Joachim Hoffmann mit seiner Tafel voller Sportabzeichnungen und weiterer Fitness-Ehrungen, z. B. vom Berlin-Marathon und diversen Volksläufen. ©Klaus Weise
Bekennender Wiederholungstäter – Joachim Hoffmann hat sein 55. Sportabzeichen erworben – Klaus Weise berichtet
An welchem Tag genau der 100. Geburtstag des Deutschen Sportabzeichens zu begehen ist, darüber ist man sich nicht ganz einig. Am besten das ganze Jahr 2013. Das findet auch der Ur-Berliner Joachim Hoffmann, 75 und „fit wie ein Turnschuh”, der die Auszeichnung seit seiner Ersterwerbung 1957 schon 55 Mal in Folge abgelegt hat.
Jüngst wurde er im Haus des Sports des LSB nebst 142 weiteren Jubilaren, die mindestens 25 Mal vorweisen können, dafür besonders geehrt. Rund 30 000 Berliner erfüllen jährlich die Bedingungen fürs Sportabzeichen.
Für Joachim Hoffmann ist der jährliche Erwerb des Sportabzeichens pure Selbstverständlichkeit. „Man ehrt das Sportabzeichen am besten dadurch, dass man es ablegt. Damit nützt man sich selbst und hat die Idee dieses Ordens wunderbar aufgenommen”, sagt Hoffmann.
Das heißt für ihn: „Natürlich wird 2013 mein 56. folgen, und – so Körper und Geist willig bleiben – 2017 das 60.!”
Sein erstes Sportabzeichen hat er 1957 gemacht, angestachelt vom Vater, der es als Soldat in Bronze und Silber erworben hatte und immer mal wieder davon erzählte. Als junger Spund dachte sich Hoffmann, was der Alte kann, das kann ich auch – und so ging es dann los. Seit 1957 hat ihn Jahr für Jahr nichts mehr davon abhalten können, die Prüfungen im Laufen, Springen, Werfen, Schwimmen zu absolvieren.
Heute sind es angesichts der verschiedenen angesprochenen Altersgruppen insgesamt 13 verschiedene Sportarten, in denen der Absolvent seiner Leistungsfähigkeit entsprechende Alternativen zur Auswahl hat. Diese verteilen sich auf fünf generelle Gruppen, die allgemeine Schwimmfähigkeit, Koordination, Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer ansprechen.
Ein Jahr ohne Sportabzeichen, da fehlt einfach was, sagt Joachim Hoffmann. Auch wenn für einen wie ihn die Bedingungen keine sonderlich große Hürde und mehr oder minder routinierte Pflichterfüllung sind. Zumeist muss er dafür nicht extra trainieren, denn als passionierter, sportlich aktiver Bergsteiger, der Gipfel bis an 7000 Meter Höhe heran bestiegen hat, hat er sich über die Jahre einen Fitness-Grundstock aufgebaut, der ihm seine 75 nicht ansehen lässt. Das Sportabzeichen mal auslassen, das kann er sich nicht vorstellen. „Das Jahr ist lang genug, um Möglichkeiten zu finden, die Übungen zu machen. ‚Keine Zeit‘ kann man also als Ausrede nicht gelten lassen.“
Freilich müsse man schon eine klein wenig selbst aktiv werden, den „inneren Schweinehund” überwinden und dürfe nicht erwarten, dass man in der Sänfte zum Sportplatz getragen wird. „Man muss sich selber in die Pflicht nehmen, und wird feststellen, dass das gar nicht so schwer ist – und in der bewegungsarmen Gegenwart richtige Glückshormone frei setzt.“
Aus eigener Lebenserfahrung weiß das Joachim Hoffmann nur allzu gut. Als Prokurist einer Heizungsfirma hatte er 45 Jahre einen Job, der überwiegend sitzend ausgeübt wurde. Das hat ihn nicht gehindert, sportlich aktiv zu sein, viele Reisen in die Berge zu machen, eine Vielzahl von Gipfeln auf mehreren Kontinenten zu besteigen. Auch heute klettert er immer noch, hat von den 1100 möglichen Touren im Elbsandsteingebirge 800 absolviert und ist seit 1999 Stammgast im griechischen Meteora, das als Mekka der Sportkletterer gilt.
Viele Volksläufe hat er absolviert, an die 500. „Bei allem hat mir immer irgendwie auch das Sportabzeichen geholfen”, sagt er.
Klaus Weise in SPORT in BERLIN – März 2013
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