Volker Kluge (Hrsg.): Lexikon Sportler in der DDR. (Berlin 2009: Verlag Neues Leben. 544 S.; 29,90 €) - Dieses Buch ist die erweitete und verbesserte Neuauflage seines Vorgängers aus dem Jahre 2000 („Das große Lexikon der DDR-Sportler“). Das Lexikon stellt die Biografien von rund 1000 Sportlerinnen und Sportlern aus über 50 Sportarten vor, die zu Zeiten der DDR erfolgreich und populär waren.
Körperkultur und Sport in der DDR – Ansichten und Einsichten -Eine Auswahl neuerer Buchveröffentlichungen zwei Jahrzehnte danach – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann stellt Bücher vor – Teil 2
Der Berliner Mauerfall am 9. November 1989 und die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 sind zwei historische Daten, die auch im Sport zu Brüchen und Umbrüchen, zu Vereinigungen und Veränderungen, zu Entdeckungen und Entledigungen, aber mehr noch zum Zusammenkommen und Zusammenwirken geführt haben: Welche neuen und alten Ansichten und Einsichten über den Sport in der DDR werden 20 bzw. 21 Jahre danach vertreten und vertrieben?
Darüber kann man in zahlreichen aktuellen Büchern einiges in Worten nachlesen und auf Bildern betrachten. Die insgesamt „nur“ sieben Titel der Sammelpräsentation sollen auch das breite Spektrum der thematischen Zugänge verdeutlichen, mit denen der Sport in der DDR damals bzw. in Ostdeutschland heute betrachtet wird. Es handelt sich lediglich um eine begrenzte Auswahl von neueren Publikationen mit jeweils knapper inhaltlicher Skizzierung:
Volker Kluge (Hrsg.): Lexikon Sportler in der DDR. (Berlin 2009: Verlag Neues Leben. 544 S.; 29,90 €)
Dieses Buch ist die erweitete und verbesserte Neuauflage seines Vorgängers aus dem Jahre 2000 („Das große Lexikon der DDR-Sportler“). Das Lexikon stellt die Biografien von rund 1000 Sportlerinnen und Sportlern aus über 50 Sportarten vor, die zu Zeiten der DDR erfolgreich und populär waren. Diese jeweils auf etwa 30 Zeilen knapp beschriebenen Lebensläufe schließen auch den Weg in das „neue Leben“ der Personen nach der Aktivenzeit bzw. nach der Wende mit ein.
Der Berliner Publizist Volker Kluge, dem wir u. a. auch schon Bücher über Max Schmeling und das Olympiastadion Berlin verdanken, hat das abgeschlossene „Sammelgebiet“ (Vorwort) des personifizierten DDR-Sports mit akribisch gesammelten Daten und Fakten zusammengestellt, und zwar von A mit der Hochspringerin Rosemarie Ackermann (geb. 1952) bis Z mit dem Schwimmer Steffen Zesner (geb. 1967).
Thomas Köhler: Zwei Seiten einer Medaille. (Berlin 2010: Verlag Neues Leben. 238 S.; 16,95 €)
Dieses Buch zeichnet die Karriere des Olympiasieges und Weltmeisters im Rennrodeln aus Beierfeld im Erzgebirge nach. Dr. Thomas Köhler hat nach Studium und wissenschaftlicher Tätigkeit an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig dann als Trainer und Funktionär im DDR-Sport Karriere gemacht. Er war u. a. Chef de Mission der DDR-Olympiateams im Wintersport, persönliches Mitglied im NOK der DDR und „Ewalds Stellvertreter für Leistungssport“ (Kapitelüberschrift): „Mit den Medaillen der DDR-Sportler konnte gute Innen- und Außenpolitik betrieben werden.
Der Anteil der Sportler an internationaler Anerkennung der DDR wurde hoch eingeschätzt“, schreibt er über die politische Mission des DDR-Sports an einer Stelle. Im letzten Kapitel „Vom Sport zur Mayonnaise“ widmet er sich seinem (sport-)beruflichen Weg nach der Wende: zuerst Geschäftsführer eines Betriebssportvereins der Interhotels und des Centrum-Warenhauses „IHW Alex 78“ und dann Marketingleiter eines Berliner Feinkostbetriebs.
Kai Reinhart: „Wir wollten einfach unser Ding machen“. DDR-Sportler zwischen Fremdbestimmung und Selbstverwirklichung. (Frankfurt 2010: Campus Verlag. 424 S.; 49,90 €)
Dieses Buch zeigt an Beispielen des Bergsteigens und des Skateboardens in der DDR, wie sich jenseits des staatlich sanktionierten Sports sog. informelle Sportszenen bilden und bestehen konnten. Die Studie des Münsteraner Sportwissenschaftlers wurde mit dem Wissenschaftspreis des Deutschen Olympischen Sportbundes 2008/2009 ausgezeichnet.
Eine ausführliche Besprechung des Buches ist bereits in der DOSB PRESSE Nr. 37 vom 14. September 2010 erschienen.
Moritz von Uslar: Deutschboden. Eine teilnehmende Beobachtung. (Köln 2010: Kiepeneuer & Witsch. 380 S.; 19,95 €)
Dieses Buch ist der aktuelle Reisereport des Berliner Journalisten Moritz von Uslar, der tatsächlich zu einer Fahrt in den fiktiven Ort „Oberhavel“ in der Brandenburgschen Provinz aufbricht, um dort drei Monate lang freiwillig als teilnehmender Beobachter (siehe Untertitel) zu leben. Vom neuen Lebensmittelpunkt in der Gaststätte „Schröder“ führt sein Weg zuweilen auch zum Training beim Sport-Klub „Oberhaveler Boxring e.V.“: „Ich machte das, was ich beim Sport immer machte, schwitzen wie ein Schwein“, bilanziert er gleich in den ersten Trainingseinheit, nachdem er dort im Eingangsbereich mit einer Schrifttafel über das Amateurboxen aufgeklärt worden war: „Weil dieser Sport den Körper stärkt, den Kameradschaftsgeist weckt und fördert, die Willenskraft erhöht, zu Disziplin und Fairness erzieht, einen rechten Kerl aus dir macht“.
Trotzdem muss er sich vom Trainer später anbrüllen lassen: „Sportsleute duzen sich doch untereinander! Mensch!“. Das Buch hat längst die diversen Bestsellerlisten erklommen.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann