Die spanische Leichtathletin Marta Dominguez wird des Dopings verdächtigt, Fuentes und zwei Trainer sollen involviert sein.
Ein Gespenst als Chance – Dominik Bardow vom Tagesspiegel wünscht Spanien den Mut seine Sporthelden fallen zu lassen.
In den Medien war heute zu erfahren, daß am Donnerstag Hausdurchsuchungen in mehreren spanischen Städten vorgenommen und 14 Verdächtige festgenommen wurden, darunter sei auch Spaniens erfolgreichste Leichtathletin Marta Dominguez, die 2009 in Berlin Weltmeisterin im 3000-m Hindernislauf wurde.
Oft heißt es im Sport: Nutze deine Chance, du bekommst womöglich keine zweite. Nun hat der spanische Sport unverhofft eine erneute Gelegenheit erhalten, ein Gespenst zu fassen: Eufemiano Fuentes. Der Mediziner steckte schon 2006 hinter dem Dopingskandal, der vor allem den Radsport betraf und auch Jan Ullrichs Karriere beendete. Er wurde aber nie verurteilt.
Nun ist Fuentes festgenommen worden. Die spanische Leichtathletin Marta Dominguez wird des Dopings verdächtigt, Fuentes und zwei Trainer sollen involviert sein. Sollten die Vorwürfe stimmen, wäre es für Spanien die Chance, ein gutes Stück Glaubwürdigkeit zu retten. Doch die Frage lautet, wie groß das Interesse in Spanien daran ist, aufzudecken, wie weit Fuentes’ Dopingnetz reicht. Die Spanier lieben ihre Sporthelden. Der dopingumwitterte Radsportler Alberto Contador wird von seinem Heimatort zum Ehrenbürger ernannt, der Fußballklub Alicante darf aufsteigen, trotz Manipulationen.
Weder Politik noch Medien noch Sportfans haben in Spanien ein echtes Interesse daran, die dunklen Seiten ihrer Idole zu beleuchten. Und erheben Außenstehende Vorwürfe, führt dies eher zu einer Wagenburg-Mentalität. Stattdessen wird wie überall lieber das Positive gesucht; was im Alltag sympathisch ist, aber in Sachen Doping kontraproduktiv. Dabei hat Spanien mehr zu gewinnen als zu verlieren.
Je länger das Land Dopingvorwürfen nicht konsequent nachgeht, desto größer wird der Schatten, der auf die zahlreichen spanischen Sporterfolge der letzten Jahre fällt.
Dominik Bardow vom Tagesspiegel, Freitag, dem 10. Dezember 2010