Lübeck war damit der erste Turnlehrer, der von der Stadt Berlin besoldet wurde
800 Taler pro Jahr plus Zulage – Wilhelm Lübeck war Berlins erster Turnlehrer, den die Stadt bezahlte – Gerd Steins (Forum für Sportgeschichte | Fördererverein für das Sportmuseum Berlin) in Sport in Berlin
Das Verbot des öffentlichen Turnens (1820-1842) führte dazu, daß in Preußen in nur wenigen Gymnasien mit Billigung der Direktoren Leibesübungen angeboten wurden. Jahns Mitstreiter Ernst Bernhard Eiselen verlor 1819 die vom Preußen gewährte staatliche Aufwandsentschädigung für seine Turnplatztätigkeit in der Hasenheide.
Er schlug sich dann von 1819 bis 1827 als Lehrer in der Plamannschen Erziehungsanstalt durch und agierte seit 1828 als Privatunternehmer mit Turnanstalten.
Durch den Druck der äußeren Verhältnisse verlagerte sich das Turnen in die Halle und reduzierte sich zum reinen Gerätturnen. In den von Eiselen in Berlin geführten Turnanstalten wurden die Turngeräte in ihrer Konstruktion verfeinert, das Übungsgut an den Geräten erheblich erweitert und die ersten Turnlehrer ausgebildet. Bedingt durch seine schlechte Gesundheit überließ Eiselen die 1836 in der Blumenstr. 3 eingerichtete Turnanstalt seinem Hilfslehrer Wilhelm Lübeck, der bereits seit 1829 bei Eiselen die Hauptlast des privaten Turnunterrichts trug.
Zusätzlich unterrichtete Lübeck an der Kadettenanstalt seit 1832 die Kadetten im Turnen, Voltigieren und Fechten und wurde dort als Fechtlehrer 1837 fest angestellt. Seit 1833 gab Lübeck den Schülern an der Ecole de Charité Turnunterricht und leitete ab 1835 den Turnunterricht am „Gymnasium zum Grauen Kloster" sowie am „Joachimthalschen Gymnasium".
Die Stadt Berlin bezuschußte die Privatturnanstalten, in der hauptsächlich Lübeck das Turnen der Schüler leitete. Lübeck war damit der erste Turnlehrer, der von der Stadt Berlin besoldet wurde. Die Entlohnung Lübecks um 1844 sah vor, das Berlin für die ersten 600 Knaben jeweils einen Betrag von 1 Taler und 10 Silbergroschen garantierte und für jeden Knaben darüber nochmals 15 Silbergroschen zahlte.
Der jährliche Garantielohn summierte sich auf 800 Taler mit einer Zulage wegen guter Beteiligung!
Mit der Umstellung des Schulturnens auf das Spießsche Turnkonzept und der damit verbundenen Errichtung von Turnstätten in Schulnähe, fiel die Notwendigkeit der privaten Turnanstalten weg. Lübeck schied aus dem städtischen Dienst aus, verpachtete seine Turnanstalt und verkaufte 1870 seine Liegenschaft an die Stadt Berlin für einen geringen Barbetrag und eine jährliche Rentenzahlung von 1000 Talern, die nach Lübecks Tod 1879 in Höhe von 500 Talern an seine Schwester Amalie weitergezahlt werden mußte.
Der nach W. Lübeck benannte „Lübecksche Turnverein" errichtete 1880 aus Spenden ein imposantes Grabdenkmal, das der Verein bis zu seiner Auflösung (siehe Sport in Berlin, Dezember 2005) in 2005 regelmäßig pflegte und das momentan dem Verfall preisgegeben ist.
Es wird hiermit angeregt, die Grabstätte des ersten städtischen Berliner Turnlehrers in eine Ehrengrabstelle des Landes Berlins umzuwandeln.
Gerd Steins – Forum für Sportgeschichte | Fördererverein für das Sportmuseum Berlin – in Sport in Berlin – Juni 2011