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24
10
2011

Als Neunjähriger nimmt Heritier Kambuya zum ersten Mal am Eßlinger Zeitung Lauf teil. Foto: e ©Eßlinger Zeitung Lauf Organisation

„Da habe ich mich wie bei den Olympischen Spielen gefühlt“ – Heritier Kambuya von der TSG Esslingen gilt als großes Lauftalent – Platz zwei in der deutschen Bestenliste – Andreas Müller in der Eßlinger Zeitung

By GRR 0

Esslingen – Das Jahr 2011 wird Heri­tier Kambuya in guter Erinnerung bleiben. Der 14-Jährige von der TSG Esslingen wurde württembergischer und baden-württembergischer Meister über 1000 Meter. In der Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes belegt er mit 2:42,74 Minuten den zweiten Platz.

Die Aufgabenstellung lautete: welche drei Läufe in diesem Jahr waren die schönsten? Langsam fährt Kambuya mit dem Zeigefinger die Liste mit den 17 Wettkämpfen herunter, bedächtig wiegt er mit dem Kopf und lässt sich viel Zeit. An die Nummer eins platziert er seinen Auftritt beim Meeting am 22. Mai in Pliezhausen, das deutschlandweit für die Läufe über die „krummen Strecken“ bekannt ist. Auf Rang zwei kommt die württembergische Meisterschaft am 17. Juli in Ulm, dahinter folgt der Schüler-A-Ländervergleichskampf am 17. September in Ergolzheim.

Wenn Kambuya erklärt, warum er diese Reihenfolge so festgelegt hat, dann leuchten seinen Augen. Mit Begeisterung erzählt er über das Meeting in Pliezhausen, das ihn mit seinem internationalen Flair und den vielen Stars beeindruckt hat. Ebenso hängen geblieben ist die Atmosphäre beim Ländervergleichskampf zwischen Baden-Württemberg, Bayern und Hessen in Ergolzheim, wo die Athleten hinter einer fahnenschwenkenden Vorhut ins Stadion einmarschieren. „Da habe ich mich wie bei deutschen Meisterschaften oder Olympischen Spielen gefühlt“, beschreibt Kambuya sein Innenleben.

Und dann ist da noch der Auftritt in Ulm, wo Kambuya in 2:46,43 Minuten württembergischer Meister wird. „Mein erster großer Titel“, strahlt der 14-Jährige in der Erinnerung an diesen Lauf, bei dem auch die ganze Familie mit im Stadion war und ihn angefeuert hat.

17 Wettkämpfe in einem Zeitraum von achteinhalb Monaten mag im ersten Augenblick für einen 14-Jährigen wie ein strammes Programm erscheinen. Doch andere Athleten in seiner Altersklasse sind deutlich öfter unterwegs und trainieren häufiger. „Jedes Wochenende zu starten ist nicht gut, ich muss mich auch regenerieren“, sagt er und bezieht die Trainingsintensität mit ein. Viermal in der Woche wird mit seinem Coach Rafael Treite auf der Tartanbahn auf dem Vereinsgelände der TSG Esslingen gelaufen. „Noch mehr wäre schlecht, weil ich mich ja noch steigern möchte“, sagt Kambuya. Die Bedingungen auf dem Zollberg bezeichnet er als perfekt, „wir können völlig ungestört trainieren und bekommen vom Verein alles, was wir benötigen.“

Im nächsten Jahr geht es eine weitere Stufe nach oben, dann darf der 1000-Meter-Spezialist bei den süddeutschen Meisterschaften laufen, 2013 ist er bei den nationalen Titelkämpfen startberechtigt. „Eine Teilnahme an den deutschen Meisterschaften ist mein großes Ziel“, sagt Kambuya, und die Augen leuchten vor Vorfreude.

 

Gut fünf Jahre später präsentiert der 14-Jährige stolz den Wimpel, den er für seinen Sieg bei den baden-württembergischen Meisterschaften erhält.Foto: eGut fünf Jahre später präsentiert der 14-Jährige stolz den Wimpel, den er für seinen Sieg bei den baden-württembergischen Meisterschaften erhält.
 

Hintergrund

 

Der für die TSG Esslingen startende Heritier Kambuya gilt als großes Lauftalent. Die EZ wird den heute 14-Jährigen in den nächsten Jahren auf seinem sportlichen Weg begleiten. Dieser Entscheidung gingen viele Diskussionen voraus, sowohl innerhalb der Sportredaktion als auch mit seinem Vater Antoine Kambuya und Trainer Rafael Treite.

Ist es gerechtfertigt, einen 14-Jährigen so in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stellen? Über was darf berichtet werden, ohne dem jungen Sportler zu nahe zu treten? Wo verläuft die Grenze zwischen der Schilderung sportlicher Leistungen und dem privaten Bereich? Was ist, wenn die Karriere – aus welchen Gründen auch immer – abrupt endet? Wie geht der Sportler selbst mit dem Druck um, der durch die nun kommenden Veröffentlichungen zweifelsohne entsteht?

Alle Beteiligten waren sich am Ende darüber einig, dass das Projekt als solches spannender ist als die damit verbundenen Gefahren und Risiken. Deshalb wird die EZ-Sportredaktion in vielfältiger Weise und mit geplanten drei bis vier Veröffentlichungen pro Jahr den Weg von Heritier Kambuya begleiten.

Rücksichtnahme auf den Sportler steht dabei von Anfang an im Mittelpunkt.

 

Andreas Müller in der Eßlinger Zeitung

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