet wird.

Die Strecke von Marathon nach Athen ist außerordentlich schwer. Die ersten rund 12 km des Kurses sind flach und führen unter anderem um die Gedenkstätte der Schlacht von Marathon herum. Anschließend geht es zunächst allmählich und ab Kilometer 20 deutlich bergauf. Rund 10 km vor dem Ziel ist der höchste Punkt der Anhöhe zwischen Marathon und Athen erreicht. Von gut 200 Metern Höhe geht es dann mehr als 100 Meter bergab bis ins Ziel im Panathinaikon-Stadion. Die antike Arena wurde ursprünglich 330 vor Christus errichtet. Nach und nach zerstört, wurde das Stadion schließlich für die Olympischen Spiele 1896 neu errichtet.

Die langgezogene Marmor-Arena, deren Laufbahn nicht wie in heutigen Stadien üblich 400 sondern 333,33 Meter misst, war auch bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1997 und bei den Olympischen Spielen 2004 Zielpunkt des Marathons, der auf der historischen Strecke veranstaltet wurde. Die Kursrekorde des Rennens wurden jeweils bei Olympia 2004 aufgestellt. In extremer Sommerhitze lief damals der Italiener Stefano Baldini 2:10:55 Stunden und die Japanerin Mizuki Noguchi gewann Gold nach 2:26:20. Die Veranstaltungsrekorde des Athens Classic Marathon halten der Kenianer Paul Lekuraa (2:12:42/2008) und die Russin Svetlana Ponomarenko (2:33:19/2007).

Das große Jubiläum 2010

In den letzten Jahren hat sich die Teilnehmerzahl des Athens Classic Marathon kontinuierlich gesteigert. Noch vor vier Jahren registrierten die Veranstalter 4.223 Läufer, 2009 waren es alles zusammen bereits 11.825 Athleten aus rund 50 Nationen. Hier sind Wettbewerbe über kürzere Distanzen eingeschlossen. Der Marathon verzeichnete zuletzt 5.610 Läufer, wobei bemerkenswert ist, dass über 50 Prozent dieser Athleten aus dem Ausland kommt. Aufgrund des 2500-Jahre-Jubiläums wird jetzt sicherlich der größte Athens Classic Marathon stattfinden.

Eine Reihe von Veranstaltungen rund um das Rennen am 31. Oktober sind in Vorbereitung. So wird es zum Beispiel an der Marathon-Gedenkstätte eine Eröffnungsfeier geben, bei der das Marathon-Feuer entzündet wird. In Athen ist eine Veranstaltung geplant, bei der Marathon-Legenden im Mittelpunkt stehen werden. Die Historie des Marathons soll ebenfalls dargestellt werden. Zudem findet an den Tagen vor dem Rennen der 19. AIMS-World-Congress 2010 in Marathon statt. Das Sportmuseum Berlin (AIMS Marathon Musuem of Running) wird zu diesem Jubiläum in Athen eine Ausstellung präsentieren.

„2010 wird es 2500 Jahre her sein, dass der Name Marathon zu einem Synonym wurde für Anstrengung und Mut sowie zu einem Symbol wurde für Kultur und Demokratie. Die Stadt Marathon, für die ich die Ehre habe, sie zu repräsentieren, begrüßt dieses große Jubiläum, das die Werte herausstellen wird, die hier geboren wurden und dann ihren Weg um die ganze Welt gefunden haben“, sagte Spyridon Zagaris, der Bürgermeister der Stadt Marathon.

„Es könnte keinen besseren Ort geben als hier an der Gedenkstätte der Schlacht von Marathon, um unsere Verpflichtung gegenüber dem Laufsport, die auf Fairplay, Freundschaft und Frieden beruht, zu bekunden“, erklärte Paco Borao, der Vize-Präsident von AIMS, ein Jahr vor dem Jubiläum an der Gedenkstätte von Marathon. „Als Königsdisziplin der Olympischen Spiele wird der Marathon sein Image von Ethik, Solidarität und Frieden weiter repräsentieren. AIMS“, so Paco Borao weiter, „hat sich dazu verschrieben, in Zusammenarbeit mit der IAAF den Laufsport weltweit weiter zu bewerben und das Wissen sowie die Erfahrung zwischen den Mitgliedsrennen auszutauschen, um unseren Sport weiter gut zu entwickeln.

Millionen von Menschen betreiben den einfachsten, gesündesten und billigsten Sport im Leben: Laufen.“

race-news-service.com


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2500 Jahre Marathon-Lauf – Wann feiern wir den 2500. Jahrestag des Laufs des Pheidippides von Marathon nach Athen? Helmut Winter

author: GRR

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