Alexander Mikitenko ist mit seiner Frau Irina nach Essen gereist und steht völlig entspannt, weil sichtlich zufrieden über den gerade abgelieferten Job seines Schützlings an der Bande.
Musa Roba-Kinkal: Ich will den U 23-Titel – Der junge Gelnhäuser blickt selbstbewusst nach vier DM-Titeln auf die Saisonhöhepunkte – Wilfried Raatz berichtet
Vor wenigen Minuten erst hat Musa Roba-Kinkal die Meistertitel Nr. 3 und 4 im Essener Sportpark „Am Hallo" in der noch jungen Saison gewonnen, nun steht er völlig entspannt im Kreis seiner Bekannten und plaudert wechselnd mit den Presseleuten, seinem Trainer Alexander Mikitenko und seiner Frau Fate Tola, die er in einer Blitzhochzeit am 21. April erst geheiratet hat.
„Ich habe mich zunächst nicht gut gefühlt, weil ich einfach wenig Luft bekommen habe! Außerdem war ein Rennen, in dem keiner gerne nach vorne gehen und Tempo machen wollte – und das mag ich eigentlich nicht sonderlich!" Nach dem Ausfall des zuletzt nicht fit wirkenden Titelverteidiger Christian Glatting und der Abstinenz des beim Düsseldorf-Marathon als Tempomacher für Jan Fitschen vorgesehenen André Pollmächer schien schon im Vorfeld der 10.000 m-Titelkämpfe der Weg geebnet für den neuen Champion Musa Roba-Kinkal.
Und der 22jährige wurde seiner Favoritenrolle mehr als gerecht. Nach der 5000 m-Marke, die die Gruppe mit zudem Sebastian Hallmann, Steffen Justus, Julian Flügel, Zelalem Martel und Robert Krebs bei 14:40 Minuten passierte, war klar, dass es keine schnelle Rennen mehr geben würde, selbst wenn die zweite Hälfte erheblich schneller gelaufen werden sollte. „Sebastian hat es zwar noch einmal versucht, aber es ging bei ihm scheinbar auch nicht. Dann habe ich es einfach einmal probiert – und bin weggelaufen".
Er habe sich den Titel verdient, weil er am Ende gut gearbeitet habe. So leicht kommt dies bei Musa Roba-Kinkal über die Lippen. Im Juni lebt er nunmehr schon sechs Jahre in Deutschland und bezeichnet das osthessische Städtchen als seine Heimat. „Ich fühle mich dort sehr wohl. Ich habe dort alles, was ich brauche!" Vor allem die nun im zweiten Jahr währende Zusammenarbeit mit seinem Trainer Alexander Mikitenko trägt Früchte. „Er hat schon viele Dinge aus mir herausgelockt. Ich freue mich über diese gute Entwicklung!"
Alexander Mikitenko ist mit seiner Frau Irina nach Essen gereist und steht völlig entspannt, weil sichtlich zufrieden über den gerade abgelieferten Job seines Schützlings an der Bande. „Eine 29:30 haben wir geplant, mehr sollte heute nicht sein". Schnell laufen möchte Musa Roba-Kinkal Anfang Juni in Oslo, beim European 10.000 m-Cup. Auch wenn der DLV die Messlatte für eine Teilnahme recht hoch gelegt hat, zweifeln Trainer und Athlet keinesfalls an einem Start in der norwegischen Hauptstadt. So sieht es auch Tono Kirschbaum, der Leitende Bundestrainer für Laufen und Gehen. „Sabrina und Musa haben sich heute sehr gut präsentiert, auch wenn sie natürlich nicht richtig gefordert wurden. Für mich ist Musa das größte Lauftalent, das wir derzeit in Deutschland haben!"
Musa Roba-Kinkal sieht sein Umfeld bestens bereitet für den Hochleistungssport. Seine Lebensgefährtin Fate Tola, gerade erst vor wenigen Wochen Siegerin beim Wien-Marathon in persönlicher Bestzeit von 2:26:21 Stunden geworden, wohnt inzwischen ebenfalls in der Drei-Zimmer-Wohnung. Vor drei Wochen habe sie übrigens geheiratet. Und Irina Mikitenko darf sich auf eine leistungsstarke Trainingspartnerin freuen. „Wir werden gemeinsam auch nach St. Moritz ins Trainingslager gehen. Ich freue mich auf das Training mit ihr!" so Irina am Rande der 10.000 m-Titelkämpfe. Unterhalten werden sich die beiden Frauen allerdings zunächst in Englisch, wenngleich Fate gesteht, dass sie schnell Deutsch lernen möchte.
Für Musa Roba-Kinkal kommt die Saison 2011 richtig auf Touren, wenngleich diese bislang bereits überaus erfolgreich verlaufen war. Sieg bei den Crossmeisterschaften auf der Juniorenstrecke, ein großartiges Rennen gegen André Pollmächer über die Halbmarathondistanz in Griesheim wird mit einem weiteren Juniorentitel belohnt, ehe nun in Essen der erste „richtige" Meistertitel neben dem Altersklassensieg steht.
Vergessen ist der Trainingsrückstand, der wegen der Bundeswehr-Grundausbildung in den Wintermonaten zwischenzeitlich bestand. Den Saisonhöhepunkt möchte der selbstbewusste junge Mann aus dem Osthessischen bei der U 23-EM in Ostrawa über 10.000 m setzen: „Ich will den Titel!". Klare Ansage an die europäische Konkurrenz. Und eine weitere Ansage hat er in Richtung DLV parat: „Ich möchte so schnell laufen, dass ich auch bei der WM in Daego dabei sein kann!" Schritt für Schritt in Richtung Weltklasse. Das ist das erklärte Ziel des jungen Himmelstürmers.
Am Sonntag sah man Musa und Fate übrigens am Rande des Gutenberg-Marathon in Mainz. „Ich möchte einmal sehen, wie Marathon geht….!" lächelte Musa Roba-Kinkal vielsagend.
Bundestrainer Ron Weigel wird diese Blickrichtung sicherlich freuen.
Wilfried Raatz
Zwei Titel nach der Hochzeit…
Während sich bei den Frauen Sabrina Mockenhaupt (Frauen) und Corinna Harrer (Juniorinnen) die Titel noch teilten, sammelte Musa Roba-Kinkal gleich beide Meisterschaften ein. Der 22jährige gilt laut dem Leitenden Bundestrainer Laufen Tono Kirschbaum (Wattenscheid) als das größte deutsche Talent im männlichen Bereich und wurde dieser Auszeichnung auch auf der 25 Runden-Distanz in Essen auch völlig gerecht. Für den Schützling von Alexander Mikitenko sind dies nach den Juniorentiteln im Cross und im Halbmarathon nun die Meisterschaften Nummer drei und vier. Seit zwei Wochen mit der Wien-Marathon-Siegerin Fate Tola verheiratet, spulte der vor sechs Jahren aus Äthiopien nach Deutschland gekommene Musa Roba-Kinkal die zweite Hälfte herunter und zeigte sich mit der Endzeit von 29:22,02 recht zufrieden.
„Ich habe mich zunächst nicht gut gefühlt, weil ich einfach wenig Luft bekommen habe!" In 14:40 wurde die 5000 m-Marke von einer sich gerade aufspaltenden Fünfergruppe mit Roba-Kinkal, Sebastian Hallmann, dem Weltklasse-Triathleten Steffen Justus (LG Stadtwerke München) und dem überraschend mutig mithaltenden Julian Flügel (LG Telis Finanz Regensburg) passiert, der als Mitfavorit gehandelte Zelalem Martel (LG Neckar Enz) war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Rennen. „Wer viel arbeitet, der hat den Titel auch verdient", sagte sich Musa Roba-Kinkal und setzte sich Meter um Meter alleine an der Spitze ab. „Eine schnelle Zeit hoffe ich in Oslo laufen zu können", sieht der junge Gelnhäuser bereits auf das Europacup-Rennen Anfang Juni.