Bis zum Zaun und nicht weiter. Das Maifeld am Olympiastadion, wo einst die Queen ihren Geburtstag feierte, ist seit vielen Jahren abgeriegelt. Wer zur großen Ausstellung unterm Glockenturm oder gar hinaufsteigen will, hat einen weiten Weg vor sich. Nun soll der Park wieder attraktiver werden. ©Gerd Steins
Olympiapark – Besichtigung nicht nur für Touristen – Friedhard Teuffel im Tagesspiegel
Bis zum Zaun und nicht weiter. Das Maifeld am Olympiastadion, wo einst die Queen ihren Geburtstag feierte, ist seit vielen Jahren abgeriegelt. Wer zur großen Ausstellung unterm Glockenturm oder gar hinaufsteigen will, hat einen weiten Weg vor sich. Nun soll der Park wieder attraktiver werden.
Die Stadion-GmbH will mehr Berliner anlocken, die bisher nur einen geringen Anteil der Besucher ausmachen. Dafür wurde das Besucherkonzept verändert.
Amerikaner wollen den Ort sehen, an dem Jesse Owens zur nationalen Ikone wurde, Italiener wollen sehen, wo sie 2006 die Fußball-WM gewannen, und Südkoreaner, wo ihr Landsmann unter dem japanischen Namen Kitei Son 1936 beim olympischen Marathon siegte. Und die Berliner? „Die kommen vor allem, um ihrem Besuch von außerhalb das Stadion zu zeigen“, sagt Thomas Härtel, Staatssekretär für Sport und Aufsichtsratschef der Olympiastadion-GmbH.
Vielleicht reicht ihnen auch der Stadionbesuch bei einem Spiel von Hertha BSC. Jedenfalls machen die Berliner von jährlich 300 000 Besuchern des Olympiastadions an veranstaltungsfreien Tagen laut einer nicht repräsentativen Statistik nur 14 Prozent aus.
Mehr als die Hälfte der Besucher kommt aus dem Ausland. Das Stadion und der Olympiapark sollen deshalb näher an Berlin heranrücken.
Dafür hat das Stadion am Montag ein neues Besucherzentrum eröffnet, auf den Tag 75 Jahre nach dem Beginn der Olympischen Spiele 1936, die von den Nationalsozialisten zur Propaganda genutzt wurden. Über dem renovierten Besucherzentrum am Osttor spurtet auch der viermalige Olympiasieger Jesse Owens aus dem Startblock. „Hier sollen die Information und die Emotionalisierung beginnen“, sagt Joachim Thomas, der Geschäftsführer der Stadion-GmbH. Ein Film zeigt Momente aus der Stadiongeschichte.
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Überhaupt hat das Olympiastadion sein Besucherkonzept verändert. Die Eintrittskarte berechtigt jetzt nicht nur zur Besichtigung des Stadions, sondern auch zum Besuch des Glockenturms und des Olympiaparks. Vor allem der Glockenturm mit seiner historischen Ausstellung kann von den Hintergründen der Spiele von 1936 erzählen. Und gerade an die Berliner richtet sich eine Hertha-BSC-Tour durchs Stadion sowie eine zweistündige Führung jeden Sonntag um 11.30 Uhr, die auch unbekannte Orte des Geländes zeigt.
Weil das Angebot größer geworden ist, kosten die Eintrittskarten statt bisher vier Euro sieben Euro und ermäßigt fünf Euro. Für drei Euro kann eine Tour dazugebucht werden. Das Familienticket für 16 Euro gilt für zwei Erwachsene und drei Kinder. Bis auf wenige Ausnahmen wie Heimspiele von Hertha können Stadion und Olympiapark täglich von 9 bis 20 Uhr besichtigt werden.
Der Olympiapark wurde bis 1994 vom britischen Militär belegt, seitdem nutzen immer mehr Sportvereine und Sportverbände das Gelände. „Wir haben mit dem Gelände aber noch viel vor“, sagt Härtel. Demnächst soll die Poelchau-Oberschule ins „Haus des Sports“ einziehen, eine sogenannte Eliteschule des Sports. Dazu wird die ehemalige KfZ-Halle der Briten in eine große Sporthalle umgebaut.
„Und wir wollen das Sportmuseum am Glockenturm unterbringen“, sagt Härtel. Das Sportmuseum umfasst Deutschlands größte Sammlung zum Sport.
Auch Veranstaltungen werden vermehrt auf dem Gelände stattfinden wie eine „Night of Lights“ am 29. Oktober und ein Tag des Breitensports am 10. September, einen Tag vor dem Leichtathletik-Meeting Istaf.
Friedhard Teuffel im Tagesspiegel, Dienstag, dem 2. August 2011