Bald 80.000 Frauen - heute unterteilt in verschiedenen Altersklassen bis zu „80 Jahre und älter“ - werden jährlich vom Deutschen Olympischen Sportbund ausgezeichnet
90 Jahre Sportabzeichen für Frauen – Karl-Heinz Marchlowitz in der DOSB Presse
Als Adele Schacke vom Schwimmverein Göttingen 1921 – also vor 90 Jahren – das erste „Deutsche Turn- und Sportabzeichen für Frauen“ verliehen bekam, kam das fast einer Sensation gleich.
Denn die Frauen hatten gerade erst begonnen, sich dem Sport zu nähern. Erst 1918 hatte der damalige Reichsausschuß für Leibesübungen ein Gremium „für die Leibesübungen des weiblichen Geschlechts“ eingerichtet. Dieser legte ein Jahr später für das bis dahin nur den Männern vorbehaltene Sportabzeichen einen Entwurf für Frauenbedingungen vor.
Das Frauen-Sportabzeichen wurde am 29 Januar 1921 genehmigt und sofort öffentlich ausge-schrieben, in einer Altersklasse „18 Jahre und älter“. Gleichzeitig wurde dieses erste sportliche Leistungsabzeichen in Deutschland für alle Deutschen, auch jene, die keinem Sportverein angehörten, zugänglich gemacht.
Für die Zeit vor 90 Jahren, da man gerade erst begann, im Wettkampfsport für Frauen erste Rekordmarken zu registrieren, muten die Leistungsanforderungen für den Erwerb der Auszeichnung im Vergleich mit den heute von den Frauen geforderten Marken und Übungen als zu hoch angesetzt an. Die Bewerberinnen heute haben es leichter.
Da ist zum Beispiel der Weitsprung: Heute wie 1921 wird von den jungen Frauen die Weite von 3,50 m verlangt. Damals stand der Weltrekord bei 5,24 m, heute springen die Damen weit über die 7 Meter hinaus. Absprungraum, optimale Sportanlagen, bessere Ausrüstung und Ernährung erleichtern den Weitsprung zusätzlich. Trotz dieser Erleichterungen wurde die Zeit für den 100-Meter-Sprint von 15,5 auf 16,0 Sekunden reduziert.
In der Gruppe I des Deutschen Sportabzeichens wird mit dem 200-Meter-Schwimmen in 7:00 Minuten exakt die gleiche Mindestleistung verlangt. Aber „an Orten, in denen Gelegenheit zur Schwünmprüning fehlt“ wurde als Alternative ein Schnellgehen über 2 Kilometer in 18 Minuten anerkannt.
Hochsprung, Kugelstoß, Schlagballwurf, Pferdsprung oder das 1.000-Meter-Schwimmen als Ausdauerprüfung standen auch im ersten Jahr des Frauen-Sportabzeichens in den Bedingungen. Verständlich, dass die Zeit für das 20-Kilometer-Radfahren wegen der leichteren, mit Gangschaltung versehenen Räder und sicher auch wegen der besseren Straßenverhältnisse vom Bund Deutscher Radfahrer von einmal 75 Minuten auf jetzt 60 Minuten heraufgesetzt wurde.
Insbesondere die vielen heute angebotenen Ausweichübungen wie zusätzliche Laufstrecken oder das Walking sorgen dafür, dass immer mehr sportliche Frauen den jährlichen Leistungstest Sportabzeichen erfolgreich absolvieren.
Bald 80.000 Frauen – heute unterteilt in verschiedenen Altersklassen bis zu „80 Jahre und älter“ – werden jährlich vom Deutschen Olympischen Sportbund ausgezeichnet, rund ein Drittel aller Erwachsenen-Sportabzeichen. Da bleibt noch Luft nach oben.
Karl-Heinz Marchlowitz in der DOSB Presse