Der Marathonprimus ist neben Hamburg nach wie vor auch der Teuerste. Hier erzielt man mit den Läuferstartgebühren rund 3,5 Millionen € Umsatz.
Marathonläufe im Test – Was bekommt man für seine Startgebühr? Manfred Steffny in SPIRIDON
W er bei den größten Marathons an den Start gehen will, muss tief in die Tasche greifen. Die meisten Großveranstaltungen werden im kommenden Jahr noch teurer, hingegen sind die Startgebühren bei den kleineren Marathons zumeist gleichgeblieben. Hamburg nimmt nun 70 € für die ersten 22.000 Anmeldungen und erhöhte auf satte 100 € für alle nachfolgenden Meldungen.
Immerhin werden in der Hansestadt treue Teilnehmer mit Preisnachlässen belohnt. Die Abkehr von Anmeldezeitpunkten hin zu einer Auffächerung nach Anmeldereihenfolge hat auch Berlin eingeführt. In der Hauptstadt sind die Anmeldeabstufungen mit 60 € für die ersten 10.000, 80 € für die ersten 25.000 und 100 € für alle Übrigen gegenüber dem Vorjahr gleichgeblieben. Der Marathonprimus ist neben Hamburg nach wie vor auch der Teuerste. Hier erzielt man mit den Läuferstartgebühren rund 3,5 Millionen € Umsatz.
Dass es auch anders geht, beweist Frankfurt mit 50 € als erster Anmeldestufe. In der Bankenstadt mit Höchstpreis von 80 € wird man bei gleichbleibender Teilnehmerzahl sogar weniger einnehmen als im Vorjahr, da die zweite und vierte Preisstufe vertauscht wurden. München nimmt 2010 deutlich mehr und erhöhte den Preis für die letzten Phase um 15 € auf nunmehr satte 80 €.
Um einiges teurer geworden ist auch Düsseldorf, die im ersten Anmeldezeitraum um sechs € erhöht, dafür allerdings den Höchstpreis um 10 € gedrückt haben. Am preiswertesten läuft man in Ulm und Magdeburg mit jeweils 25 € und in Steinfurt mit 27 €. Von den größten Marathons sind Essen und Karlsruhe mit 30 bzw. 35 € erfreulich günstig.
Bei allen Marathons, abgesehen von Kassel, hat man die Möglichkeit, seine Urkunde im Internet auszudrucken, bekommt sie per Post oder vor Ort, in Kassel erhält man sie nur vor Ort. Eine kostenlose Medaille gibt es überall, außer in Kandel. Ein T-Shirt bietet nur ein Drittel an. Mit diesem kostenlosen Service punktet der Münster-Marathon als einziger der größten 14 Marathons. Ein kostenloses Essen auf der Pasta-Party ist bei der Hälfte inklusive, wobei von den größten Marathons nur Frankfurt diese Leistung anbietet.
Duschen und eine kostenlose Massage gehören zum Standard und werden von nahezu allen Veranstaltern bereitgestellt. Ein kostenfreier Schwimmbadeintritt ist in Frankfurt, Dresden und Duisburg in der Startgebühr enthalten. Bei der Hälfte der Marathons ist die ÖPNV-Nutzung inklusive. Von den größten Marathons ist diese Leistung nur in Berlin, Münster und beim Rennsteiglauf nicht enthalten. Etwa die Hälfte der Marathonveranstaltungen bietet eine Rücktrittsversicherung an. Hier ist die Tendenz steigend.
Startgelder und Leistungen der größten deutschen Marathons 2011
Frankfurt, Ulm und Magdeburg schneiden am besten ab und bieten acht der neun aufgeführten Leistungen an. Das beste Preisleistungsverhältnis weisen somit Ulm und Magdeburg auf. In Berlin und Rostock erhält man nur vier der erwähnten Serviceleistungen. Köln und Düsseldorf erfüllen nur fünf Kriterien.
Nicht greifbare Leistungen wie eine reibungslose Organisation und eine tolle Atmosphäre mussten bei dieser Auflistung natürlich außen vorgelassen werden. Angesichts steigender Teilnehmerzahlen können sich die Großevents das hohe Preisniveau wohl erlauben.
Das sieht bei den kleineren Marathons anders aus. Hier ist man anscheinend gezwungen, die Preise moderat zu gestalten und gleichzeitig die Leistungen nach oben zu schrauben. Wegen höheren Kosten für Genehmigungen, Absperrungen sowie Polizei- und Sanitätereinsatz hat man in den Großstädten zweifelsohne auch höhere Ausgaben. Dass es bei den kleineren Marathons aufgrund der deutlich geringeren Teilnehmerzahlen aus logistischer Sicht günstiger ist, ist unbestritten. Doch bezahlen die Teilnehmer der Großveranstaltungen wohl auch für die schnellen Zeiten der Erstplatzierten indirekt mit.
Manfred Steffny in SPIRIDON – Dezember 2010