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06
11
2010

Falk Cierpinski erneut von Seitenstichen ausgebremst – Silke Optekamp steigert sich um fünf Minuten und wird beste Deutsche – Marathondebüt im „Training“ für Ingalena Heuck

Die Hoffnung stirbt zuletzt … Das Waterloo der deutschen Läufer in Frankfurt – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Während nur wenige Meter entfernt die afrikanischen Läufer ihren Triumphlauf durch Frankfurt feierten, saß verdeckt vom großen Rummel hinter der Ziellinie ein sichtlich niedergeschlagener Falk Cierpinski umringt von Journalisten und suchte nach Erklärungen. Einmal mehr war der Sohn des zweifachen Marathon-Olympiasiegers an seiner Erwartungshaltung gescheitert, die nach zahlreichen Nackenschlägen nicht einmal mehr sehr hoch sein konnte.

Fünfzehn Minuten nach dem großartigen Rekordrennen von Wilson Kipsang kam der Spergauer nach 2:20:43 als Einunddreißigster ins Ziel. „Es ist zum Kotzen“, drückte Cierpinski seine Riesenenttäuschung in drastischer Weise aus. Und mit Blick auf die von ihm selbst gehaltene deutsche Saisonbestmarke von 2:17:18 Stunden: „So schlecht können wir doch nun wirklich nicht sein!“

Für den gerade erst vor wenigen Tagen ernannten neuen Marathon-Bundestrainer Ronald Weigel kommt viel Arbeit zu, denn die deutsche Bilanz, vorrangig bei den Männern, fällt so schlecht aus wie schon lange nicht mehr. Seine Ausdauer-Kompetenz ist mehr denn je gefragt, denn Falk Cierpinski äußerte sich bereits an die Adresse des neuen ersten Ansprechpartners in Sachen Marathon beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). „Bereits nach 12 Kilometern hatte ich bereits wieder Beschwerden“, äußerte sich Falk Cierpinski zum Grund seines überaus enttäuschenden Auftritts bei idealen Laufbedingungen in der deutschen Finanzmetropole – und deutete immer wieder auf seine rechte Seite. „In der Vorbereitung hatte ich keine Probleme, da ich meine Trainingsprogramme ohne Druck rennen kann. Meine Form ist gut, so dass ich sogar daran denken konnte, meine Bestzeit angreifen zu können. Deshalb überrascht es mich, dass die Seitenstiche heute bereits so früh wieder aufgetreten sind!“

Bevor er die Saisonplanung mit Bundestrainer Weigel durchsprechend wird, steht allerdings ein Gang zum Zahnart an, weil der Spergauer als Ursache vereiterte Weisheitszähne sieht. „Ich hoffe, dass es nach der Operation steil aufwärts geht. Vielleicht schon mit einem Marathon in Frühjahr….“.Die Hoffnung stirbt sprichwörtlich zuletzt, denn bereits im Januar geht das Team um Falk Cierpinski zum Höhentrainingslager nach Eldoret ins kenianische Herzstück des Langstreckenlaufes.

Die deprimierende Vorstellung der deutschen Läufer ist nicht alleine an der Person Falk Cierpinski festzumachen. Bundestrainer Weigel erlebte auf dem Fahrrad eine schwarze Stunde, denn Cierpinskis Trainingskollege Tobias Sauter ging bereits nach 20 km aus dem Rennen. Nach Düsseldorf und dem EM-Lauf in Barcelona das bereits dritte Rennen in diesem Jahr. „Das ist natürlich ein miserables Jahr für unsere Gruppe“, kommentierte Falk Cierpinski das Ergebnis seiner Trainingsgruppe, zu der auch Martin Beckmann zählt, der vorrangig wegen der Geburt seiner Tochter vor drei Wochen auf einen Start in Frankfurt verzichtet hatte, aber auch in Barcelona vorzeitig aus dem Rennen gegangen war.

So blieb es dem früheren MTB-Olympiastarter Carsten Bresser (TuS Heltersberg) vorbehalten, als zweitschnellster deutscher Läufer mit persönlichem Hausrekord von 2:24:18 ins Ziel zu laufen. „Ich hatte natürlich das Glück, bis 36 km in der schnellsten Frauengruppe laufen zu können. Das hat mir natürlich viel geholfen“.

Mit Sabrina Mockenhaupt war auch die schnellste deutsche Marathonläuferin der Saison in Frankfurt am Start, doch keineswegs über die komplette Distanz, sondern nur als Staffelläuferin. Die Frankfurter Marathonluft schnuppern wollte auch die in dieser Saison wegen Verletzung nahezu komplett ausgefallene Julia Viellehner (LG Passau), als Staffelläuferin hatte sie derart viel Spaß, dass sie den im kommenden Jahr ernsthaft eingeplanten Marathon gerne in Frankfurt machen möchte: „Super Atmosphäre. Es reizt mich schon, hier im kommenden Jahr richtig schnell zu laufen!“

Richtig schnell gelaufen ist aber auch die für den PSV Grün-Weiß Kassel startende Silke Optekamp, die ihre im Frühjahr in Kassel gelaufene Bestmarke noch einmal um fünf Minuten steigern konnte – und nun als schnellste Deutsche auf Rang zwölf in einer Endzeit von 2:39:56 Stunden kam. „Ich denke, dass dies mein schönstes Geburtstagsgeschenk ist“, freute sich die Zahnmedizinische Assistentin aus Mönchengladbach am Tag ihres 32. Geburtstags. In der aktuellen Saison-Bestenliste rückt der Schützling von Trainer Jürgen Austin-Kerl auf Rang vier vor.

Auch Ingalena Heuck durfte die Bombenstimmung in der Frankfurter Festhalle genießen. Nach der krankheitsbedingten Absage in München wollte sie eigentlich nur einen flotten Trainingslauf absolvieren. „Wir wollten 1:30 anlaufen und dann einmal schauen, was noch mit einer schnelleren zweiten Hälfte machbar ist“, so ihr Trainer Pierre Ayardi.

Doch die deutsche Halbmarathonmeisterin machte bei ihrer Marathonpremiere so gut wie alles falsch, denn nach 1:23:04 Stunden sollte es schwer mit einer schnelleren zweiten Hälfte werden. Mit 2:48:19 Stunden lag sie dennoch als zweitschnellste deutsche Läuferin auf Rang 18 der Gesamtwertung. „Ich bin damit sehr zufrieden, denn eigentlich wollte ich langsamer laufen!“

Wilfried Raatz

 

author: GRR

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