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12
03
2013

Wer als Veranstalter nicht zu den ganz Grossen im Marathon-Geschäft gehört, muss diversifizieren. In Zürich wird es nach dem Test im Jubiläumsjahr auch 2013 wieder einen 10km cityrun geben. ©swiss runners

Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2013“ – Teamrun: Marathon Schnuppern – 11. Zürich Marathon am 07.04.2013

By GRR 0

«Bschiss!» Das war die grosse Schlagzeile nach dem Zürich Marathon 2012. Was war geschehen? Maja Neuenschwander hatte die Olympialimite unterboten. Zwei Pacemaker hatten ihr dabei geholfen, aber schon kursierten Gerüchte, dass die Bernerin noch auf weitere Unterstützung zählen konnte. 

Im Teamrun richtete sich ein Quartett auf die Spitzenläuferin aus. Neuenschwander gab später zu, dass dies bewusst inszeniert worden war – als Sicherheit, falls ihre Tempomacher zu früh müde würden. Doch diese liefen wie Uhrwerke.

Das Ganze war ein Sturm im Wasserglas, der sich bald beruhigte. Doch es ist eine Tatsache, dass das Reglement des Weltverbandes IAAF es untersagt, in einem Marathon Läufer aus einem anderen Wettbewerb als Hasen einzusetzen. Deshalb nahm OK-Präsident Bruno Lafranchi eine Änderung vor, die sich ohnehin aufgedrängt hatte:

Marathon und Teamrun werden am Start getrennt. Die Staffeln starten neu zehn Minuten nach den Einzelläufern. «Das wird mir ein paar böse Mails von ambitionierten Teams eintragen, die sich nerven, wenn sie auf langsame Teilnehmer des Marathons auflaufen», sagt Lafranchi.

Kategorien-Mix fordert OK

Tatsächlich ist es bei der Streckenanlage des Zürich Marathons nicht einfach, die verschiedenen Kategorien zu einem harmonischen Ganzen zu fügen. Lafranchi versucht dies, indem er ab der Oper die Strasse teilt: Auf der ersten Runde laufen die Sportler links, auf der zweiten rechts. Trotzdem sind Probleme beim Überholen vorhersehbar, denn die langsamsten Jogger im Marathon brauchen rund acht Minuten pro Kilometer und die schnellsten Staffelathleten preschen mit drei Minuten pro Kilometer heran.

Dass nicht jeder voll seinen Rhythmus durchlaufen kann, muss laut Lafranchi in Kauf genommen werden. «Der Teamrun ist für die meisten ein Plausch-Wettkampf – es gibt in dieser Kategorie keine Rekorde.»

Plausch? Ja. Der Teamrun bietet tatsächlich die Gelegenheit, einen Marathon einmal auf ganz andere Weise zu erleben. Das fängt damit an, dass in einer vierköpfigen Gruppe jeder eine Strecke findet, die seinen Stärken entspricht. Zweimal rund 10, einmal 4 und einmal über 17 Kilometer messen die Abschnitte – man kann sich am Anfang ins Gewühl am Start stürzen, in der Mitte sprinten oder auf der langen Schlussstrecke schon beinahe die Einsamkeit des Langstreckenläufers erleben.

Aber man ist auf jeden Fall Teil eines Teams, was eine zusätzliche Motivation darstellt. Richtig spürbar wird die Tatsache, dass hier vier Personen an einer Gesamtleistung beteiligt sind, wenn der Schlussläufer kurz vor dem Ziel seine nervös wartenden Kollegen trifft und mit ihnen gemeinsam über die Linie läuft.

Fun beim Teamrun

Der Teamrun bietet auch Gelegenheit zu spontan organisierten Vergleichswettkämpfen: Konkurrenzfirmen einer Branche, zwei Abteilungen eines Grossunternehmens, Turnvereine oder die Journalisten diverser Medien gegeneinander. Die Idee des Team-Marathons hat sich in Zürich jedenfalls sofort etabliert. Das Limit für die Teilnehmerzahlen wurde bei den bisherigen drei Austragungen jedes Mal erhöht, und stets waren die Startplätze ausverkauft. Nun will Lafranchi aber bei 800 Teams bleiben. Das soll helfen, die Abläufe zu perfektionieren. Falls sich dabei zeigt, dass noch Spielraum nach oben besteht, ist in zwei oder drei Jahren eine weitere Ausweitung denkbar.

Lafranchi muss sich genau überlegen, was er macht, weil er seit der 10. Veranstaltung 2012 mit drei Disziplinen jongliert. Als Experiment wurde im Jubiläumsjahr ein Zehn-Kilometer-Lauf eingeführt, der mit 1700 Teilnehmern gleich ein Erfolg war. Er bleibt deshalb im Programm und wird ein paar Minuten nach dem Teamrun gestartet. Im Zentrum soll aber weiterhin der Marathon stehen. Lafranchi sieht die anderen beiden Disziplinen als Ergänzung und Einstieg für Leute, die sich noch nicht auf die volle Distanz trauen.

Und sie sind eine wirtschaftliche Notwendigkeit. «Purismus», sagt Lafranchi, «können sich nur grosse Marathons wie Paris oder Berlin leisten.»

 

Remo Geisser

Mehr Informationen zum Zürich Marathon unter: www.zuerichmarathon.ch

author: GRR

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