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07
12
2011

Serhiy Lebid ist ein Phänomen. Bislang hat der Ukrainer noch keine einzige Cross-Europameisterschaft seit Alnwick (1994) verpasst, bei den Titelkämpfen am kommenden Sonntag (11.) in Velenje (Slowenien) strebt der inzwischen 36jährige seinen zehnten Europameistertitel an. ©EAA - European Athletics

Serhiy Lebid vor zehntem Cross-Titel in Velenje? Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Serhiy Lebid ist ein Phänomen. Bislang hat der Ukrainer noch keine einzige Cross-Europameisterschaft seit Alnwick (1994) verpasst, bei den Titelkämpfen am kommenden Sonntag (11.) in Velenje (Slowenien) strebt der inzwischen 36jährige seinen zehnten Europameistertitel an.

„Im vergangenen Jahr musste ich hart arbeiten, um die starken Franzosen, Spanier und Portugiesen zu schlagen. Nach einer Verletzung bin ich fit und bereit für den zehnten Titel", äußerte sich das Cross-Phänomen im Vorfeld der Cross-Europameisterschaften, die mit 489 Teilnehmern aus 33 Nationen eine neue Rekordmarke in der nunmehr achtzehnjährigen Geschichte dieser kontinentalen Meisterschaften darstellen.

Die Auseinandersetzung um Mannschaftsgold dürfte überaus interessant werden, denn das spanische Team mit dem Cross-EM-Zweiten Ayad Lamdassem möchten die Iberer die in Albufeira unterbrochene Siegesserie von 2007 bis 2009 nun in Velenje fortsetzen. Spanien muss aber mit einem starken Titelverteidiger Frankreich rechnen, der mit Abdellatif Meftah, Morhad Amdouni und Mokhtar Benhari gleich drei Medaillenanwärter ins Rennen schickt.

Bei den Frauen spricht vieles für die Titelverteidigerin Jessica Augusto (Portugal), die schon 1999 in Velenje am Start war, dort allerdings als Achte noch weit von den Medaillenrängen entfernt in der Juniorenklasse einlief. Nach ihrem schnellen Ausstieg in Albufeira brennt die Holländerin Adrienne Herzog als Cross-EM-Dritte von Dublin auf Wiedergutmachung. Als weitere Medaillenanwärter gelten aber auch die Türkin Binnaz Uslu als Vorjahreszweite und WM-Siebte über 3000 m Hindernis sowie die portugiesische Vorjahresdritte Dulce Félix.

Mit einer großen, aber auch vor allem im Nachwuchsbereich sehr starken Mannschaft wird der DLV die Reise in die slowenische Stadt antreten, die bereits 1999 schon einmal Ausrichter der Cross-Europameisterschaften war. Seinerzeit gab es eine denkwürdige Schlammschlacht nach Dauerregen und eine deprimierende Niederlage für Serhiy Lebid, der als Siebter deutlich hinter den Medaillenrängen einkam.

Für die kleine deutsche Auswahl im Nachwuchsbereich sorgte vor zwölf Jahren alleine Junior Carlo Schuff für eine starke Leistung als Sechster, übrigens zeitgleich mit dem direkt vor ihm einlaufenden 5000 m-Weltmeister von Daegu, Mo Farah (Groß-Britannien).  

„Ich bin überzeugt, dass sich unsere U 20- und U 23-Mannschaften gut darstellen werden!" äußert sich Bundestrainer Tono Kirschbaum betont zurückhaltend über die Chancen der deutschen Läufer bei den 18. Cross-Europameisterschaften. Vielleicht auch, um die Euphorie etwas zu bremsen, die allenthalben besteht, vor allem im weiblichen Bereich.

Auch wenn die EM-Fünfte Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regesnburg) inzwischen in die nicht minder medaillenträchtige U23-Manschaft aufgerückt ist, kann sich die U20-Auswahl mit Gesa-Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt), Maya Rehberg (SC Rönnau 74), Jannika John (LAC Quelle Fürth) und Elena Burkhard (LG Badenova Nordschwarzwald) auf vier Läuferinnen stützen, die in Albufeira die Silbermedaille gewinnen konnten. Hinzugekommen sind Anne Reischmann (VfB LC Friedrichshafen) und Johanna Schulz (SC GH Neumünster).

Angeführt von der WM-Neunten Gesa-Felicitas Krause sollte für die DLV-Mädchen eine weitere Medaille realistisch sein, dies wäre nach Dublin und Albufeira die dritte Teammedaille in Folge. In der Einzelwertung könnte die 19jährige Frankfurterin eine ähnlich starke Rolle spielen wie dies Corinna Harrer als Vierte und Fünfte in den vergangenen Jahren schaffte.

Vielleicht noch stärker sind die U23-Juniorinnen mit Corinna Harrer, Anna und Lisa Hahner (Run2sky.com), Jana Sussmann (LG Nordheide) und Jana Southout (ASV Köln) einzuordnen. Wir haben ein superstarkes Team", sagt Anna Hahner nach ihrem Sieg beim Darmstadt-Cross, „die Mannschaftsmedaille soll her, die wir in Dublin ja so knapp verpasst hatten". In der irischen Hauptstadt hatten die DLV-Läuferinnen 2009 nämlich in der U 20-Kategorie die Bronzemedaille bei Punktgleichheit gegen Frankreich hauchdünn verpasst.  

Aber auch die sehr kompakt in Darmstadt einlaufenden U23-Junioren mit dem Vorjahreszehnten Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen), Michael Schramm, Timo Göhler (beide LAV asics Tübingen) und Leif Schröder-Groeneveld (SC GH Neumünster) sollten zumindest eine gute Mannschaftschance haben.

Nach einem spannenden Rennverlauf kamen in Darmstadt die U20-Junioren Bastian Grau, Martin Grau (beide TSV Höchstadt/Aisch), Stig Rehberg (SC Rönnau 74), Johannes Motschmann (SC Magdeburg), Hendrik Pfeiffer (LAZ Rhede) und Moritz Steininger (1. FC Passau) in dichter Folge ins Ziel, sodass auch hier die Mannschaftsleistung im Vordergrund stehen wird.

„Wir haben uns für den Cross entschieden", umreißt Tono Kirschbaum die Zielstellung im Nachwuchs-Bereich. „Dies ist ein wichtiger Entwicklungsschritt für den Sommer. Im U23-Bereich handelt es sich ja um unsere zukünftigen Athleten, die durch solche Meisterschaften herangeführt werden sollen. Ich denke, dass wir hier sehr gut aufgestellt sind!"

Etwas überraschend führt Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) die vierköpfige Frauenmannschaft für Velenje an, die sich kurzfristig beim internationalen Qualfikationsrennen in Tilburg (Niederlande) gestellt hatte. Dort hatte sie übrigens 2005 als Zweite für die letzte deutsche Einzelmedaille gesorgt. Neben Sabrina Mockenhaupt hat der DLV mit Susanne Hahn (SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken), Verena Dreier (SG Wenden) und der in Tilburg hinter der früheren EM-Dritten Andrienne Herzog (Niederlande) als starken Zweiten einlaufenden Simret Restle-Apel (PSV GW Kassel) nominiert.

In letzter Minute wurde nach massiver öffentlichen Diskussion der beim Darmstadt-Cross überzeugende Filmon Ghirmai (LAV asics Tübingen) noch nachnominiert, sodass der DLV bei den Männern mit Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB), Julian Flügel (LG Telis Finanz Regensburg), Sven Weyer (SG Spergau), Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München) und Rico Schwarz (ASV Erfurt) ins Rennen gehen wird.

„Wir haben Nominierungskriterien im Sinne der Transparenz und Glaubwürdigkeit erstellt, es hat sich aber gezeigt, dass wir diese überdenken müssen" so Kirschbaum mit Blick auf die Diskussion um Filmon Ghirmai. „Ich war schon sehr enttäuscht über die Nichtberücksichtigung", so der Tübinger am vergangenen Sonntag am Rande des Nikolauslaufes in seiner Heimatstadt. „Ich hatte mich extra bei meinem Disziplin-Bundestrainer noch einmal erkundigt wegen einem zusätzlichen Start in Tilburg, aber leider keine Antwort erhalten. Jetzt bin ich froh, dass es doch noch geklappt hat!" 

 

Wilfried Raatz

 

 

 

 

 

author: GRR

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