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29
07
2011

2009 World Outdoor Championships Berlin, Germany August 15-23, 2009 Photo: Yohei Kamiya@Photo Run Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Berliner Olympiapark im Blickfeld – Neue Nutzungsideen für das Areal der Sommerspiele vor 75 Jahren – Hans-Jürgen Wille in SPORT in Berlin

By GRR 0

Vom 2. bis 16. August jährt sich jenes Ereignis, dem Berlin seinen herrlichen und mit vielen Möglichkeiten versehenen Olympiapark verdankt, der allerdings für so manch einen Bürger der Stadt, vor allem aber für die vielen auswärtigen Gäste immer noch ein Buch mit sieben Siegeln ist. Dass sich dieser Zustand ändert, dafür will sich der Sport-Staatssekretär Thomas Härtel stark machen:

Was wollen Sie unternehmen, dass die Anlage als Ganzes mehr in Augenschein genommen wird und sich nicht nur alles auf das Stadion fokussiert?

Auch in meiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Olympiastadion GmbH ist es mein Ziel, gemeinsam mit dem Pächter des Glockenturms und den Mitarbeitern des Olympiaparks ein gemeinsames Konzept zu entwickeln, das Rundgänge durch das gesamte Areal zu einem vernünftigen Preis ermöglicht. In dem Kombiticket eingeschlossen wird auch die Besteigung des Glockenturms sein. Wir wollen am 1. August ein Besucher-Zentrum am Osttor eröffnen, das einen Einblick in die Historie und die Parklandschaft bietet und in dem auch Führungen für Gruppen gebucht werden können."

Wie wollen Sie denn an die Ereignisse von 1936 erinnern?

Wohlwissend, dass es zu diesen Sommerspielen unterschiedliche Bewertungskriterien gibt und dass es sich leider auch um ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte handelt, werden wir eine Veranstaltungsreihe „75 Jahre Olympische Spiele in Berlin" organisieren. Mit einem Lese-Tag einer Berliner Zeitung, Diskussionsrunden, einem olympischen Lauf, einer Ausstellung des hier ansässigen Sportmuseums sowie einem Projekttag der Berliner Schulen wollen wir das Thema Olympia vielseitig aufarbeiten. Geplant ist außerdem eine Nacht der offenen Tür im Oktober.

Aber es gibt doch sicherlich auch hochkarätige Sportveranstaltungen in den kommenden Monaten?

Selbstverständlich, wobei wir sehr froh darüber gewesen sind, dass Berlin den Auftakt zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft mit dem Spiel Deutschland gegen Kanada miterleben durfte. Als weiteres Highlight steht am 11. September das traditionelle ISTAF der Leichtathleten an, und tags zuvor findet das große LSB-Breitensportfest statt, das sich über einen Teil des weitläufigen Olympiaparks erstreckt. Ebenso gehört seit 2010 wieder die Deutsche Polo-Meisterschaft im Highgoal auf dem Maifeld dazu. Dass Hertha BSC wieder erstklassig ist, bedeutet natürlich eine Bereicherung der Anlage, zumal alle Bundesliga-Klubs ihre Fans mitbringen. Spätestens seit der Fußball-WM 2006 und der Leichtathletik-WM 2009 stehen das Olympiastadion und der umliegende Olympiapark wieder stark im Fokus.

Noch immer gibt es Gebäude, die nicht so richtig genutzt werden, sieht man einmal von kurzfristigen Lösungen ab?

Auch hier wird sich demnächst etwas tun. Es existieren konkrete Pläne darüber, dass das Deutsche Haus des Sports, in dem sich unter anderem in den letzten Jahren die Organisationskomitees für die Leichtathletik-WM und Turn-EM befanden, in absehbarer Zeit die von Asbest gefährdete Poelchauschule aufnehmen soll, die eine Eliteschule des Sports ist. Es ist beabsichtigt, diese Baumaßnahme in die Investitionsplanung für das Jahr 2013 aufzunehmen. Die vorgesehene Umbauzeit beträgt rund zwei Jahre und genießt bei uns oberste Priorität. Ferner wird die einst von den Briten als Kfz-Werkstatt genutzte Halle in eine moderne Dreifelder-Sporthalle umgewandelt. Hier sieht die Planung einen Beginn für 2012 vor.

Und wie sieht es mit einigen anderen Sportstätten aus, die ja schließlich auch in die Jahre gekommen sind?

Das Schwimmstadion, das mit seiner angrenzenden Liegewiese ein beliebtes Bad für viele Berliner ist, bereitet uns schon einige Sorgen. Nicht unbedingt das eigentliche Becken, sondern die Tribünen, die unbedingt saniert werden müssten. Da hat sich derzeit ein Investitionsstau von rund 20 Millionen Euro aufgehäuft. Ein Abriss kommt wegen des Denkmalschutzes nicht in Frage. Und auch in Sachen Reiterstadion tut sich nichts, da ein zukunftsträchtiges Konzept in bezug auf große Pferdesport-Veranstaltungen oder andere Nut­­zungsmöglichkeiten nicht vorhanden ist.

Werfen wir einen Blick in die nähere Zukunft. Wofür bietet sich denn das Olympiastadion überhaupt an?

Der Senat hat grünes Licht für die Bewerbung um die Leichtathletik-Europameisterschaft 2018 gegeben. Es bestehen berechtigte Hoffnungen, den Zuschlag zu erhalten. Und dann möchte Berlin ein Jahr zuvor das Deutsche Turnfest ausrichten, eine Mammutveranstaltung des Breitensports, für die sich auch der Olympiapark mit seinen vielen Gegebenheiten bestens anbietet.

Da wir bei Großveranstaltungen sind: Muss Berlin als ausgewiesene Sportmetropole nicht darauf bedacht sein, stets mit etwas Besonderem aufzuwarten?

Das sehe ich auch so. In dieser Beziehung sind wir aber gut aufgestellt, 2012 gibt es ein Olympia-Qualifikationsturnier im Volleyball der Männer, ferner die Weltcups im Eisschnelllaufen und Schwimmen (Kurzbahn), 2013 die WM im Tanzsport und EM-Endrunde im Frauen-Volleyball, 2014 die Schwimm- und die Basketball-EM. Und nicht zuletzt haben wir mit dem Deutschen Fußball-Bund die Verlängerung über die Austragung des DFB-Pokal-Finals um fünf weitere Jahre in Berlin vereinbart.

Ebenso steigt die Zahl kultureller Veranstaltungen oder andere große Auftritte wie der von Papst Benedikt XVI. Das Olympiastadion ist also begehrt, und das Gelände des Olympiaparks wird es hoffentlich auch sein – 75 Jahre nach seiner Entstehung.

Das Gespräch führte Hansjürgen Wille – SPORT in Berlin – Juli-August 2011

 

author: GRR

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