Patrick Ivuti aus Kenia gewann 2009 in Honolulu. ©Helmut Winter
Über New York City nach Honolulu Wilson Kipsang ist der Topstar beim Honolulu-Marathon am 9. Dezember – Helmut Winter berichtet
Etwas unerwartet durch die Absage des New York City Marathons Anfang November eröffnete sich für die Veranstalter des Honolulu-Marathons am kommenden Sonntag die große Chance, das 40. Jubiläum mit einem Topstar der internationalen Marathonszene zu krönen. Denn der Kenianer Wilson Kipsang gehört spätestens nach seinen 2:03:42 beim Frankfurt-Marathon 2011 und seinem Sieg beim London-Marathon im April sowie der Bronzemedaille bei Olympia in London im August zur absoluten Weltelite.
Dabei verpasste er den Olympiasieg durch einen für die hohen Temperaturen zu forschen Zwischenspurt und daraus resultierenden Muskelproblemen in der Schlussphase der Jagd durch die Straßen der britischen Hauptstadt.
Temperaturen oberhalb von 20°C werden auch am Sonntagmorgen ab 5 Uhr früh auf die Läufer in der Innenstadt von Honolulu warten, als weit leistungsmindernder wird aber eine hohe Luftfeuchtigkeit dazu kommen, die in die Regionen von 80% kommt. Dafür ist aber die Konkurrenz für Wilson Kipsang überschaubar und sein Sieg fast zu erwarten.
Kipsang testete bereits einen Monat nach dem Olympischen Marathon seine Form beim Great North Run und siegte eindrucksvoll mit 59:06 über die Halbmarathondistanz. In New York wollte er seiner eindrucksvollen Karriere einen weiteren Sieg gegen ein Weltklassefeld hinzufügen, jetzt wartet vor allem der Äthiopier Markos Geneti auf ihn, der sich nach einem großartigen Debut im Regen beim Los Angeles-Marathon 2011 im Januar dieses Jahres in Dubai als Dritter mit 2:04:54 in die Weltspitze des Marathonlaufs lief.
Kipsang sowie Geneti sind erstmals in Hawaii dabei. Das ist bei Patrick Ivuti aus Kenia anders, der den Lauf in Honolulu 2008 und 2009 gewinnen konnte, im letzten Jahr wurde er bei schwierigen Bedingungen in 2:14:58 Zweiter. Dass Ivuti mit Hitze gut zurechtkommt, zeigte er beim Chicago-Marathon 2005, wo er in einem denkwürdigen Finale Gharib aus Marokko in 2:07:46 hinter sich ließ. Seit 2009 teilten sich Ivuti und der gleichaltrige Nicholas Chelimo die ersten Plätze, Chelimo gewann die letzten beiden Auflagen, allerdings mit recht schwachen Zeiten von 2:15:18 und 2:14:55.
Als Tempomacher lief 2011 Kiplimo Kimutai in 2:18:12 durch und wurde vor Ort Vierter. Im Oktober belegte er Platz 2 in Toronto in 2:11:21. Wesentlich bessere Vorleistungen haben Nicholas Manza (KEN) mit 2:06:34 (Amsterdam 2011), der beim Berlin Marathon in September immerhin Vierter in 2:08:28 wurde, Abdherrhima Bouramdane aus Marokko in 2:07:33 sowie der Äthiopier Maregu Terefem Zewdie mit 2:09:03 (Frankfurt 2010).
Ganz besonders muss man die beiden Haudegen Jimmy Muindi und Mbarak Hussein erwähnen, die in Honolulu fast zum Inventar gehören und mit 39 bzw. 47 Jahren den Höhepunkt ihrer eindrucksvollen Karrieren überschritten haben dürften. Muindi ist in der Tat der „Mister Honolulu Marathon“. Er war seit 1993 (!) ununterbrochen dabei und erzielte bereits 2004 den Streckenrekord auf der anspruchsvollen Strecke mit 2:11:12.
In den letzten Jahren belegte er allerdings mit Zeiten um oder sogar über 2:20 Ränge von Platz 4 bis 6. Hussein siegte in Honolulu 1998, 2001 und 2002, setzte dann einige Jahre aus, lief 2010 noch 2:22:36 auf Platz 6 und gab im letzten Jahr auf.
Bei den Frauen geht die Titelverteidigerin Woynishet Girma aus Äthiopien wieder an den Start, die letztes Jahr in 2:31.41 gewann. Ihre Bestmarke steht bei 2:27:51 (Los Angeles 2010), die die Zweite des letzten Jahres Misiker Mekonnin bei ihrem Sieg in San Diego 2011 mit 2:25:20 unterbieten konnte. Bereits dreimal konnte Svetlana Zhakarova in Honolulu gewinnen, die 42jährige Russin ist in diesem Jahr zum 11. Mal vor Ort. Ihre Landsfrau Valentina Galimova wurde im letzten Jahr Dritte, Hellen Wanjiku Mugo (2:27:16) und Doreen Nduku (2:32:31) aus Kenia sowie Stephanie Rothstein-Bruce (USA) (2:29:35) gehen erstmals auf der traumhaften Insel an den Start.
Nachdem der Honolulu-Marathon in den letzten Jahren das Aufkommen von Massenmarathons in Japan sehr deutlich zu spüren bekam – über die Hälfte der Teilnehmer kommen aus Japan – und die Teilnehmerzahlen kontinuierlich sanken, konnte man rechtzeitig zum 40. Jubiläum gegensteuern und erwartet am Sonntag knapp 31000 Teilnehmer am Start. Dies stellt das größte Feld seit 1997 dar, seinerzeit wurden über 33.000 Starter registriert. Im letzten Jahr waren nur noch etwa 22.000 Läufer auf die Strecke gegangen.
Mit Hilfe des Titelsponsors – einer japanischen Airline – wurde die Zahl der japanischen Teilnehmer zum Jubiläum um fast 50 % auf knapp 16.000 gesteigert. Und besonderen Erfolg hatte man bei den Einheimischen mit der Aktion „One Dollar per Mile“ als Startgebühr. Mit dieser Maßnahme werden sich nun statt 7000 Einheimischen im Vorjahr 12.000 Hawaiianer auf die Sohlen machen.
Mit dabei übrigens auch eine große Gruppe deutscher Sportler, Herbert Steffny organisiert seit vielen Jahren Sportreisen in diesen traumhaften Teil der Erde; bei den derzeit eisigen Temperaturen ist das sicherlich eine sehr attraktive Flucht aus der heimischen Kälte.
Helmut Winter
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