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21
03
2011

Japan hatte trotz der katastrophalen Lage komplette Teams in allen vier Wettbewerben am Start und wurde mit dieser Bronzemedaille für den außerordentlichen Einsatz belohnt.

Merga und Cheruiyot Cross-Weltmeister, Uliczka zeigt gutes Rennen bei den Cross-Weltmeisterschaften im spanischen Punta Umbria

By GRR 0

Der Äthiopier Imana Merga und die Kenianerin Vivian Cheruiyot sind die neuen Weltmeister im Crosslauf. Im letzten Wettbewerb des Tages im spanischen Punta Umbria lief Imana Merga zum größten Triumph seiner noch jungen Karriere und rettete damit auch die Ehre der Äthiopier.

Im vergangenen Jahr hatten die Kenianer alle vier Einzeltitel bei der Cross-WM gewonnen und am Sonntag sah es so aus, als könnten sie eine zweite derartige Siegserie erreichen. Doch nach Siegen von Geoffrey Kamworor und Faith Kipyegon in den Juniorenrennen sowie dem Erfolg von Vivian Cheruiyot wurden sie im 12-km-Männerrennen überraschend von Imana Merga gestoppt.

Gut geschlagen hat sich an der spanischen Südküste in der Nähe der portugiesischen Grenze Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB). Der einzige deutsche Läufer bei den Titelkämpfen belegte Platz 54.

 

Das Rennen der Männer

Im 12-km-Rennen der Männer formierte sich bei sonnigem, warmem Frühlingswetter eine elfköpfige Spitzengruppe. Kenias sechsköpfiges Team war in dieser Gruppe komplett vertreten, während nach sechs Kilometern nur noch zwei Äthiopier übrig blieben: Imana Marga und Hunegnaw Mesfin. Yenew Alamirew, der in der Hallensaison für Furore gesorgt hatte, als er in Stuttgart das 3.000-m-Rennen in 7:27,80 Minuten gewann und damit zum drittschnellsten Läufer aller Zeiten in der Halle wurde, gehörte zwar zum achtköpfigen äthiopischen Team, aber letztlich nicht zu jenen sechs, die starten durften.

Doch es waren die beiden Äthiopier, die zu Beginn der fünften von sechs Runden die Initiative ergriffen. „Wir fühlten uns beide gut und deswegen entschieden wir, das Tempo zu erhöhen“, erklärte Imana Marga später. Für Hunegnaw Mesfin wurde es allerdings bald darauf zu schnell, während Marga sich nun mit vier Kenianern auseinandersetzen musste: Paul Tanui, Vincent Chepkok, Geoffrey Mutai und Mathew Kisorio. „Aber ich war zuversichtlich, dass ich Gold gewinnen würde und habe daher das Tempo nochmals etwas erhöht“, sagte der 22-jährige Marga. 

Während der Weltklasse-Marathonläufer Mutai rund 500 Meter vor dem Ziel geschlagen war, hielten die anderen drei Kenianer bis kurz vor dem Ziel noch den Anschluss. Aber gegen die Spurtkraft des neuen Weltmeisters konnte keiner von ihnen etwas ausrichten. Marga gewann in 33:50 Minuten mit zwei Sekunden Vorsprung vor Paul Tanui. Bronze sicherte sich Vincent Chepkok vor Mathew Kisorio (33:55) und Geoffrey Mutai (34:03). Die Kenianer setzten sich in der Teamwertung souverän vor Äthiopien und Uganda durch.

Der Sieg von Imana Marga war durchaus überraschend, denn der Äthiopier hatte zuletzt im Dezember 2009 ein Crossrennen gewonnen. Sein größter internationaler Erfolg vor dem Cross-WM-Titel war ein vierter Platz im 10.000-m-Finale der Weltmeisterschaften 2009 in Berlin. „Ich habe mich immer mehr als Bahn-Langstreckler gesehen, aber jetzt werde ich sicherlich in der Zukunft mehr Crossrennen laufen“, sagte Imana Marga.

Der beste weiße Läufer in dem hochkarätigen Feld von Punta Umbria war Craig Mottram. Der Australier belegte mit 35:33 Minuten Platz 21. Der beste Europäer war fünf Ränge weiter vorne: Ayad Lamdassem (Spanien) stammt allerdings aus Marokko. Er wurde 16. mit 35:12.

Sehr gut hielt sich Steffen Uliczka bei seinem ersten Start bei einer Cross-WM. Der 26-Jährige lief nach 36:31 Minuten auf Rang 54 ins Ziel und hatte damit einen Rückstand von 2:41 Minuten auf den Sieger. Nach der Hälfte des Rennens lag der 3.000-m-Hindernisspezialist, der im vergangenen Sommer bei der EM überraschend Rang sechs belegt hatte, auf Platz 60. Dann arbeitete er sich noch etwas nach vorne. Mit Rang 54 kam er dicht an die beste Platzierung von Dieter Baumann bei einer Cross-WM heran: Im Jahr seines 5.000-m-Olympiasieges von Barcelona war Baumann bei der Cross-WM in Boston auf Rang 52 ins Ziel gekommen. Uliczkas Platzierung macht Hoffnung auf einen guten Sommer.

 

Das Rennen der Frauen

Nach zwei Silbermedaillen bei Cross-Weltmeisterschaften in Folge war das Ziel von Linet Masai in Punta Umbria klar: Dieses Mal wollte sie unbedingt den Titel gewinnen, zumal die Vorjahressiegerin Emily Chebet bei den kenianischen Trials die Qualifikation verpasst hatte und somit nicht am Start war. In der vorletzten Runde begann die 10.000-m-Weltmeisterin damit, das Feld mit einer Tempoverschärfung auseinander zu ziehen.

Doch eine wurde sie nicht los: Vivian Cheruiyot, die WM-Goldmedaillengewinnerin über 5.000 m von 2009. Fast immer hatte Masai in den bisherigen Aufeinandertreffen der zwei im Crosslauf gewonnen. Als 10.000-m-Spezialistin schien sie die bessere Ausdauer zu haben – so auch bei den kenianischen Trials sowie beim hochkarätig besetzten Crossrennen von Edinburgh Anfang Januar.

Doch in Punta Umbria reichte es wieder nicht zur Goldmedaille für Linet Masai. Denn in der letzten Runde war es dieses Mal Vivian Cheruiyot, die sich entscheidend lösen konnte und das 8-km-Rennen in 24:58 Minuten mit neun Sekunden Vorsprung vor ihrer Landsfrau für sich entschied. Die 27-jährige Cheruiyot war zwar im Jahr 2000 bereits Junioren-Weltmeisterin im Crosslauf, kam dann aber in der Frauenklasse vor Punta Umbria nicht über Rang acht hinaus. „Ich bin sehr froh über diesen Sieg, denn ich hatte im Cross zuvor noch keine Medaille“, sagte Vivian Cheruiyot.

Hinter Linet Masai (25:07) gab es im Kampf um Bronze eine Überraschung: Die US-Amerikanerin Shalane Flanagan holte auf der letzten Runde noch mächtig auf, ging an der Äthiopierin Meselech Melkamu (Vierte in 25:18) vorbei und hätte fast auch noch Linet Masai abgefangen. In 25:10 Minuten wurde die 29-Jährige schließlich Dritte und feierte nach der Bronzemedaille im olympischen 10.000-m-Finale von Peking 2008 den zweitgrößten Erfolg ihrer Karriere.

Flanagan ist die erste nicht-afrikanische Medaillengewinnerin bei der Cross-WM seit Benita Willis (Australien), die 2004 in Brüssel sogar gewonnen hatte. Durch das Marathontraining sei sie stärker geworden, erklärte Shalane Flanagan in Punta Umbria. Im November 2010 war sie ihr Debüt über die klassische Distanz gelaufen und hatte in New York als Zweite mit 2:28.40 Stunden überzeugt. Mit dem dritten Platz in Spanien schuf Shalane Flanagan zudem die Grundlage für die Bronzemedaille, die das US-Team bei der Cross-WM hinter den Kenianerinnen und den Äthiopierinnen gewann. Bereits vor einem Jahr hatte es diese Reihenfolge bei der Teamwertung der Cross-WM gegeben. Schon damals war Flanagan als Zwölfte die beste nicht-afrikanische Läuferin.

Eine bemerkenswerte Leistung zeigte Charlotte Purdue. Die erst 19-jährige Britin war die beste europäische Läuferin in Punta Umbria. Nach 26:03 Minuten war Purdue im Ziel und hatte lediglich einen Rückstand von 65 Sekunden. Ihr Beispiel zeigt, welchen Erfolg regelmäßiges Crosslaufen bringen kann.

Die Rennen der Junioren

In den Juniorenrennen gab es kenianische Sieger. Geoffrey Kamworor setzte sich im 8-km-Lauf der Junioren souverän in 22:21 Minuten vor Thomas Ayeko (Uganda/22:27) und Patrick Mwikya (Kenia/22:32) durch. Die Äthiopier blieben auch in diesem Lauf ohne Einzelmedaille. Ihr stärkster Junior, Bonsa Dida, wurde Vierter mit 22:39 Minuten. Der  18-jährige Geoffrey Kamworor hatte sich frühzeitig an die Spitze des Feldes gesetzt und das Rennen kontrolliert.

In der letzten der letzten der vier Runden setzte sich der Youngster von seinen Konkurrenten ab. Isiah Koech (Kenia), der in der vergangenen Hallensaison mit Weltklassezeiten in der Halle auf sich aufmerksam gemacht hatte, kam als Zehnter in 23:10 ins Ziel. In der Team-Wertung gewannen die Kenianer ebenfalls deutlich. Hier lief Äthiopien vor Uganda auf Rang zwei.

Deutlich stärker waren die äthiopischen Juniorinnen im 6-km-Wettbewerb, der die Titelkämpfe in Punta Umbria am Sonntag eröffnet hatte. Aber auch hier reichte es am Ende nicht ganz zur Goldmedaille. Diese sicherte sich die erst 17 Jahre alte Faith Kipyegon. Nach ihrem vierten Platz bei der Cross-WM 2010 siegte sie nun in 18:53 Minuten nach einer knappen Spurtentscheidung vor den Äthiopierinnen Genet Yalew und Azemra Gebru (beide 18:54). Immerhin gewannen die äthiopischen Juniorinnen die Team-Wertung vor Kenia und den Japanerinnen.

Japan hatte trotz der katastrophalen Lage komplette Teams in allen vier Wettbewerben am Start und wurde mit dieser Bronzemedaille für den außerordentlichen Einsatz belohnt.

 race-news-service.com
 

author: GRR

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