Über 600 Meter wurde Marcin Lewandowski seiner Favoritenrolle gerecht. 1:16,47 Minuten lautete seine Siegerzeit
Läufermeeting in Pliezhausen – Meeting der Rekorde: Fünf Bestmarken fallen
„Ich bin absolut begeistert – fünf Rekorde bei einem Meeting und so ein durchgängig hohes Leistungsniveau in nahezu allen Disziplinen hat es seit dem Beginn der ‚krummen Strecken‘ vor 27 Jahren noch nicht gegeben", zeigte sich Meetingchef Thomas Jeggle erfreut.
Applaus, Applaus! Das 2011er Meeting begann mit einem Paukenschlag: Gleich im ersten Rennen des Tages sprintete die Schweizerin Lisa Urech in 12,95 Sekunden über 100 Meter Hürden ins Ziel. Sieg und Meetingrekord! „Ich bin sehr glücklich, dass es geklappt hat. Unter 13 Sekunden zu laufen ist immer toll", freut sich die 21-jährige Siegerin. Und auch im anschließenden B-Lauf über 3000 Meter erfüllten schnelle Läuferinnen aus Äthiopien, Kenia und der Schweiz die Erwartungen. Tsigereda Girma (9:07,20 Minuten) gewann einen stets spannenden Lauf vor Hyvin Kiseng (9:07,51 Minuten) und Sabine Fischer (9:10,35 Minuten). Dabei unterboten sowohl Siegerin als auch Zweitplatzierte den Stadionrekord aus dem Jahr 1994 (9:09,09 Minuten).
In die Meeting TOP-6
Der Deutsche Vizemeister Silvio Schirrmeister (LAC Erdgas Chemnitz) lief über 300 Meter Hürden in 35,6 Sekunden auf den fünften Platz der Meeting TOP-6. Seit sechs Jahren hat im Schönbuchstadion niemand mehr eine solch schnelle Zeit erreicht. Bei den Frauen siegte mit Christiane Klopsch (LG ovag Friedberg-Fauerbach) eine Athletin der neuen Hürden-Generation in neuer Bestzeit. „Ich komme seit vielen Jahren nach Pliezhausen und die 40,6 Sekunden heute waren meine beste Zeit. Das stimmt mich optimistisch für die Saison. Ich will die B-Norm für die U23-Junioren EM von 57,00 Sekunden zwei Mal unterbieten", sagte sie wenige Minuten nach dem Zieleinlauf.
Rollstuhlrennen ist die Attraktion
Eine besondere Attraktion waren auch die Rollstuhlrennen über 300 und 600 Meter mit dem vierfachen U16-Junioren-Weltmeister David Scherer. „Die Stimmung ist super, ich komme gerne wieder", erklärte er nach seinem Sieg über 600 Meter in 1:37,31 Minuten. Erst seit fünf Jahren trainiert das derzeit größte deutsche Nachwuchstalent ambitioniert und will nun vor allem seine Erfolge im Juniorenalter und später in der Klasse der Aktiven bestätigen um einmal bei den Paralympics dabei zu sein.
Im strömenden Regen zum Meetingrekord
Über die kurzen Sprintstrecken folgte im strömenden Regen der dritte Rekord des Tages. Marion Wagner (USC Mainz) lief über 80 Meter nach 9,43 Sekunden ins Ziel. Darüber zeigte sie sich entsprechend erfreut: „Dies war mein erster Start bei den Aktiven hier in Pliezhausen und da freue ich mich natürlich sehr, gleich den Rekord gebrochen zu haben. Der Regen hatte auch sein Gutes, er hat den Wind verdrängt." Europameister Christian Reif (ABC Ludwigshafen), der vor dem Start noch auf „eine Zeit unter neun Sekunden" gehofft hatte, kam am Start nicht ganz so gut aus den Blöcken, versuchte „hinten raus unverkrampft" noch einmal alles und erreichte 9,05 Sekunden.
Benson Seurei knackt die älteste Meetingbestzeit
Die Rekordflut ging auch im bestbesetzten Wettbewerb weiter. Im 1000-Meter-Rennen der Frauen lieferten sich die deutsche Hallenmeisterin Denise Krebs (TV Wattenscheid) und die Zwillinge Diana und Elina Sujew ein packendes Duell auf den letzten 200 Metern. Krebs hatte das beste Finish und verpasste in 2:38,71 Minuten nur knapp den Meetingrekord der Tschechin Lenka Masna. „Das gibt Selbstvertrauen. Heuer will ich wieder Deutsche Meisterin werden und unter 4:10 Minuten über die 1500 Meter laufen", zeigte sich die Studentin angriffslustig.
Noch besser machte es der Kenianer Seurei Benson vom USC Heidelberg. Ihm gelang es, einen der ältesten Meetingrekorde zu knacken. Für die zweieinhalb Stadionrunden benötigte er 2:19,18 Minuten. 1993 lief sein Landsmann Reuben Chesang in 2:19,30 Minuten die bisher schnellste Zeit im Schönbuchstadion! Rang drei erreichte der Erfurter Sebastian Keiner. „Das Meeting ist vom Streckenangebot her super, die Stimmung toll. Perfekt für den Saisoneinstieg. Ich bin optimistisch meine Bestzeit von 1:45,98 zu unterbieten. Dann kann ich bei der U23-EM im Finale eine gute Platzierung erreichen", zeigte sich Keiner mit seinem Lauf zufrieden. Ein weiterer Rekord war das Meldeergebnis über 100 Meter – 140 Läufer starteten in zehn Läufen allein in den männlichen Klassen.
Über 600 Meter wurde Marcin Lewandowski seiner Favoritenrolle gerecht. 1:16,47 Minuten lautete seine Siegerzeit – die siebtschnellste in Pliezhausen gelaufene Zeit. Auf Rang zwei kam der Deutsche 800 Meter-Meister Sören Ludolph (LG Braunschweig) in 1:17,15 Minuten. Dahinter platzierte sich Martin Bischoff (TV Wattenscheid 01) in 1:17,46 Minuten. Indes: Marcin Lewandowski blickt bereits in die Zukunft: „Es ist alles auf Olympia 2012 ausgerichtet. Die WM wird ebenfalls ein wichtiger Wettkampf, dort möchte ich noch schneller laufen als bei der EM und hoffe, dass ich eine Medaille gewinnen kann." Zudem: Pliezhausen will er auch 2012 besuchen. „Aber nur, wenn ich wieder eingeladen werde", sagt er schmunzelnd.
Jacob Araptany fliegt über die Hindernisse
Am späten Nachmittag war das Duell der besten Deutschen Sprinter und Hürdenläufer war schnell aber nicht rekordverdächtig. Über 150 Meter sicherte sich David Gollnow (TSV 1862 Erding) in 15,96 Sekunden den Sieg vor Matthias Lindner (SC Magdeburg, 16,01 Sekunden) und Nils Müller (LG Eintracht Frankfurt, 16,04 Sekunden). Bei den Frauen setzte sich Marion Wagner (USC Mainz) in 17,64 Sekunden gegen die Deutsche 400-Meter-Meisterin Janin Lindenberg (SC Magdeburg) durch, die in 17,95 Sekunden den dritten Rang belegte. Über die doppelte Distanz ließ sich die Magdeburgerin den Sieg in 37,25 Sekunden vor Tamara Seer (LG Staufen, 38,53 Sekunden) nicht nehmen.
Ein spannendes Duell lieferten sich über 3000 Meter Lokalmatador Arne Gabius von der LAV Tübingen und der Österreicher Andreas Vojta. Nachdem Gabius das gesamte Rennen über die Führungsarbeit übernommen hat, zog Vojta auf den letzten Metern noch vorbei und setzte sich in 7:58,73 Minuten durch.
Über 2000 Meter Hindernis gab es Rekord Nummer fünf: Um drei Zehntel unterbot Jacob Araptany aus Uganda in 5:28,48 Minuten mit einem klaren Sieg vor dem Slowenen Bostian Buc (5:35,65 Minuten) die bisherige Bestmarke des Franzosen Vincent le Dauphin (5:28,78 Minuten, gelaufen im Jahr 2002). „Das war heute mein erstes Rennen in Deutschland und ich bin sehr, sehr glücklich über den Sieg und den Rekord", sagt Jacob Araptany.
Friederike Kallenberg und David Köndgen
Quelle: Läufermeeting Pliezhausen
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