Im vergangenen Jahr hatten die Wiener also Pech, dieses Mal haben sie offenbar Glück – es ist fast wie bei Phönix aus der Asche.
Phönix aus der Asche: Streckenrekordjagd in Wien
Die Veranstalter des Wien Marathons haben in den vergangenen Tagen öfters darauf geachtet, was sich in Island tut. Da es dort jedoch keinerlei Anzeichen für einen neuen Vulkanausbruch gab, herrschte eine gewisse Erleichterung. „In diesem Jahr sind alle Eliteathleten entweder schon hier oder auf dem Weg. Es werden alle an den Start gehen können“, erklärte Wolfgang Konrad, der Race-Direktor des größten und hochklassigsten österreichischen Straßenlaufes.
2010 hatte das Rennen unter der Aschewolke des isländischen Vulkans gelitten, die zu einem Flugverbot über weiten Teilen Europas geführt hatte. Einer jener Topathleten, die nicht nach Wien kommen konnten, war Eliud Kiptanui. Der Kenianer lief dann etwas später in Prag einen sensationellen Streckenrekord von 2:05:39 Stunden. In Wien erzielte der Sieger Henry Sugut (Kenia) 2010 eine Zeit von 2:08:40 und verpasste den Kursrekord deutlich.
Im vergangenen Jahr hatten die Wiener also Pech, dieses Mal haben sie offenbar Glück – es ist fast wie bei Phönix aus der Asche. Denn unter den über 32.000 Läufern, die sich für das Rennen angemeldet haben, ist auch Haile Gebrselassie. Der äthiopische Superstar wird bei dem parallel stattfindenden Halbmarathon an den Start gehen. Am Freitag wird Haile Gebrselassie unmittelbar nach seiner Ankunft zur Pressekonferenz kommen. Heute stand für die Medien dagegen der Marathon im Zentrum des Interesses.
Das Marathonfeld – das Rennen wird am Sonntag auch im Internet ab 8.40 Uhr zu sehen sein auf www.vienna-marathon.com – stand aufgrund des Haile-Startes bisher etwas im Schatten. Dabei ist der Lauf, was die Breite in der Spitze angeht, so gut besetzt wie nie zuvor. Ein Dutzend Läufer geht mit Bestzeiten von unter 2:10 ins Rennen, sechs von ihnen waren schon schneller als 2.08. Angesichts guter Wetterprognosen ist der Kursrekord von 2:07:38 ein offensichtliches Ziel.
Paul Kirui ist der schnellste Läufer im Feld. Er war 2006 in Rotterdam Zweiter mit 2:06:44 Stunden. Seitdem blieb er jedes Jahr unter 2:10. „Aber ich hatte auch einige Verletzungsprobleme, so dass ich nicht mehr an meine Bestzeit herankam. Doch die Vorbereitung auf den Wien-Marathon lief problemlos“, erklärte der 31-jährige Halbmarathon-Weltmeister von 2004.
Isaac Macharia (Bestzeit: 2:07:16), Nicholas Chelimo (2:07:38), Patrick Ivuti (2:07:46) und Shadrack Kiplagat (2:07:53) sind die weiteren Kenianer, die schon unter 2:08 gelaufen sind. Hinzu kommt noch ein Europäer: Dimitry Baranovsky (Ukraine) erreichte 2006 in Fukuoka 2:07:15.
“Obwohl wir auch ein sehr gutes Frauenfeld am Start haben, würde ich eher auf einen Kursrekord bei den Männern setzen. Denn die Marke der Frauen ist eine sehr gute“, sagte Wolfgang Konrad. Die Italienerin Maura Viceconte hält die Bestzeit von 2:23:47 seit dem Jahr 2000. Zwei Marathon-Newcomer könnte am Sonntag für Furore sorgen: Die Kenianerin Peninah Arusei wird ihr Debüt laufen und die Portugiesin Ana Dulce Felix möchte erstmals die 42,195 km schaffen. Sie hatte in New York im vergangenen Jahr einen missglückten Versuch, als sie das Rennen aufgab.
Beide sind in guter Form. Peninah Arusei, die in den vergangenen Jahren dreimal den Berliner 25-km-Lauf gewonnen hatte, siegte vor einem Monat beim Paris-Halbmarathon in 68:30 Minuten. Damals besiegte sie ihre Landsfrau Philes Ongori, die am vergangenen Sonntag ihr Marathondebüt in Rotterdam in starken 2:24:20 gewann – das könnte ein gutes Zeichen sein. Ana Dulce Felix steigerte ihre Halbmarathon-Bestzeit im März in Lissabon auf 68:33. In diesem Rennen wurde sie Zweite.
Arusei und Felix werden voraussichtlich mit einer Zielzeit von unter 2:25 Stunden ins Rennen gehen. Zu ihren Gegnerinnen zählen fünf Läuferinnen, die Bestzeiten zwischen 2:26 und 2:29 aufweisen: Genet Getaneh (Äthiopien/2:26:37), Elza Kireyeva (Russland/2:28:02), Diana Lobacevske (Litauen/2:28:03), Fate Tola (Äthiopien/2:28:22) und Elisabeth Chemweno (Kenia/2:28:55).