Schon manche Erfolgsgeschichte wurde geschrieben am Grand-Prix von Bern. Die 30. Austragung dürfte Gelegenheit für eine Fortsetzung liefern.
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2011“ – Maßstäbe vorgeben – 30. Grand-Prix von Bern am 14. Mai 2011
Heinz Schild, der Gründer des Grand-Prix von Bern, blickt gerne zurück. «Wie sich der GP entwickelt hat und welche Rolle er bis heute in der Laufszene spielt, ist hoch erfreulich», sagt er. Eine fantastische Entwicklung hätten der 10-Meilen-Lauf, der Altstadt-GP über 4,7 km sowie die Nachwuchsläufe durchgemacht. Der GP ist zum Markennamen gewachsen. Der GP ist Vorzeigelauf – zumindest für die Schweiz.
Hervorgegangen ist der Grand-Prix von Bern aus dem Stadtlauf Bern. Dieser Berner Stadtlauf war kein Rennen für die Volksläufer, sondern ein top besetztes Eliterennen im Stadtzentrum, das in den 70er-Jahren jeweils 20 000 bis 25 000 Zuschauer an die Strecke lockte. Einer dieser Zuschauer meldete sich nach dem Rennen ziemlich genervt bei Schild und fragte ihn, warum er denn nichts für all die andern Laufbegeisterten am Strassenrand organisiere. Schilds erster Gedanke: «Du kannst dich noch so für eine Sache verreissen, einige Motzer gibt es immer.» Die Kritik aber wirkte tiefer. Und noch am gleichen Abend sagte Schild zu seinen Vertrauten: «Recht hat dieser Mann. Wir müssen uns neue Ziele setzen.»
Ein Name für den neuen Event war schnell gefunden, in Anlehnung an den legendären Formel-1-GP der Schweiz, der in Bern 1954 letztmals zur Austragung gelangt war. Nun sollte der GP Bern nicht mehr auf Motorenkraft bauen, sondern auf menschliche Energie. Der Name zog. Bereits die Premiere schrieb Geschichte. Statt der hoch angesetzten 2000 erschienen 3139. An Grenzen gerieten die Macher sogleich. Aber sie waren gewappnet. Bei der zweiten Austragung liefen 5086, bei der vierten waren es bereits 9145.
Vision 30.000
Die 10.000er-Marke durchbrochen wurde 1995 (10 612), über 15.000 waren es erstmals im Jahr 2000, über 20.000 im 2004. Beim 25-Jahr-Jubiläum vor fünf Jahren meldeten sich 25.234. Also wäre es nichts als konsequent, wenn nun 30.000 Anmeldungen eingehen würden. Für Heinz Schild tönt diese Vision «etwas hoch gegriffen». In den Vordergrund stellt er einen anderen Faktor: «Entscheidend ist die Qualität und nicht die Quantität.» Der Laufspezialist ist zwar überzeugt, dass die Qualitätsansprüche auch bei dieser für Schweizer Verhältnisse lange Zeit undenkbaren Zahl erfüllt werden könnten, fügt aber bei: «Beim GP ist immer die Qualität des Events im Vordergrund gestanden. Nur das führt zu höheren Teilnehmerzahlen und Kontinuität.»
Eine offizielle Funktion in der GP-Organisation bekleidet Heinz Schild nicht mehr. Der Name Schild ist dennoch vertreten im OK: in der Person von Sohn Michael Schild. Als Rennleiter fungiert dieser und sagt: «Die 30.000 sind mehr ein Wortspiel, denn direkter Anreiz.» Dennoch betont auch er: «Aus organisatorischer Sicht könnten wir 30.000 verkraften.» Sowohl vor dem Start (Startnummernausgabe) wie nach dem Rennen (Garderoben, Duschen) verfügen die Berner über die Möglichkeit, mit einem solchen Andrang fertig zu werden. Und auf der Strecke? «Absolut machbar», sagt Schild. Zusätzliche Startblocks heisst das Rezept. Zuletzt waren es auf der Hauptdistanz 22 mit je etwa 800 Läufern. Mit zusätzlichen Startblocks müsste es auch bei 30.000 ohne Staus unterwegs klappen – zumal die Organisatoren bei der Einteilung der Läuferinnen und Läufer in die verschiedenen Blocks mit vielen Daten und grossem Engagement arbeiten. Übrigens: Das überzeugende System der Blockstarts wurde beim GP erstmals angewendet in der Schweiz.
Auch von grossen Namen lebt der Grand-Prix von Bern. Verschiedentlich hat dies zu bewegenden Zwischenfällen geführt. So hatte Athletenbetreuer Markus Ryffel zum 20. GP die ehemaligen Sieger eingeladen, so auch Ex-Weltrekordläufer Filbert Bayi (TAN). Bayi tauchte verspätet im Startgelände auf – im chicen Anzug und einem Koffer. Ihm nahm sich kein geringerer als der Ehrenstarter und ehemalige GP-Präsident Adolf Ogi an. Selbstlos stieg der Ex-Bundesrat von der Speaktertribüne herunter, nahm dem afrikanischen Läufer den Rollkoffer ab und begleitete ihn Richtung Ziel. «Weisst du eigentlich, wer dir den Koffer geschleppt hat?», fragte Markus Ryffel abends belustigt seinen Gast. Bayi fand die Story einen «ergötzlichen Scherz». Einige Tage später erst dämmerte es ihm vor dem TV bei Ryffels in Allmendingen. Beinahe entgeistert entdeckte er seinen «Helfer» in ziemlich anderer Funktion, als UNO-Sonderbotschafter für Sport im Gespräch mit dem damaligen UNO-Generalsekretär Kofi Annan.
Mehr Informationen zum 30. Grand-Prix von Bern 2011 unter www.gpbern.ch.