Dr. Roland Döhrn berichtet: Der Laufmarkt-Newsletter vom Mai 2011 – Finisher und Aussteiger! Keine Lichtblicke bei den Marathonläufen – Rückgänge! Marathonstaffeln keine sichere Bank – Fimenläufe mit Zuwächsen.

Im vergangenen Newsletter hatte ich die zum Teil kräftigen Rückgänge der Finisherzahlen bei einigen
Marathonläufen in den ersten Mai-Wochen angesprochen und die ungewöhnlich warme Witterung als einen möglichen Grund dafür angesprochen.

Dazu erhielt ich eine Mail vom Organisator des Düsseldorfer Marathons, der diese Einschätzung bestätigte und auf die große Zahl von Aussteigern bei seiner Veranstaltung hinwies, mit der völlig richtigen Nebenbemerkung, dass es bei zu großer Hitze ja auch durchaus vernünftig sei, wenn Läufer den Lauf abbrechen statt sich gesundheitlich zu überfordern.

In diesem Zusammenhang stellte er auch die Frage, ob es denn sinnvoll sei, bei Läufen nur auf die Finisher
zu schauen, und nicht auf die Starter. Über dieses Thema hatte ich schon mehrere Schriftwechsel, und von der Sache her gibt es da auch keinen Dissens: Richtig wäre es zweifelsohne, die Zahl der Starterinnen und Starter zu zählen.

Nur: Man kann nur das zählen, was der Öffentlichkeit bekannt gegeben wird, und in den meisten Ergebnislisten fehlen diejenigen, die das Rennen nicht beendeten. Somit ist die Finisher-Zahl ein Behelf, der allerdings unter den Annahmen, dass die Aussteigerquote keine Tendenz aufweist, eine Vergleichbarkeit sowohl zwischen den Veranstaltungen wie auch im Zeitverlauf erlaubt, also für Statistiken durchaus brauchbar ist. Dem Einzelfall, also z.B. dem Rennen, bei dem das Wetter so heiß oder so schlecht war, dass besonders viele aufgaben, wird man damit allerdings nicht gerecht.

Diese methodische Bemerkung vorweggeschickt möchte ich auf die Entwicklung der Zahl der Finisher seit meinem letzten Newsletter eingehen. Beim Marathon gab es da auch zuletzt keine Lichtblicke. Besonders negativ schlägt zu Buche, dass beim zweitgrößten deutschen Marathon, dem Hamburg-Marathon, die Zahl der Finisher um über 20% sank. Auch hier mag das warme Wetter eine Rolle gespielt haben. Auch der Wechsel in den Mai war möglicherweise nicht förderlich. Aber im Grunde setzt sich eine seit Jahren zu beobachtende Tendenz fort.

Aber auch die anderen Läufe der vergangenen Wochen – Mannheim, Fürth, Kassel, der Rhein-Ruhr-Marathon und der Mittelrhein-Marathon – verzeichneten Rückgänge, wenn es schlimm kam um ein Drittel, im günstigsten Fall um „nur" 8%.

Eine Ausnahme ist hier Regensburg, aber dort hatte es schon 2010 einen deutlichen Einbruch gegeben, eine zweite der Rennsteig-Marathon. Wenn sich im Herbst nicht grundlegendes tut, könnte die Finisherzahl bei den deutschen Marathonläufen erneut 10% niedriger liegen als im Vorjahr und läge dann nur noch knapp über 100 000. Hoffen wir, dass es nicht ganz so schlimm kommt.

Eine andere Beobachtung bei den Marathonläufen ist, dass Marathonstaffeln schon längst keine sichere Bank mehr sind. Von den bisher ausgetragenen, mit 2010 vergleichbaren 23 Staffelwettbewerben verzeichneten 17 Rückgänge; und die Neugründungen konnten diese nicht ausgleichen. Überdeckt wird die negative Tendenz freilich von dem neuerlichen Plus beim größten deutschen Staffelwettbewerb in Düsseldorf.

Auch beim Halbmarathon überwogen zuletzt die Rückgänge, während es bei den Zehnern günstiger aussieht, aber hier füllt sich die Rangliste auch erst gerade, daher dazu mehr im nächsten Newsletter.

Begonnen hat jetzt die Zeit der Firmenläufe. Allein zwischen dem ersten und dem neunten Juni verzeichnet die Datenbank  große Firmenläufe mit über 23 000 Finishern, allesamt mit Zuwächsen, die in der Spitze über 50% betrugen. Dieses Segment, das einen gänzlich anderen Typ von Läufern anspricht als herkömmliche Laufveranstaltungen, wächst also weiter kontinuierlich, zumal es ständig neue Läufe ins Leben gerufen werden.

Aber auch dazu später mehr.
 
Dr. Roland Döhrn

Laufmarkt