Spannende Entscheidungen am Goldberg in Ohrdruf/Deutsche Cross Meisterschaften – Musa Roba-Kinkal und Eleni Gebrehiwot deutsche Crossmeister – Wilfried Raatz berichtet

Musa Roba-Kinkal vom SC Gelnhausen und Eleni Gebrehiwot vom TV Wattenscheid sind die deutschen Crossmeister 2012. Die beiden Langstreckler mit äthiopischen Wurzeln setzten sich bei den Titelkämpfen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in Ohrdruf/ Thüringen in bis auf die Ziellinie spannenden Rennen über 9.900 m bzw. 5.200 m gegen Marian Blazinski (SG Schramberg) bzw. Anna Hahner (Run2Sky.com) durch.

Die im Vorjahr in Löningen/Westfalen erfolgreichen Steffen Uliczka und Sabrina Mockenhaupt waren nicht am Start.

Ähnlich spannend wie zwischen Eleni Gebrehiwot und Anna Hahner verlief auch das Rennen der Männer zwischen Musa Roba-Kinkal und Marian Blazinski. Bis 500 m vor dem Ziel schien der Ausgang des Männer-Langstreckenrennens zwischen Musa Roba-Kinkal und Marian Blazinski völlig offen, dann entschied der 23jährige Gelnhäuser den an Dramatik und Tempowechseln reichen Wettbewerb mit einem trockenen Antritt den Titelkampf gegen den gebürtigen Polen für sich.

„Wenn es von außen her locker ausgesehen hat, dann freut es mich, aber es war sehr anstrengend“, wehrte Musa Roba-Kinkal die Vermutung ab, er habe das Rennen rein taktisch auf Sieg gelaufen. „Ich bin mit dem Lauf sehr zufrieden, denn im Winter ist es nicht so glatt gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich weiß jetzt aber, dass ich auf einem guten Wege bin. Die Saison hat ja noch nicht angefangen!“ Und blickt dabei auf die anstehende Olympiasaison mit einem zusätzlichen Highlight, den Europameisterschaften in Helsinki.  
 
Hinter Roba-Kinkal und Blazinski folgte mit Gregor Buchholz (LAZ Saarbrücken) der erste Triathlet, der im internen Duell seinen Trainingskollegen Steffen Justus (LG Stadtwerke München) bezwingen konnte. Nach dem großartigen Duell des Vorjahres mit Steffen Uliczka lief Justus diesmal hinter Vitaly Rybak (ART Düsseldorf) auf Rang fünf ein – und zeigte sich dennoch zufrieden. „Ich denke, dass ich nicht schlechter als im Vorjahr war. Es waren bis auf Gregor Leute vor mir, die im vergangenen Jahr nicht dabei waren. Vielleicht muss ich aber heute auch erkennen, dass die Form für die 10 km-Laufstrecke noch nicht stimmt!“

Während Steffen Justus die Olympiafahrkarte lediglich noch einmal mit einem Leistungsnachweis bestätigen muss, kämpft Gregor Buchholz um die Nominierung. „Für mich ist das Frühjahr bereits entscheidend. Deshalb sind vielleicht unsere Ausgangspositionen etwas anders!“

Ähnlich spannend verlief die Entscheidung bei den Frauen über 5 200 m zwischen Eleni Gebrehiwot und Anna Hahner. Erst an der letzten kleinen Steigung kurz vor dem Ziel setzte sich die für den TV Wattenscheid startende gebürtige Äthiopierin drei Meter von Anna Hahner ab und kam zum knappen Sieg in 17:51 Minuten. „Anna ist eine sehr gute Läuferin, die mich ganz schön gefordert hat. Ich wusste aber, dass ich im Spurt stärker bin“, sagte die 27jährige selbstbewusst. Und Anna Hahner: „Das war ein richtig spannendes Rennen und hat mir gezeigt, dass ich auch ein hohes Tempo gehen kann! Ich habe alles gegeben, leider hat es aber nicht ganz gereicht!“

Zwischen den „Stühlen“ lief das 20jährige Allroundtalent Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg), die die beiden Führenden laufen lassen musste, die weiteren Verfolgerinnen aber schon früh abgeschüttelt hatte. „Das war ganz schön hart“, gestand Corinna Harrer. „Es hat aber auch gezeigt, dass wir Mittelstrecklerinnen auch einen starken Cross laufen können!“ Hinter der überraschend stark laufenden 1500 m-Spezialistin Diana Sujew (SC Potsdam) folgte als Fünfte Antje Möldner-Schmidt, die im Trikot des LC Cottbus ein bemerkenswertes Comeback nach langer Krankheit feierte. „Das war für mich ein schöner Tempowechsel. Dafür, dass es mein erstes Crossrennen seit langem war, bin ich sehr zufrieden. Es ist am Ende immer besser gerollt!“

Während Corinna Harrer mit dem Juniorentitel (gegen Diana Sujew) eine weitere Meisterschaft mit deutlichem Vorsprung für sich verbuchen konnte, duellierten sich Benedikt Karus (LG Badenova Nordschwarzwald) und Michael Schramm (LAV Tübingen) in der männlichen Juniorenklasse auf Augenhöhe mit knappem Vorsprung für Karus.  
 
Die eigentliche Überraschung der Cross-Meisterschaften, die nach 2007 und 2008 zum dritten Male in dem kleinen thüringischen Städtchen ausgetragen wurden, lieferte Tobias Gröbl von der LG Zusam ab, der in einem äußerst couragiertem Rennen von Beginn für Tempo sorgte und nach zwei vierten Plätzen zur Meisterschaft laufen konnte. Der nach einer Achillessehnenoperation um den Anschluss bemühte frühere Junioren-Europameister Wolfram Müller (Erfurter LAC) wurde sicherer Zweiter vor Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg), 1500 m-Vize-Europameister Carsten Schlangen (LG Nord Berl.in) wurde nach starkem Startphase wegen einer Erkältung gehandicapt nur Zehnter.  

Hier die Musa-Roba, Gebrehiwot, dort die jungen Läufer wie Homiyu Tesfaye Heyi oder Jonas Koller, die den über 6,4 km führenden U 20-Wettbewerb bestimmten. Sie alle haben afrikanische Wurzeln und möchten gerne in Deutschland festen Boden unter den Füßen gekommen. Während der 19jährige Homiyu noch auf die deutsche Staatsbürgerschaft wartet, ist der gleichaltrige Jonas noch im ersten Lebensjahr nach Bayern gekommen und bei Adoptiveltern „bayerisch erzogen“ worden, wie der junge Mann der LG Telis Finanz Regensburg in bestem Dialekt betont.

Homiyu Tesfaye Heyi sorgte mit nunmehr vier deutschen Meistertiteln innerhalb von nur drei Wochen auf Titeljagd. Nach den eher standesgemäßen Jugend-Hallentiteln über 1500 m und 3000 m sorgte der Frankfurter mit seinem 1500 m-Spurtsieg über den Vizeeuropameister Carsten Schlangen in Karlsruhe für besondere Schlagzeilen.

Sein Crosserfolg in Ohrdruf ist dabei wieder erwartet worden, auch wenn ihm der Wechsel von dem schnellen Hallenboden auf den Kräfte zehrenden Crossparcours eher zu schaffen machte. 

Wilfried Raatz

Deutsche Cross-Meisterschaften in Ohrdruf

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