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21
02
2011

Frauen waren - und sind immer noch - im Gegensatz z.B. zu den USA - bei Läufen in Deutschland unterrepräsentiert

25 Jahre Frauenlauftraining in Berlin – Ein Jubiläum besonderer Art – Horst Milde berichtet

By GRR 0

Der Berlin-Marathon war seither Trendsetter auf dem Gebiete der Entwicklung des Laufsports in Deutschland, sei es in der Organisation, der Technik und der Promotion für den Laufsport im besonderen, um bei der Bevölkerung die Freude am Laufsport zu entwickeln.

Rund um den Berlin-Marathon wurden viele andere Läufe und Trainingsangebote "angesiedelt", die "Appetit" auf den Marathon machen sollten – oder überhaupt Freude am Laufen zu entwickeln.

Am 20. Januar 1986 teilte der Berlin-Marathon in einer Presseverlautbarung mit, daß es in der Woche vom 17. Februar 1986 eine neue Initiative gebe: "Frauen laufen in Berlin"!

Frauen waren – und sind immer noch – im Gegensatz z.B. zu den USA – bei Läufen in Deutschland unterrepräsentiert, deswegen solle das Laufen den Mädchen und Frauen "schmackhafter" gemacht werden und die Hemmschwelle zum eigenen sportlichen "Tun" abgebaut werden.

Der Berlin-Marathon begann schon 1984 – bezeichnenderweise – am "Vatertag" mit einem speziellen Frauenlauf, dem AVON Frauenlauf über 5 km und 10 Kilometer im Tiergarten.

Das theoretische Rüstzeug wurde im "Läuferforum" angeboten, das war eine Informationsreihe in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaft der Freien Universität Berlin. Dr. Willi Heepe leitete diese Läufer-Informationsserie in der Freien Universität mit wechselnden Referenten.

Mit diesen Initiativen war der Veranstalter schon gut gerüstet, um dann ab dem 17. Februar 1986 an zwölf verschiedenen Treffpunkten in Berlin (West) ein kostenloses und "einfühsames" Aufbautraining mit Übungsleiterinnen anzubieten.

In Reinickendorf, Spandau, Wedding, Tiergarten, Charlottenburg, Wilmersdorf, Kreuzberg/Neukölln, Tempelhof, Steglitz, Zehlendorf und in der Gropiusstadt standen – meistens zweimal in der Woche, vormittags oder nachmittags Läufer/-Innen und warteten auf laufwillige Mädchen und Frauen.

Das Lauftrainingsangebot war von Anfang an ein Erfolg, zwar standen die Laufwilligen nicht Schlange, aber es war ein Anfang gemacht, der Öffentlichkeit zu demonstrieren, daß Laufen nicht nur eine Männersache sei.

Für den 3. AVON-Frauenlauf am 8. Mai 1986 war das angebotene Frauenlauftraining ab dem 17. Februar eine "Talentschmiede", denn viele Trainings-Anfängerinnen standen dann auch an der Startlinie des Frauenlaufes im Tiergarten. Der AVON-Frauenlauf war dann auch für die Mädchen und Frauen der jährliche Höhepunkt des Jahres.

Die Trainingsgruppen entwickelten im Lauf der Zeit ihr Eigenleben mit Eigennamen, wie den "Wilmerdorfer Parkhoppers", den "Tempelhofer Parkflitzern", den Charlottenburgern "Wir über 60" u.a.m.

Im Dezember 1982 zogen die Organisatoren ein Fazit, daß rd. 350 Frauen in den Trainingsgruppen teilnehmen und die Teilnehmerinnen gaben in einer Untersuchung an, daß "sie durch das Laufen tatkräftiger geworden sind, Streß besser vertragen können, besser schliefen und odendrein noch etwas für die Figur tun würden.

Auch im Verlauf des Winters wurden die  Lauftrainingskurse weitergeführt. Einige der Kurse stellten zwar auch zeitweilig das Angebot ein oder gaben auch auf. Nach dem Mauerfall 1989 wurden auch ab 1990 in den östlichen Bezirken incl. Potsdam einige Frauen-Lauftrainingskurse aufgebaut, die das Interesse für das Laufen "ankurbelten".

Die Lauftrainingskurse konnten natürlich nur durchgeführt werden, weil sich ehrenamtlich Frauen oder auch Männer fanden, die wöchentlich pünktlich am Treffpunkt standen und dafür sorgten, daß der läuferische "Funke" überspringen konnte, ihnen sollte hier besonders gedankt werden.

Wenn die am Berlin-Marathon im Jahr 1981 nur rd. 3 % Frauen teilnahmen, so ist die Quote von Frauen am Berlin-Marathon 2010 auf jetzt rd. 25 % gestiegen – zwar immer noch zu wenig – aber die Steigerung der teilnehmenden Frauen ist auch auch ein Erfolg der Initiative aus dem Jahr 1986.

Erwähnenswert im Zusammenhang mit dem Trainingsangebot für Frauen ist insoweit auch eine Initiative, die seit nunmehr 11 Jahren in Berlins Mitte, im Tiergarten, zum festen Bestandteil der Frauenlaufszene gehört. 

Unter Federführung und Leitung von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann und dem Trainer Dirk Borgert können hier insbesondere Laufanfängerinnen und Frauen, denen es Spaß macht ,in der Gemeinschaft zu laufen, jeden Samstag um 17:00 ohne vorherige Anmeldung und ohne Gebühren ihr Hobby ausüben.

(Treffpunkt: John-Foster-Dulles-Allee / Wegabzweig Bettina-v. Arnim-Ufer)
 
Ursprünglich war dieses Trainingsangebot nur ausgerichtet auf den alljährlich stattfindenden AVON-Frauenlauf, der im Hauptlauf über eine Strecke von 10km führt. Inzwischen haben Frauen nicht nur die Halbmarathonstrecke für sich entdeckt. Sie bereiten sich auch mit dem notwendigen Respekt auf den BERLIN-Marathon vor.

Das Streckenangebot ist vielfältig und abwechslungsreich. Es wird innerhalb des Tiergartens trainiert, andererseits können auch längere Strecken an der Spree entllang Richtung Schloss Charlottenburg gelaufen werden.

Unter Sightseeing-Gesichtspunkten ist auch das Trainingsangebot Richtung Berliner Dom vorbei am Kanzleramt, Bundestag, Hauptbahnhof,der Museumsinsel,den Theatern und der Staatsoper sehr beliebt.

Horst Milde

Die Tempelhofer Parkflitzer, Berlin-Mariendorf, 25 Jahre – von Iris Baron-Giebecke

Die „Parkflitzer“ ist eine Frauenlaufgruppe aus Tempelhof, frei nach dem Motto "Schnell Chick Charmant". 

Wir bestehen aus ambitionierten Läuferinnen, Freizeitläufer und Walker, je nach Möglichkeit und Gesundheitszustand. Wir, das sind zurzeit 28 Frauen, die viel Spaß zusammen haben. Und das nicht nur während des Laufens, sondern auch danach. Geburtstage, die Geburt eines Kindes oder Enkelkindes etc. werden mit gebührend gewürdigt. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig und haben schon so manchen Parkflitzer zum ersten 10 km-Lauf, Halbmarathon und Marathon motivieren können.

Am 17.02.1986 haben wir uns das erste Mal getroffen. Eine Notiz im Bezirksblatt und in den Tageszeitungen hat bei den meisten den Ansporn dazu gegeben. Der SCC Berlin hat in einigen Stadtteilen von Berlin Frauenlaufgruppen initiiert.

Eine davon traf sich in Tempelhof/Mariendorf, am Volkspark, Mariendorfer Damm Ecke Prüßstraße.

Da standen wir nun, 7 Frauen. Es war kalt und dunkel, alle dick eingepackt, kaum zu erkennen mit Schal, Mütze und Handschuhen. Nach einer fröhlichen Begrüßung und Vorstellung ging’s los mit Gehen und ein paar Schritten laufen, immer im Wechsel, Atemübungen und Anweisungen zur Haltung, „Locker bleiben Mädels, nicht verkrampfen“.

Hätte uns jemand gesagt, dass wir schon im Mai beim ersten Avon Frauenlauf zwischen 3,4 und 10 km im Stück laufen können, wir hätten es wohl nicht geglaubt.

Aus dieser kleinen Schar wurden immer mehr. Viele traten damals in den SCC ein, auch aus Dankbarkeit für die Initiative. Wir unterstützten den Verein beim Berlin-Marathon sowohl bei der Messe als auch bei der Verpflegung der Läufer und im Ziel, soweit wir nicht selber mitgelaufen sind.

Mit Begeisterung fuhren wir zu Läufen nach Celle, Cottbus, Dresden, Hamburg usw. Der Avon Frauenlauf wurde aber zu einer der wichtigsten Institutionen. Mit Kind und Kegel trafen wir uns dort nach dem Lauf zum Picknick in fröhlicher Runde.

In 25 Jahren hat sich viel verändert, einige Frauen setzten neue Schwerpunkte, andere zogen aus Berlin weg, neue Läuferinnen kamen hinzu. Wieder andere konnten aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht mehr laufen. Inzwischen teilen wir Freud und Leid miteinander, halten zusammen und lassen keine Gelegenheit aus, miteinander fröhlich zu sein.

Auch das „ 25.“ Jubiläum werden wir gebührend feiern. So ist aus dem sportlichen Zusammensein ein großer Freundeskreis entstanden, auf den wir sehr stolz sind und nichts kommen lassen.

Iris Baron-Giebecke und viele Helferinnen

author: GRR

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