2011 RocknRoll St Louis Marathon St. Louis, Mo October 23, 2011 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
Dr. Roland Döhrn berichtet: Der Laufmarkt-Newsletter vom Oktober 2011 – Anteil der Frauen bei Läufen in USA 2009 bei 53 % – Beim Marathon ist der Frauenanteil 2011 in Deutschland nur leicht von 18,6 auf 19% gestiegen
In der vergangenen Woche war ich in New York. Da stieß ich in der ehrwürdigen New York Times auf einen fast zweiseitigen Artikel über die Leichtathletin Julia Chase-Brand. „Julia Wer?", mögen die Meisten fragen. Und man muss schon wirklich mehr als ein Kenner sein, um zu wissen, dass diese Dame zu Beginn der sechziger Jahre in den USA eine gewisse Rolle auf der 800m-Distanz spielte.
Das war aber nicht der Grund des Artikels, sondern vielmehr die Tatsache, dass Julia Chase-Brand vor 50 Jahren, am 23. November 1961, als erste Frau in den USA – gegen den erbitterten Widerstand der Funktionäre – an einem 10km-Rennen teilnahm und sich damit, und auch in der Zeit danach, wesentlich für die Anerkennung des Frauen-Langlaufs durch den Leichtathletikverband einsetzte.
Das schreibe ich hier nicht, um anzugeben, welche tollen Sachen ich lese, sondern weil der Artikel mich an einen Punkt erinnerte, den ich in „Laufmarkt 2010"gesprochen hatte: Einer der großen Unterschiede in der Beteiligung zwischen Deutschland und den USA liegt in dem Frauenanteil.
Während hierzulande bei kürzeren Distanzen nur gut ein Drittel aller Laufteilnehmer weiblich sind, und auf den
längeren Distanzen der Anteil unter 20% sinkt – und über dies im Verlauf der Jahre nur sehr zäh steigt, sind in den USA die insgesamt gesehen Damen schon in der Mehrheit. Jedenfalls lag der Frauenanteil 2009 schon bei 53%. Und dies erklärt vielleicht auch, weshalb eine Qualitätszeitung wie die New York Times diesem Thema so breiten Raum gibt.
Für Deutschland stellt sich die Frage, weshalb Frauen sich vergleichsweise wenig an Läufen beteiligen, und was Veranstalter tun können, um Frauen besser anzusprechen. Ein Potenzial ist durchaus vorhanden, was nicht zuletzt der steigende Erfolg der Frauenläufe belegt. Bei den in meiner Datenbank erfassten Veranstaltungen nahm die Zahl der Teilnehmerinnen 2011 um mehr als 30" zu.
Ansonsten war das Plus – wie erwähnt – nur etwas stärker als das bei den Männern. Beim Marathon ist so der Frauenanteil 2011 – nach den bisher vorliegenden Daten – nur leicht von 18,6 auf 19% gestiegen; beim Halbmarathon von 26,5 auf 26,8%, und über 10km – lässt man reine Frauenläufe außen vor – von 34,0 auf 34,9%. Auch das ist ein Teil der Jahresbilanz 2011, mit der ich im vergangenen Newsletter begonnen habe.
Dort hatte ich bereits ein erstes Fazit für die kurzen Laufstrecken gezogen. Hier nun einige Ausführungen zu den längeren Distanzen. Fest steht schon, dass es auf den Ultramarathon- Distanzen eine neue Rekordbeteiligung geben wird, wobei erstmals mehr die Zahl von 6000 Finishern übertroffen werden dürfte.
Beim Halbmarathon ist das recht schwache Vorjahresergebnis zwar bereits jetzt überboten; für den Rekordwert des Jahres 2009 – damals hatte ich 236 000 Finisher registriert – dürfte es aber wohl nicht reichen. Man muss froh sein, wenn am Ende des Jahres die Marke von 230 000 übertroffen sein wird, wobei daran erinnert werden soll, dass die Datenbank etwa 90% aller Halbmarathon-Finisher abdecken dürfte.
Eine interessante Entwicklung gab es in den letzten Wochen auf der Marathon-Distanz. Allen voran der Frankfurt-Marathon, der erstmal in seiner Geschichte den Hamburg-Marathon vom zweiten Platz der Marathonläufe in Deutschland verdrängte, sorgte mit einem Plus von 30% dafür, dass die Jahresbilanz über diese Distanz nicht ganz verhagelt.
Auch einige andere Herbst-Marathons konnten gut zulegen, so der in Dresden und der Drei-Länder-Marathon in Lindau. Wenn die noch ausstehenden Läufe auf halbwegs „normale" Finisherzahlen kommen und es nicht wieder zu witterungsbedingten Absagen kommt, könnte das Minus unter 3,5% bleiben.
Der Markt schrumpft zwar weiter, aber nicht so stark, wie noch vor einigen Wochen befürchtet – vor allem dank Frankfurt.
So weit einige weitere Aspekte der Jahresbilanz. Erheblich ausführlicher werde ich mich mit diesen Fragen und anderen in der Studie „Laufmarkt 2011" auseinandersetzen, die ich schon vorbereite. Dazu mehr beim nächsten Mal.
Dr. Roland Döhrn