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25
03
2012

Bundespräsident Joachim Gauck - Präsidiales Plädoyer für den Sport ©Bundespräsidialamt

Der DOSB KOMMENTAR von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann – Präsidiales Plädoyer für den Sport

By GRR 0

Über die Affinität der Alt-Bundespräsidenten zum Sport ist in der Öffentlichkeit einiges, wenn auch längst nicht alles bekannt. Alle verfügen (das ist fast überflüssig zu erwähnen) über eine Schulsport-Karriere und das teilweise zu Zeiten, als das Fach noch Turnen, Leibesübungen oder so ähnlich hieß.

Alle haben „von Amts wegen“ die Ehrenurkunden für die Bundesjugendspiele signieren dürfen: Ob der jüngste auch schon mal mit einer „belohnt“ wurde? Lassen wir das: Wir wissen aber verlässlich, das Richard von Weizsäcker und Horst Köhler noch im fortgeschrittenen Alter „Wiederholungstäter“ geworden sind, was die erfolgreiche Abnahme des Deutschen Sport-abzeichens anbelangt.

Horst Köhler ist persönliches Mitglied des Deutschen Olympischen Sportbundes. Er verfügt zudem über eine sportbiografische Station im Handball, als diese Sportart noch draußen auf Fußballfeldern gespielt wurde. Im Handballsport war früher auch sein am Sonntag gewählter Nachfolger als Bundespräsident aktiv.

Joachim Gauck hatte sich schon im zeitlichen Vorfeld und völlig losgelöst von der Amtsübernahme mit bekennenden Worten zum Sport in der Öffentlichkeit gemeldet. In seinem Büchlein „Freiheit. Ein Plädoyer“, das zurückgeht auf eine Ansprache an der Evangelischen Akademie Tutzing, gibt es ganz am Ende im Abschnitt über unsere menschliche Fähigkeit zur Übernahme von Verantwortung eine Stelle, wo es um die Hinwendung zu anderen und das Bezogensein auf andere Menschen geht, wie wir es (nicht nur, aber auch:) im Sport aller Tage erleben können.

Gauck nimmt uns dort mit an den Spielfeldrand und lädt uns ein, ganz genau hinzusehen, wenn er schreibt: „Schauen Sie sich die Gesichter der Menschen an, wenn sie ein Fußballspiel gewonnen haben.“ Dabei geht es ihm freilich nicht um die Höhe des Sieges, zumal Menschen auch nach einer Niederlage Gesichter haben und zeigen. Gauck meint das bewegende Erfüllt-sein-im-bewegten-Tun, das von Gemeinschaft geprägte Handeln, für das wir uns und andere begeistern können. Das alles – so lässt sich aus dem Gauck-Zitat schließen – erfahren wir auch und gerade im Sport immer wieder neu. Ist das gar ein präsidiales Plädoyer für den Sport?

Das Zitat bietet gleichwohl auch Raum für Auslegungen in weiterer Hinsicht: Wer schaut denn in die Gesichter der Menschen, die Sport treiben und womöglich dazu noch ein Spiel gewonnen haben? Das sind doch nicht zuletzt diejenigen, die als Trainerinnen und Betreuer, als Übungsleiterinnen und Helfer andere Menschen (meist junge!) im Sport „freiwillig“ anleiten – mehrheitlich dazu noch ehrenamtlich.

So taugen Gaucks Worte beiläufig auch als Einladung zum ehrenamtlichen Engagement im Sport. Wir dürfen gespannt sein, welche präsidialen Plädoyers für den Sport noch folgen – während der Amtszeit von Joachim Gauck als Bundespräsident.

 

DOSB – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann – Sportwissenschaftler an der Leibniz Universität Hannover 

author: GRR

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