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10
12
2010

Die Festrede hielt der letzte DSB-Präsident und DOSB-Ehrenpräsident Manfred von Richthofen, den Bach „einen der Wegbereiter der Gründung des DOSB“ nannte.

Festakt zum 60. Jahrestag der DSB-Gründung

By GRR 0

Mit einem Festakt im historischen Hodler-Saal des Rathauses zu Hannover hat der deutsche Sport am 10. Dezember der Gründung des Deutschen Sportbundes (DSB) vor 60 Jahren gedacht.

Unter dem fünf mal vierzehn Meter großen Gemälde „Einmütigkeit“ von Ferdinand Hodler traf sich der deutsche Sport damit zum wiederholten Male in diesem wilhelminischen Prachtbau, auch um Einigkeit zu zeigen. Hier wurde die Einheit des deutschen Sports am 15. Dezember 1990 vollzogen. Hier feierte der DSB auch vor zehn Jahren seinen 50. Gründungstag.

Einheit in der Vielfalt

Daran erinnerte Thomas Bach, der gerade wiedergewählte Präsident des 2006 gegründeten Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in seiner Begrüßung der 80 geladenen Gäste aus Sport und Politik, darunter der Hausherr, Oberbürgermeister Stephan Weil und auch Carlheinz Engelke, einziger Zeitzeuge im Saal, der den Gründungsakt am 10. Dezember 1950 als Mitarbeiter erlebt hatte.

„Erinnerung heißt bauen“, so zitierte Bach den ersten DSB-Präsidenten Willi Daume. „Der DOSB kann aufbauen auf dem, was die Vorgänger geleistet haben. Und wir bauen gleichzeitig an der Zukunft des deutschen Sports.“ Dabei sei der DOSB in einer Linie mit seinen Vorgängerorganisationen DSB und Nationalem Olympischen Komitee (NOK). „Er ist die logische Fortsetzung der Idee der Einheit in der Vielfalt.“

Am Anfang stand persönlicher Verzicht

Die Festrede hielt der letzte DSB-Präsident und DOSB-Ehrenpräsident Manfred von Richthofen, den Bach „einen der Wegbereiter der Gründung des DOSB“ nannte. Auch Richthofen betonte, was die Gründungsväter bereits im Sinne gehabt hatten. „Die Einheit scheint uns heute selbstverständlich“, sagte er und zählte die Schwierigkeiten mit den verschiedenen sportpolitischen Strömungen der Nachkriegszeit auf, in der dieses weitsichtige Credo des Fußball-Vorsitzenden Peco Bauwens, des Leichtathleten Max Danz und des Turnführers Walter Kolb seinerzeit umso erstaunlicher geklungen habe: „Von dem Ziel der Einheit des Sports lassen wir aber nicht mehr ab.“

Richthofen hob auch hervor, dass es zur Gründung nur durch Rücksichtnahmen und Fortschrittsdenken gekommen sei. Und durch persönlichen Verzicht. So gewann zwar Danz damals eine Kampfabstimmung gegen den Repräsentanten der Arbeitersportbewegung, Oscar Drees. Doch verzichtete Danz auf seine Vizepräsidentschaft zugunsten von Drees, „damit dessen frühere Mitglieder auch mit dem Herzen zu uns finden“. Und so verzichtete auch der bereits nominierte Vorsitzende des Beirats, Georg Maier vom Bayerischen Landes-Sportverband, auf seinen Sitz zugunsten eines Berliners, Gerhard Schlegel. „Dies waren Zeichen großer politischer Weitsicht und Beispiele, die man sowohl in der Politik wie im Sport lange suchen kann“, sagte Richthofen.

Kontinuierliches Wachstum

Er erinnerte daran, dass dann anschließend der DSB die einzige Großorganisation Deutschlands war, die vom Gründungsjahr an kontinuierlich gewachsen sei. Von der ersten vorliegenden Bestandserhebung von 3.204.000 Mitgliedschaften auf 10 Millionen im Olympiajahr 1972, auf 20 Millionen 1988 und schließlich 27 Millionen zum Jahrhundertwechsel.

Die Anerkennung des Sports als Baustein eines demokratischen Gemeinwesens habe auch auf seiner Bereitschaft beruht, sich aktuellen Herausforderungen bei der wachsenden Freizeit und den Gefahren der Bewegungsarmut zu stellen, sagt der Festredner und zählte auf: die Turner-Kampagne „Turnen für jedermann“ 1960, den Goldenen Plan der Deutschen Olympischen Gesellschaft zum Sportstättenangebot oder die Kampagne „Trimm Dich durch Sport“ von 1970 an mit ihren neuen Übersetzungen des Begriffs „Sport für die Allgemeinheit“ in Slogans wie „Lauf mal wieder“.

Ringen um deutsch-deutschen Sportaustausch

Richthofen betonte, dass sich der Sport immer zur Leistung bekannt habe, dass aber der vielbelächelte Vereinsmeier letztlich die Stütze des deutschen Sports sei. Einbindung in den Verein sei wichtigste Voraussetzung für eine stabile Zukunft des Ehrenamts.

Richthofen rief auch das schwierige Ringen um den deutsch-deutschen Sportaustausch ins Gedächtnis – bis hin zum „historischen Glückserlebnis“ des ungehinderten Sportverkehrs beim Fall der Mauer und der Vereinigung der deutschen Sportverbände vor 20 Jahren. Trotz der Schattenseiten des Sports in Ost und West und ihrer notwendigen Aufarbeitung „vollzog sich die Vereinigung unproblematischer als bei anderen gesellschaftlichen Gruppierungen“, sagte er.

Richthofen: Sport ins Grundgesetz

Damals scheiterte noch die Initiative Richthofens und anderer, zugleich DSB und NOK zu fusionieren. „Es war Unsinn“, sagte der DOSB-Ehrenpräsident, den Leistungssport zu steuern, aber die Belange im Umfeld Olympischer Spiele an eine andere Organisation zu übergeben. Ebenso, nicht mit einer Stimme der Politik gegenüber zu sprechen, Aufträge parallel in beiden Organisationen aufzuarbeiten oder in mehr als 100 Gremien mit denselben Funktionsträgern doch immer nur die gleichen Sachverhalte zu berichten. Richthofen: „Wir haben diese sportinterne Vereinigung geschafft, mit viel Mühe und großen Anstrengungen.“ Dabei blieben noch viele Wünsche offen, sagte er. „Ich hoffe, Sie werden weiter mutige Entscheidungen treffen.“

Von Richthofen erneuerte schließlich in Hannover seine Forderung, dass der Sport ins Grundgesetz aufgenommen werden solle.

Startet den Datei-DownloadDie Broschüre zu 60 Jahre Deutscher Sportbund (DSB) und 20 Jahre Einheit des Deutschen Sports

 

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author: GRR

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