Bei den Frauen muss eine Debütantin auch als Favoritin gelten: Mary Keitany (Kenia) ist die Halbmarathon-Weltmeisterin des Jahres 2009, die in diesem Jahr in Berlin den 25-km-Weltrekord auf 1:19:53 gesteigert hatte
New Yorker Marathonspektakel mit Superstar Gebrselassie und Debütantin Keitany
Das Marathon-Spektakel schlechthin wird am Sonntag in New York gestartet. Rund 50.000 Meldungen wurden für das weltweit größte Rennen über die 42,195 km angenommen. Im vergangenen Jahr erreichten 43.250 Läufer das Ziel im Central Park. In der Spitze ist der New York-Marathon sehr stark besetzt, auf der schwierigen Strecke sind aber keine Topzeiten a la Frankfurt oder Berlin zu erwarten.
Immer wieder hatten die Veranstalter des New York-Marathons in den vergangenen Jahren vergeblich versucht, Haile Gebrselassie an den Start zu bringen. Doch der Äthiopier wollte viermal in Folge lieber in Berlin den Weltrekord jagen – zweimal war er dabei erfolgreich – als den Sieg beim größten Marathon-Spektakel der Welt in Big Apple. Doch in diesem Jahr hatten die New Yorker schließlich Erfolg. Am Sonntag steht der 37-jährige aktuelle Weltrekordler (2:03:59 Stunden in Berlin 2008) am Start an der Verrazano Narrows Bridge.
„Irgendwann in der Zukunft werden mich die Leute fragen, ob ich auch den New York-Marathon gewonnen habe. Das ist mein Ziel in diesem Jahr“, erklärte Haile Gebrselassie zu seiner New York-Entscheidung, nachdem er im September ein anderes Ziel erreicht hatte. Der Äthiopier gewann den größten Halbmarathon der Welt im englischen Newcastle. Beim Great North Run zeigte er dabei eine eindrucksvolle Vorstellung. Seine Siegzeit von 59:33 Minuten zeigte, dass Haile Gebrselassie auf einem guten Weg ist für sein Rennen in New York.
In der US-Metropole hat Haile Gebrselassie bei zwei Halbmarathon-Starts unterschiedliche Erfahrungen gemacht. 2007 gewann er das Rennen in der immer noch aktuellen Kursrekordzeit von 59:24 Minuten. In diesem Frühjahr ging er mit Atemproblemen in der Folge einer Erkältung und wahrscheinlich einer zusätzlichen Pollenallergie vorzeitig aus dem Rennen.
Die Konkurrenz für Haile Gebrselassie ist am Sonntag allerdings hochkarätig. Die Veranstalter haben es dem Äthiopier nicht leicht gemacht, sich den Traum vom New York-Marathon-Triumph zu erfüllen. Auf der hügeligen Strecke könnte es daher spannend werden. Denn in der Vergangenheit feierte Haile Gebrselassie im Marathon stets nur dann große Erfolge, wenn das Rennen auf ihn zugeschnitten war und die Konkurrenz nicht zu stark war.
Vier Kenianer sind die voraussichtlich schärfsten Konkurrenten von Haile Gebrselassie in New York. Mit Abel Kirui startet der aktuelle Marathon-Weltmeister, der eine persönliche Bestzeit von 2:05:04 Stunden aufweist. Auch der Vize-Weltmeister von Berlin 2009 tritt gegen Haile Gebrselassie an: Emmanuel Mutai, der in diesem Jahr auch Zweiter beim London-Marathon war, hat bisher 2:06:15 erreicht. Eine Sekunde schneller war Gilbert Kirwa im vergangenen Jahr bei seinem Triumph in Frankfurt. Drei Marathonläufe hat der Kenianer bisher bestritten – die ersten zwei gewann er, dann wurde er Zweiter in Seoul. Mit James Kwambai ist zudem der drittschnellste Marathonläufer aller Zeiten im Rennen. Seine Bestzeit von 2:04:27 ist nur 28 Sekunden langsamer als Gebrselassies Weltrekord.
Ebenso zu beachten sind zwei Sieger vergangener Jahre: Der Brasilianer Marilson Gomes dos Santos gewann 2006 sowie 2008 und Meb Keflezighi geht als Titelverteidiger ins Rennen. Der amerikanische Olympia-Zweite hat theoretisch sogar die Chance, noch deutlich mehr zu verdienen als das normale Sieggeld von 130.000 US-Dollar. Wer es schafft seinen Titel in New York zu verteidigen, erhält zusätzlich weitere 70.000 Dollar.
Gespannt sein darf man, wie sich Viktor Röthlin in New York schlägt. Der Schweizer, der sich nach einer schweren Krankheit sensationell mit dem EM-Titel in der Hitze von Barcelona zurückgemeldet hatte, entschied sich trotz einer kurzen Vorbereitungszeit für einen Start in New York. Die letzten Ergebnisse deuten nicht darauf hin, dass Röthlin eine Rolle spielen könnte, doch das war vor Barcelona auch nicht viel anders. „Aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit weiß ich nicht, wo ich stehe. Aber New York wird eher wie ein Meisterschaftsrennen. Dadurch kann ich mich auf meine Stärken konzentrieren, meine Taktik“, erklärte Viktor Röthlin.
Ungewöhnlich viele Weltklasseathleten laufen in New York am kommenden Sonntag ihr Marathondebüt. Bei den Männern sind dies unter anderen Gebre Gebremariam (Äthiopien/Halbmarathon-Bestzeit: 60:25) und Peter Kamais (Kenia/59:53).
Bei den Frauen muss eine Debütantin auch als Favoritin gelten: Mary Keitany (Kenia) ist die Halbmarathon-Weltmeisterin des Jahres 2009, die in diesem Jahr in Berlin den 25-km-Weltrekord auf 1:19:53 gesteigert hatte. Außerdem werden Werknesh Kidane (Äthiopien) und Shalane Flanagan (USA) ihr Debüt laufen.
Wie bei den Männern geht auch bei den Frauen mit Derartu Tulu (Äthiopien/Bestzeit: 2:23:30) die Titelverteidigerin ins Rennen.
Ebenfalls zu beachten sind Salina Kosgei (Kenia/2:23:22), Madai Perez (Mexiko/2:22:59) und Mara Yamauchi (Großbritannien/2:23:12).
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