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28
04
2011

Frauen-Marathon wird olympisch: Laufdoktor van Aaken macht’s möglich

100 Jahre Frauensport: 1980 bis 1990

By GRR 0

Einen Rückblick auf 100 Jahre Frauensport gibt unsere 10-teilige Serie. Im achten Teil werden die Jahre 1980 bis 1990 zusammengefasst: Frauen gewinnen Männerbastionen für sich.

Nach fast einem Jahrhundert: die erste Frau im IOC-Klub der alten Männer

Ganze 87 Jahre brauchte es, bis die erste Frau im 1894 gegründeten IOC-Männerorden mitmischen durfte. Unter Juan Antonio Samaranch wurde die erst 30jährige Finnin Pirjo Häggmann 1981 in den "Klub der alten Männer" berufen. Auch andere Barrieren für Frauen fielen unter dem Spanier: 2007 sind 15 der insgesamt 113 aktiven IOC-Mitglieder weiblich, der Anteil von Sportlerinnen bei Olympia steigt kontinuierlich und die Olympische Charta fordert nun ausdrücklich Frauenförderung und Gleichberechtigung.

Frauen-Marathon wird olympisch: Laufdoktor van Aaken macht’s möglich

Für die durchstartende Frauenlaufbewegung hatte sich seit den 50er Jahren ein Mann stark gemacht: Dr. Ernst van Aaken. Der Sportmediziner und Trainer war überzeugter Verfechter des Dauerlaufs und forderte die Legalisierung von Frauen-Wettkämpfen auch über längere Strecken. In den vergangenen Jahrzehnten war das Credo der Mediziner einhellig: Frauen sollten maximal 100 Meter laufen, lockere Langläufe wurden bis zu einer Dauer von 15 Minuten geduldet.

Van Aaken war anderer Meinung und verordnete tägliche Dauerläufe mit hohen Kilometerumfängen – sowohl seinen Athleten als auch Athletinnen. 1967 schummelte er zwei Frauen in einen Marathonlauf in Waldniel. Anni Pede-Erdkamp wurde mit Weltbestzeit von 3:07 Stunden Dritte im Gesamtklassement und gilt als erste Marathonläuferin Deutschlands. 1973 organisierte van Aaken die ersten inoffiziellen Weltmeisterschaften im Marathon für Frauen, 1983 einen 100-Meilen-Lauf für Läuferinnen, 1984 wird der Marathon dank seines Einsatzes auch für Frauen olympisch. Das Sieger-Trio Jean Benoit (USA), Grete Waitz (Norwegen) und Rosa Mota (Portugal) erlebte er nicht mehr – van Aaken verstarb vier Monate vor dem ersten Frauen-Marathon in der Olympiageschichte.

Ost vs. West: Vorzeigesportlerin Katarina Witt kann allerorten punkten

Zur "Battle of the Carmens" kam es 1988 bei den Olympischen Winterspielen in Calgary, als die Eiskunstläuferinnen Katarina Witt und US-Amerikanerin Debbie Thomas beide ihre Kür zur Musik aus der Oper Carmen liefen. Die Presse stilisierte einen "Klassenkampf": Sozialismus vs. Kapitalismus. In der Tat existierte zu Zeiten des kalten Krieges ein inoffizielles sportliches Wettrüsten zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Den Carmen- Wettstreit konnte Witt für sich entscheiden – laut Time-Magazine war die DDR-Vorzeige-Sportlerin das "schönste Gesicht des Sozialismus".

Nach zwei Olympia-, vier WM- und sechs EM-Goldmedaillen startete die dominierende Eiskunstläuferin der 80er Jahre als Profisportlerin und Produzentin mit Eiskunstlauf- und Fernsehshows durch. Mit dem Clou der Re-Amateurisierung landete Witt ein Comeback bei Olympia 1994. Mittlerweile ist sie das Gesicht der Münchner Olympia-Bewerbung 2018. Jüngst meinte die ZEIT, "es ist mit dem IOC wie damals auf dem Eis, sie kann eine Jury bezirzen, und dann wartet sie, wie es den Herren gefallen hat." Witt’s Reaktion kam per BILD-Statement: "So etwas können nur Männer schreiben."

 

Quelle: DOSB

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