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07
01
2013

Ingrid Uthoff (ganz rechts) beim Volksbank Münster Marathon - Mein erster Marathonlauf - mit 61 Jahren. ©privat

Mein erster Marathonlauf – mit 61 Jahren – Ingrid Uthoff beim Volksbank Münster Marathon

By GRR 0

Der 9. September 2012, kurz vor 14 Uhr: Lärm, Getöse, Anfeuerungsrufe. Ich spüre kaum mehr meinen Körper, schon gar nicht das Kopfsteinpflaster unter meinen Füßen. Das Ziel ist in Sicht, die letzten Meter. Vier Stunden 58 zeigt die Anzeigetafel an, als ich über die Linie laufe – geschafft!

Ich bin erschöpft. Fühle erst mal gar nichts. Die Endorphine lassen auf sich warten. Aber die Atmosphäre im Ziel ist super: Familie und Freunde erwarten mich nach dem Zieleinlauf am Prinzipalmarkt.

Los ging es Anfang 2012: Als langjährige Hobbyläuferin hatte ich den Wunsch, irgendwann mal einen Marathon zu laufen – traute mich aber noch nicht so recht. In meiner westfälischen Heimatstadt Oelde wurde zu dieser Zeit vom Leichtathletikverein (LV Oelde) eine Marathonvorbereitung angeboten – das „Projekt 42“. Das Ziel: Der Münster-Marathon im Herbst.

Die Voraussetzungen waren: zwei- bis dreijährige Lauferfahrung – die hatte ich schon mal. Und: 10 Kilometer sollte man in einer Stunde bewältigen können – auch das konnte ich. Und noch ehe mein 61. Geburtstag im März anstand, fand ich mich in eben jener Laufgruppe wieder. Das Projekt 42 war für meinen Körper auch das Projekt 61: Eine gewaltige Belastungsprobe.

Unsere Gruppe bestand aus etwa 25 Läufern mit mehr oder weniger läuferischer Vorgeschichte. Für einige war es der erste Marathon, andere hatten schon Wettkämpfe und Marathons hinter sich. Die jüngsten Mitstreiter waren 33 Jahre alt, die Oldies waren Helmut und ich. Laufkollege Helmut ist noch ein paar Tage älter als ich, wir sollten beide unser spätes Debüt auf den 42,195 Kilometern feiern.

Das Laufen gehörte auch vorher schon zu meinem Leben. Es tut mir gut, ich fühle mich fit, es bringt Kontakte zu vielen netten Leuten und wie man sieht, ist auch im höheren Alter noch vieles möglich – wenn man es denn will. Und Lauftreff, klar, das kannte ich – nun aber warteten größere Herausforderungen.
Ab Juni begann die richtig harte Marathonvorbereitung. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt, je nach Stärke und eigenem Anspruch bezüglich des Resultats.

Für mich war natürlich das Ziel: Durchkommen. Egal wie. Nein, nicht ganz: Wenn es geht unter fünf Stunden – damit das Leiden nicht so lange andauert.
Die Vorbereitung mit unseren Trainern war super, die Gruppe toll, wir haben uns gegenseitig gut motiviert. Beeindruckt hat mich, wie man mit kontinuierlichem Training die Leistung in relativ kurzer Zeit steigern kann: Als die 20 km- und 30 km- Läufe gut klappten, war für mich klar: Ich bin in Münster mit dabei.

Und da man bis dahin fast jede freie Minute lief, dauerte es auch gar nicht lang, bis der 9. September gekommen war.

Morgens bin ich ziemlich nervös, irgendwie aber auch zuversichtlich. Was kommt auf mich zu? Bisher bin ich ja nur 32 Kilometer gelaufen. Wie schaffe ich den Rest?

Um 9 Uhr fällt der Startschuss. Der Lauf fängt gut an. Die ersten zehn Kilometer vergehen wie im Fluge, bis zum Halbmarathon ist alles bestens. Zu Mittag steigen die Temperaturen auf über 25 Grad – und ab Kilometer 30 wird es immer schwerer (wie von allen vorher angekündigt: Der Marathon beginnt dann erst).

Obwohl die Sonne knallt und die Beine immer schwerer werden, kommt mir nicht der Gedanke auszusteigen. So quäle ich mich von Kilometer zu Kilometer. Am Wegesrand die Anfeuerungen, auch Familie, Freunde und Bekannte unter ihnen. Vom Weg nehme ich nicht mehr viel wahr – aber irgendwann kommt dieser lang ersehnte Prinzipalmarkt! Ich muss nur aufpassen, dass es mich im Ziel auf den Beinen hält.
Nach einer kurzen Erholungsphase kommt die Freude, es geschafft zu haben.

Mein Resümee: Es ist ein tolles Erlebnis, einen Marathon gelaufen zu sein. Möglich war das für mich nur dank der guten Vorbereitung in unserer Gruppe. Bei der Feier am Abend nach dem Lauf waren alle ein wenig wehmütig, dass die schöne gemeinsame Zeit der Vorbereitung zu Ende war.

Ein Kompliment auch an die Veranstalter in Münster: Ein toller Lauf, wirklich empfehlenswert!

Wie geht es weiter: Laufen, laufen, laufen…

 

Ingrid Uthoff

author: GRR

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