Die Einschnitte im BMI-Budget scheinen erträglich.
Spitzensportförderung – Erträgliche Einschnitte – Michael Reinsch, Berlin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Spitzensportförderung des Bundesinnenministers (BMI) hat in diesem Jahr ihren Höhepunkt mit 138 Millionen Euro erreicht und wird in den kommenden Jahren kontinuierlich sinken. Das geht aus dem Etatentwurf für 2011 hervor, der für die Spitzensportförderung durch das BMI 132,782 Millionen Euro ausweist, 5,569 Millionen weniger als in diesem Jahr. Der Einzelplan 06 sieht im Olympiajahr 2012 noch 130,657 Millionen und bis 2014, dem Jahr der Winterspiele in Sotchi, ein Absinken auf 127,747 Millionen vor.
Damit würde die Spitzensportförderung von den Sparbemühungen der Regierung maßvoll betroffen sein und immer noch deutlich über dem Tief von 2007 liegen, als der heutige Finanzminister Wolfgang Schäuble lediglich knapp 109 Millionen Euro für den Spitzensport bereitstellte. Er erhöhte die Förderung in den folgenden Jahren über 127 Millionen (2008) und 136 Millionen (2009) auf den heutigen Stand.
Bundeswehr bleibt „Sponsor“
Auch eine reformierte und um ein Drittel verkleinerte Bundeswehr wird wohl den Sport fördern. In den Vorschlägen von Verteidigungsminister zu Guttenberg sind jedenfalls Sportsoldaten ebenso wie die Flugbereitschaft der Regierung ausgeklammert. Und noch gilt das Wort des Parlamentarischen Staatssekretärs im Verteidigungsministerium, Thomas Kossendey, der im Juni im Sportausschuss des Bundestages sagte, Ziel der internen Beratungen sei es, die Sportförderung zu erhalten. Derzeit beschäftigt die Armee 824 Spitzensportler, die sie für Training und Wettkämpfe frei stellt. Die Kosten dafür werden mit 30 Millionen Euro veranschlagt.
Die Zahl der Sportsoldaten soll bis London auf 744 abgebaut werden. Ein Erfolg der Olympiabewerbung von München 2018 wäre dem politischen Willen zur staatlichen Spitzensportförderung zuträglich. Der Leistungssportdirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, Ulf Tippelt, nannte die Sportförderung durch Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll unersetzbar.
Die Einschnitte im BMI-Budget scheinen erträglich. Das Kulturprogramm der Ski-Weltmeisterschaft, eine flankierende Maßnahme der Olympiabewerbung, schlägt 2010 noch mit 1,5 Millionen Euro zu Buche. Eine Million waren erstmals als Prämien für Trainer von erfolgreichen Olympiateilnehmern eingestellt; die Summe entfällt 2011. 3,6 Millionen werden bei zentralen Maßnahmen gestrichen, die in der vorolympischen Saison mit 90,761 Millionen Euro gefördert werden sollen. Personalausgaben steigen um 600.000 auf 2,458 Millionen Euro, die Sportwissenschaft verzeichnet bei 3,75 Millionen Euro ein Plus von gut 900.000.
Zusätzlich sollen Projekte wie ein sportmedizinisches Betreuungssystem mit einer Million Euro gefördert werden. Das Innenministerium setze sein Engagement fort, Deutschland im Sommersport wieder an die Weltspitze heranzuführen und im Wintersport den Spitzenplatz zu halten, heißt es im begleitenden Schwerpunktpapier. Wie in diesem Jahr soll die Dopingbekämpfung mit 3,4 Millionen Euro unterstützt werden.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 21. September 2010
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