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08
06
2012

Zum 30. Mal findet der Basler Stadtlauf bereits statt, und nicht weniger als 21 Läuferinnen und Läufer möchten zum 30. Mal dabei sein ©reygrafik.ch

Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2012“ – Basel – Das Muss – Basler Stadtlauf am 24.11.2012

By GRR 0

Das hatten sie sich nicht vorgestellt, damals, beim ersten Basler Stadtlauf. Eine Serie. 30 Teilnahmen, ohne Unterbruch. «Es hat sich einfach so ergeben», sagen die beiden Frauen Rosmarie Cortesi und Cornelia Hof sowie das Brüderpaar Heinz und Beat Oehen. Sie schmunzeln: «Nach dem Auftakt ging es einfach weiter, aus einem Stadtlauf wurden fünf, sechs, sieben.»

Und plötzlich lockten die Jubiläen: zehn, fünfzehn, zwanzig, fünfundzwanzig und jetzt gar dreissig Teilnahmen.

Begonnen hatte alles wenig spektakulär. Erinnerungen hinterliess die Premiere trotzdem. «Ich höre die Lautsprecherdurchsage noch immer: Pierre Délèze grosser Sieger am ersten Basler Stadtlauf – und ich hatte noch eine halbe Runde vor mir», erinnert sich Heinz Oehen an 1983. Er lief damals ambitioniert für den TV Riehen und mass sich in der Elite. Wie sein Bruder Beat, der rasch den Wert des Termins erkannte: «Ende November, dieses Datum könnte besser nicht sein, denn: Wer will im November freiwillig viel trainieren?» Der Stadtlauf hat stets dazu motiviert. Die Oehen-Brüder sind immer gut vorbereitet angetreten und nicht selten haben dabei Spitzenrangierungen herausgeschaut.

Schaff ich das?

Weit eher auf «Neuland» begaben sich damals Rosmarie Cortesi und Cornelia Hof. «Kann ich das? Blamiere ich mich nicht?» fragte sich Cortesi. Und für die stets sportlich aktive Hof begann der «allererste Volkslauf» auch wegen der fehlenden Erfahrung mit einem Schreckmoment. Im «kleinen Grüppchen» der eng zusammengepferchten und nervösen Läuferinnen und Läufer wurde ihr plötzlich die Brille von der Nase geschubst. Aufgeschmissen war sie, da sie diese unmittelbar vor dem Start nicht aufheben konnte.

Sämtliche Mitkonkurrentinnen und -konkurrenten zogen los. Cornelia Hof blieb stehen. Frust pur. Die Starter aber zeigten sich milde: Hof erhielt eine zweite Gelegenheit in der nächsten Kategorie.

Und sie blieb dem Stadtlauf ebenso treu wie die Oehens und Cortesi. Alle erlebten weitere Stadtlauf-Geschichten. Renngeschichten mit Erfolgen oder Misserfolgen, verbunden mit Gefühlen wie Freude, Enttäuschung, Stolz, Frustration. Stadtlauf-Kontakte ergaben sich und ergeben sich noch immer. Auslöser für besondere Emotionen ist jedes Jahr die Freie Strasse. Diese, rund 600 m lang und abfallend, lockt zum Beschleunigen, lässt die Schritte länger werden, sorgt für ein Gefühl des Fliegens. Es geht dem Ziel entgegen. Unwiderstehliche Schlussspurts sind angezeigt – vor hunderten von Zuschauern: Die Ambiance macht zusätzliche Kräfte frei. 

Die Freie Strasse, das hebt auch unser Quartett hervor, ist der schönste Streckenabschnitt des Stadtlaufs. Von «einem besonderen Genuss» sprechen die beiden Oehen. «Hier wird es auch bei der 30. Teilnahme noch besonders stark kribbeln», sagt Cortesi. Und Hof fügt an: «Hier entwickelt sich das spezielle Stadtlaufgefühl besonders stark.»

Ein Lauf – zwei Medaillen

Durch den Stadtlauf entwickelt hat sich bei den beiden Frauen auch ein gewisser Ehrgeiz. Top-Ten-Rangierungen haben herausgeschaut, für Hof gar ein Podestrang. Das Optimum abrufen wollen mittlerweile beide. Und Cornelia Hof streicht gar heraus: «Mich dünkts spannend zu vergleichen und zu schauen, wie ich im Vergleich zu früher, zu meinen besten Jahren, abschneide.» Die Antwort überrascht sie immer wieder: «Sie verliert, aber gar nicht so viel.» Der «Blick auf die Uhr» gehört auch bei Rosmarie Cortesi dazu. Aber sie betont: «Die Bedeutung von Rang und Zeit haben abgenommen, für mich steht das Dabeisein im Zentrum.»

Geblieben ist bei allen vier die Faszination für den Stadtlauf. Sie hoffen, noch möglichst lange mitlaufen zu können und weitere Kapitel in die persönlichen Stadtlauf-Erinnerungen hinzuzufügen. Etwa eine Geschichte, wie sie Heinz Oehen vor wenigen Jahren erlebte. Er platzierte seine Sporttasche nach dem Rennen in der Freien Strasse und machte sich ans Auslaufen. Als er zurückkam, war die Tasche verschwunden. Darin befanden sich die Wettkampfkleider, aber auch die Erinnerungsmedaille, die er gerne seinen Kindern geschenkt hätte. Nachdem er sein Problem im Ziel geschildert hatte, bekam er spontan eine Ersatzmedaille.

Aber auch die bereits «abgeschriebene» Tasche tauchte wieder auf. Ein Securitas brachte sie an die Haustüre in Riehen, nachdem er durch die Startnummer die Adresse ausfindig gemacht hatte. «Dies ist der einzige Lauf, bei dem ich zu zwei Medaillen gekommen bin», sagt Oehen. Und das Erlebnis zeigt, dass das Rennen trotz seiner Grösse das Familiäre behalten hat. 

 

Mehr Informationen zum Basler Stadtlauf unter www.stadtlauf.ch

author: GRR

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