2011 MetroGroup Dusseldorf Marathon Dusseldorf, Germany May 8, 2011 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
Dr. Roland Döhrn berichtet: Der Laufmarkt-Newsletter vom August 2011 – Das Wochenende der Halbmarathonläufe – Marathonläufe werden zu einer Marginalie – Herausforderungen mit 100 Meilen-Läufen – Der Markt wandelt sich
Am vergangenen Wochenende (3./4. 9.) hat die Herbst-Saison endgültig begonnen. Es war das Wochenende
der Halbmarathonläufe. Wer in die Listen auf www.laufmarkt.de schaut, wird feststellen, dass allein sechs Rennen mit mehr als 1000 Finishern stattfanden, darunter Klassiker wie die Kölner „Generalprobe" aber auch ein Newcomer, der Rewirpower-Halbmarathon in Bochum, hinter dem organisatorisch der TV Wattenscheid steht, also eine „Großmacht" der deutschen Leichtathletik.
Dazu kommen weitere Läufe mit geringerer Teilnehmerzahl, unter denen der Halbmarathon im Rahmen des
Wolfsburg-Marathon hervorzuheben ist, der sich allmählich der 1000er-Grenze nähert. Bei der weitaus
überwiegenden Zahl der Läufe war die Teilnehmerentwicklung positiv. Der Rückgang in der Beteiligung im vergangenen Jahr war also allem Anschein nur eine vorübergehende Erscheinung.
Bereits jetzt habe ich in meiner Datenbank gut 160 000 Halbmarathon-Finisher registriert, da fehlen zum Jahresendstand des Vorjahres noch 60 000. Die sind leicht zu schaffen, stehen allein noch 16 der Top50-Events des vergangenen Jahres aus.
Eine traurige Beobachtung ist auch, dass die Marathonläufe, die bei vielen Halbmarathons namensgebend
sind, zu einer Marginalie zu werden drohen. Beim Darmstadt-Marathon waren es noch rund 130 Finisher (vor vier Jahren beim Start: 700), beim Saarschleifen-Marathon noch 135 (in der Spitze waren es mal über 200), beim Bremerhaven-Marathon fiel die Finisher-Zahl unter 100, gestartet war man vor sechs Jahren mit immerhin rund 250, oder beim Hunsrück-Marathon, der in diesem Jahr gerade noch auf gut 160 Marathon-Finisher kam, halb so viele wie vor einigen Jahren.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Meine Prognose ist, dass wohl noch einige Veranstalter der Marathon aus dem Programm kippen werden, wie in diesem Jahr der Potsdamer Schlösser-Marathon (heute Schlösserlauf) oder in
der Vergangenheit bereits Traditionsveranstaltungen wie der Bodensee-Marathon oder der Schönbuch-Marathon.
Aber ich denke, da wiederhole ich mich, und das ist auch gar nicht das Thema, über das ich heute schreiben wollte. Während der Marathon auszehrt, gewinnen nämlich die Läufe über noch längere Distanzen ständig an Anhängern. Sicher, das ist eine immer noch kleine Gruppe, 2009, als in meiner Datenbank die größte Zahl registriert wurde, waren es gerade einmal 5600 Finisher (2010 gab es einen Rückgang). In diesem Jahr sind es jetzt bereits 4600, und vorsichtig geschätzt dürften noch einmal 1000 dazukommen, vorsichtig deshalb, weil der Voralpen-Marathon in Kempten nach einem Jahr Pause als 51km-Lauf wieder auftaucht und die Szene bereichert.
Auffällig ist dabei, dass noch extremere Herausforderungen gesucht werden. So gab es in diesem Jahr bereits zwei 100 Meilen-Läufe (also Rennen über rund 160 km).
Nun sind – nimmt man die Events hinzu, die in meiner Datenbank fehlen – vielleicht gut 6000 Finisher nicht die Welt. Das kommt bei einem größeren Stadtmarathon wie Bonn, Mainz oder Freiburg locker zusammen.
Interessant ist aber die Tendenz: 2003 waren es gerade etwas mehr als 3000 Finisher. Da fällt mir ein Artikel in der ZEIT vom 21. Juli 2011 ein mit dem Titel „Wenn Extremsport normal wird". Eine Argumentation dort: Weil die Masse ständig aufschließt, muss die Avantgard die Grenze zum Extremen immer weiter hinausschieben. In wie weit das für den Triathlon zutrifft weiß ich nicht, für die Laufwettbewerbe kann ich die These nicht ganz unterschreiben, weil dem Marathon die Massen eher weglaufen.
Eine andere Erklärung, die die Autorin des Beitrags anbietet, ist der Rausch, in dem man sich bei extremen Veranstaltungen versetzt und der süchtig mache, während gleichzeitig das Durchhalten allein schon den Helden mache, unabhängig von der in Stunden, Minuten und Sekunden gemessenen sportlichen Leistung. Das mag sein, ich bin allerdings kein Psychologe, in dessen Fachgebiet diese Frage eher fällt
Ein dritter Punkt ist, dass viele das Spektakel suchen. Ob dies für die Extremläufe gilt, wage ich zu bezweifeln, da diese ja oft einsam in der freien Natur ausgetragen werden. Aber dennoch scheint das Spektakel eine Rolle zu spielen. In Laufmarkt 2010 stand zum ersten Mal eine kleine Liste von „andersartigen" Läufen. Ich hatte damals von Adventure-Läufen gesprochen, eine Terminologie, die nicht ganz richtig war, wie ich inzwischen gelernt hatte, da man so wohl Events nennt, bei denen das Laufen mit anderen Sportarten wie Radfahren, Kanufahren oder gar Bogenschießen und Paragliding-Passagen verbindet. Wie die Ergebnislisten unter www. adventureraces.de zeigen, ist das Echo noch nicht übermäßig groß.
Die einen Veranstaltungen, auf die ich mich hier konzentrieren will, liegen noch deutlich näher bei den
Laufwettbewerben. Sie sind sportlich durchaus anspruchsvoll mit Distanzen bis zu 24 km, und sie sind gespickt mit natürlichen und künstlichen Hindernissen. Und sie sind inzwischen so attraktiv, dass sie durchaus zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für etablierte Laufveranstaltungen werden.
So kamen 2010 – ich habe die damalige Liste noch etwas ergänzt – bereist gut 10 000 Finisher zusammen, allen voran beim Fisherman's-Friend Strongman allein 6500. Ich verfolge diese Entwicklung weiter, und finde in diesem Jahr bisher schon über 12 000 Finisher, obwohl noch drei der 2010 ausgetragenen Veranstaltungen ausstehen, und ich sicher nicht alle neuen Läufe erfasse.
Der Markt wandelt sich also, aber dazu noch mehr in den kommenden Newslettern oder spätestens in
Laufmarkt 2011.
An dieser Stelle noch einmal – und zum letzten Mal – der Hinweis, dass der Startgeldspiegel 2010/11 erschienen und käuflich zu erwerben ist.
Mehr dazu finden Sie unter www.laufmarkt.de.
Dr. Roland Döhrn
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