Dieses Buch besteht aus mehr als 300 Fotografien, die bisher unbekannte Einblicke in den Alltag der DDR in den Jahren 1949 bis 1971 geben.
Körperkultur und Sport in der DDR – Ansichten und Einsichten -Eine Auswahl neuerer Buchveröffentlichungen zwei Jahrzehnte danach – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann stellt Bücher vor – Teil 1
Der Berliner Mauerfall am 9. November 1989 und die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 sind zwei historische Daten, die auch im Sport zu Brüchen und Umbrüchen, zu Vereinigungen und Veränderungen, zu Entdeckungen und Entledigungen, aber mehr noch zum Zusammenkommen und Zusammenwirken geführt haben: Welche neuen und alten Ansichten und Einsichten über den Sport in der DDR werden 20 bzw. 21 Jahre danach vertreten und vertrieben?
Darüber kann man in zahlreichen aktuellen Büchern einiges in Worten nachlesen und auf Bildern betrachten. Die insgesamt „nur“ sieben Titel der Sammelpräsentation sollen auch das breite Spektrum der thematischen Zugänge verdeutlichen, mit denen der Sport in der DDR damals bzw. in Ostdeutschland heute betrachtet wird. Es handelt sich lediglich um eine begrenzte Auswahl von neueren Publikationen mit jeweils knapper inhaltlicher Skizzierung:
Nils Beier (Hrsg.): Alltag in der DDR: So haben wir gelebt. (Köln 2010: Fackelträger Verlag. 288 S.; 29,95 €)
Dieses Buch besteht aus mehr als 300 Fotografien, die bisher unbekannte Einblicke in den Alltag der DDR in den Jahren 1949 bis 1971 geben. Die Fotos entstammen dem Privatarchiv des einstigen (Ost-)Berliner Lehrers Manfred Beier. Zu seinen Motiven gehörten auch Momente von Körperkultur und Sport: sei es beim Wintersport in Oberwiesenthal oder beim Schulsportfest im Stadion der Weltjugend, sei es beim Tanz unter freien Himmel oder bei der Internationalen Radfernfahrt für den Frieden.
Im Kapitel „Berlin Hauptstadt der DDR und Schaufenster der freien Welt“ ist sogar ein Bild der 1971 abgerissenen Deutschen Sporthalle zu sehen, die 1951 für die Weltfestspiele der Jugend und Studenten gebaut wurde und für etwa 5.000 Besucher Platz bot.
Jörg Berger (mit Regina Carstensen): Meine zwei Halbzeiten. Ein Leben in Ost und West. (Hamburg 2010: Rowohlt Taschenbuch Verlag. 272 S.; 8,95 €)
Dieses Buch ist die Biografie des früheren Bundesliga-Trainers, der u. a. Eintracht Frankfurt, Schalke 04 und zuletzt 2009 für ein Spiel den DSC Arminia Bielefeld betreute. Er erlag im Juni dieses Jahres einem Krebsleiden. Der an Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig diplomierte Berger (Jahrgang 1944) war schon in der DDR ein erfolgreicher Fußballlehrer.
Er nutzte eine Länderspielreise nach Jugoslawien 1979 zur Flucht … und musste später miterleben, dass der lange Arm der Stasi bis in den Westen reichte. Und was schreibt er doch gleich an einer Stelle über den Unterschied von Fußball-Mannschaften damals hüben wie drüben: „In der DDR war die Mentalität stark von autoritärer Gängelung geprägt, in der Bundesrepublik spürte ich bei den Spielern viel Selbstvertrauen“ (S. 188f).
Ines Geipel/Andreas Petersen: Black Box DDR. Unerzählte Leben unterm SED-Regime. (Wiesbaden 2009: marix-Verlag. 320 S.; 19,90 €)
Dieses Buch umfasst insgesamt 33 Porträts von Menschen aus dem untergegangenen Land, verteilt auf die vier Jahrzehnte seines Bestehens und ebenso verteilt auf ganz unterschiedliche Lebens- und Wirkungsbereiche dieses im Umschlagtext sog. „Kollektiv Ost“.
Selbstverständlich gibt es dabei im Band auch Berichte über solche Menschen, die eine besonders „bewegende“ Biografie auf dem Gebiet von Körperkultur und Sport mitbringen: den Gründer einer internationalen Vereinigung für Fußballgeschichte und Statistik, einen verunfallten Brigadier, der später Sieger bei den Paralympics wird, und jene beiden in Doping und Stasi verstrickten Ärzte aus Jena.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann