Blog
10
04
2013

Zum dritten Mal heißt der Marathonsieger Ulrich Benz, der einstmals in Freiburg studierende Läufer der LG Brandenkopf benötigte 2:31:31 Stunden. ©wus-media - Wilfried Raatz

Die erstaunliche Serie von Ulrich Benz – Berglauf-Nationalmannschaftsläufer gewinnt nach 2004, 2008 nun auch 2013 – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Es ist müßig, darüber zu streiten, wer „Deutschlands Stimmungsmarathon Nr. 1“ ist. Die Marathon-Zeitung des Freiburg-Marathon jedenfalls hat sich bereits im Vorfeld des 10. Jubiläumslaufes festgelegt – und die Veranstaltung im Breisgau an die Spitze national gesetzt.

Sicherlich lässt sich über die Stimmungsnester, Straßenfeste, Zuschauerbegeisterung und mehr diskutieren, aber eines haben die Freiburger exzellent gemacht: Mit dem „local hero“-Konzept des Marathonmachers Gernot Weigl ist die emotionale Bindung zwischen den vorrangig regionalen Spitzenläufern und der großen Schar der Breitensportler und dem Freiburger Publikum wie nirgends hergestellt, was sich trotz der Laufbegeisterung in der viertgrößten Stadt Badens allerdings auf die Siegerzeiten eher nachteilig auswirkt.

Zum dritten Mal heißt der Marathonsieger Ulrich Benz, der einstmals in Freiburg studierende Läufer der LG Brandenkopf benötigte 2:31:31 Stunden. Die ebenfalls eher im Landschaftslauf anzusiedelnde Heidrun Besler aus dem Oberallgäu gewann bei den Frauen nach 3:07:52 Stunden. Freiburger Lokalkolorit auch über die Halbmarathondistanz, denn hier setzte sich bei den Frauen die seit zwei Jahren in Freiburg lebende deutsche Triathlonmeisterin Kathrin Müller nach 1:18:15 Stunden durch.

„Sportlich, menschlich und immer symbadisch“ heißt der Rückblick über die vergangenen neun Jahre Freiburg-Marathon. Als Premierensieger 2004 und Sieger 2008 steht dabei in den Analen der Name Ulrich Benz verzeichnet. Und der inzwischen 37jährige nutzte beim Jubiläumslauf die Gunst der Stunde – und holte sich den dritten Sieg über die Marathondistanz.

Sportlich ein absolutes Aushängeschild, zumal er seit vielen Jahren auch Mitglied der Berglauf-National-mannschaft ist und mit der DLV-Mannschaft im Vorjahr bei der Langdistanz-WM beim Jungfrau-Marathon hinter der Schweiz und den USA die Bronzemedaille gewinnen konnte. Der inzwischen in Stuttgart lebende und arbeitende Ulrich Benz stammt aus dem Schwarzwalddorf Ohlsbach und wird von der Freiburger Trainerlegende Rolf Luxemburger seit nunmehr zehn Jahren mit Erfolg betreut.

Das Stell-dich-ein der früheren Sieger

„Geil“ kommentierte Ulrich Benz seinen dritten Erfolg auf der Ziellinie eher still und zurückhaltend, wie es seine Art ist. Ehe ihm Marathon-Chef Gernot Weigl jubelnd um den Hals fiel und immer wieder die drei Finger zum Zeichen des Tripple in die Höhe hielt. Und der Stellenwert dieses überraschenden Erfolgs? „Es ist der schönste Sieg. Weil es einfach intensiver war als zum Beispiel bei der Premiere 2004! Vor allem, weil ich zwischen 21 und 28 Kilometern Probleme hatte und den Sieg eigentlich schon abgehakt hatte!“

Zu diesem Zeitpunkt war Thomas Klingenberger aus Bad Säckingen in Führung gegangen und hatte mit Blickrichtung auf eine Endzeit von 2:27 Stunden einen Vorsprung von bis zu 80 Sekunden. „Nach 30 km habe ich gemerkt, dass ich näher komme. Vier Kilometer später war ich dann in Führung und Thomas ist sofort weiter zurückgefallen. Wenn Du dann direkt vor dir das Führungsauto siehst, dann vergisst du auch die Schmerzen“, gestand Ulrich Benz später im Pressetalk in der Messehalle. „Die Zeit ist natürlich nicht so toll, aber letztlich ging es ja nur um den Sieg!“ so ein selbstkritischer Sieger, der im Ziel auf dem weitläufigen Messegelände sogar fast fünfeinhalb (!) Minuten Vorsprung auf Thomas Klingenberger hatte.

„Meine Vorleistungen waren so, dass das Tempo für mich ok war“, antwortete hingegen der sichtlich geschlagene Zweitplatzierte aus Bad Säckingen auf die Frage, ob er sich im Rennen „verzockt“ habe. Dabei war dessen zweiter Platz auf den Schlusskilometern sogar noch ernsthaft in Gefahr, denn der inzwischen 44jährige Gerhard Schneble rückte näher und näher, aber am Ende fehlten 38 Sekunden. „Gegen die beiden hatte ich eigentlich realistisch keine Chance“, gestand der für den TV Gailingen startende Marathon-Sieger des Jahres 2007.

Der Landschaftsgärtner bestritt bislang viermal die olympische Distanz in Freiburg, und hat mit diesem dritten Rang den kompletten Medaillensatz mit zudem zwei zweiten Rängen komplett.

Mit Max Frei kommt der Marathonsieger 2005 und 2006 als weiterer „local hero“ im Stell-dich-ein der früheren Sieger als Fünfter ins Ziel, der in seinem „Sabbatjahr“ zum Weltenbummler geworden ist und gerade erst von einem Rad- und Trailabenteuer von den Kanarischen Inseln zurückkam. „Mit dem Ergebnis von 2:46 bin ich zufrieden, denn ich wollte einen Vierer-Schnitt laufen. Aber schnell laufen, das geht einfach nicht mehr“, gestand der Freiburger Lehrer, der übrigens bei der Premiere die Halbmarathondistanz gewinnen konnte, aber durch zahllose Verletzungen über die Jahre hinweg immer wieder ausgebremst wurde.

Auch die Frauenerste Heidrun Besler ist eine starke Berg- und Landschaftsläuferin. Die inzwischen 57jährige (!) gewann im vergangenen Herbst den Einstein-Marathon in Ulm mit 2:59:13 Stunden und wäre gerne in Freiburg darunter geblieben. Doch es wurden lediglich 3:07:52 Stunden. „Der Gegenwind und die Kälte haben mir sehr zu schaffen gemacht“, gestand die Masters-Läuferin aus Fischen im Allgäu, die in ihrem bislang erfolgreichsten Jahr 2012 neben Ulm noch den Allgäu-Panorama-Marathon über 70 km und 3000 Höhenmetern, den Widderstein-Lauf im Kleinwalsertal und den Nebelhorn-Berglauf in Oberstdorf gewinnen konnte.

Luan Krasniqi läuft und sammelt für SOS-Kinderdorf

Auf de Halbdistanz tummelten sich über 6000 LäuferInnen, darunter auch der frühere Box-Europameister Luan Krasniqi, der die Strecke in 1:48:31 bewältigt hatte und zusammen mit dem Energiemediziner Aldo Berti für die SOS-Kinderdorf in Pristina im Kosovo als Spendenläufer unterwegs war. „Beim Boxen musst du maximal 48 Minuten Gas geben, hier dauert alles eine Stunde länger“, gestand der frühere Box-Champion, der nun auch eine Marathon-Teilnahme in München ins Auge fasst. „Vier Stunden“, so seine trockene Antwort über eine mögliche Zielzeit.

Kathrin Müller: Mit der Startnummer 13 zum Sieg

„Ich wollte immer einmal erzählen können, dass ich in Freiburg studiert, ein Kind zur Welt gebracht und einen Marathon gelaufen bin“, das hat sich Anja Röttinger (geborene Schnabel) zum Ziel gesetzt. Bisher war die Halbmarathon-Streckenbeste (1:14:03) dreimal in der begehrten Uni-Stadt an der Dreisam als Siegerin über die Halbdistanz hervorgegangen, der Marathon muss allerdings noch warten. „Wegen der Geburt meiner nun 6 Monate alten Tochter fehlen mir natürlich die Kilometer“, gestand die 28jährige Medizinerin – weshalb sie noch einmal den „Halben“ gelaufen ist.

Und als Dritte in 1:23:42 Stunden die „befürchteten Defizite“ offenbarte. „Das ist das, was ich derzeit drauf habe“, so eine sichtlich entspannte Drittplatzierte. Und davor? Mit Kathrin Müller gewann die letztjährige Triathlonmeisterin und Olympiastarterin in 1:18:15 Stunden vor Susanne Gölz (1:20:29) – und trug dabei die Startnummer 13 über die Ziellinie.

„Scheinbar hat diese mir auch Glück gebracht!“ freute sich die Neu-Freiburgerin, die sich von der olympischen Triathlon-Distanz verabschiedet hat und inzwischen am Cross-Triathlon ihre Freude gefunden hat, im Vorjahr in Zittau sogar auf Anhieb deutsche Meisterin geworden war. Und war begeistert von der Atmosphäre in Freiburg: „In einer derartigen Stimmung und vor einem großen Publikum bin ich noch nie gelaufen!“

Auch wenn sie derzeit eher aus Spaß heraus Läufe bestreitet, in Kürze beginnt für die frühere Profi-Triathletin wieder der „sportliche Ernst“, schließlich möchte sie bei den Cross-Triathlon-Weltmeisterschaften auf das Treppchen, wie sie unumwunden als neues Ziel herausgibt. Und dabei 1500 m schwimmen, 36 km mit dem Crossbike und 9 km Trailgelände laufen muss….

Bei den Männer stahl der aus Rimini stammende Gian Luca Borghesi den Einheimischen die Show. Während der Italiener in 1:09:07 klar auf Rang eins einlaufen konnte, folgten mit Felix Köhler (1:09:44), Daniel Hummel (1:10:09), 2010-Halbmarathon-Sieger Matthias Körner (1:10:13) und Matthias Müller (1:10:41) die Nächstplatzierten dichtauf. Achter wurde WM-Starter Tobias Sauter, der sich nach langer Verletzungsmisere mit allerdings eher mäßigem Erfolg („eine Minute schneller wäre ich schon gerne gelaufen!“) nach 1:11:27 zurückmeldete.

2014 die Halbmarathon-DM „on top“ in Freiburg

Mit 11.056 Anmeldungen durfte Veranstalter Gernot Weigl zum 10jährigen Jubiläum strahlen. „Das macht uns glücklich“, bekannte der Chef der Münchener Event-Agentur runabout GmbH und weiß den Freiburg als „feste Größe nicht nur in Freiburg, sondern in Südbaden“ installiert. Das Konzept mit „Run and Rock“ mit 42 Bands, darunter auch Jeanette Biedermann mit der Band „Ewig“, und den „local heroes“ trägt trotz teilweise schneidendem Wind Früchte.

Und im kommenden Jahr weiß Gernot Weigl einen festen Eintrag im deutschen Laufkalender jedenfalls schon einmal sicher. Denn bei der 11. Auflage des Freiburg-Marathon werden die Deutschen Halbmarathon-meisterschaften integriert sein. Damit ist dem umtriebigen Macher ein weiteres Zuckerl gelungen, denn seit dem Vorjahr weiß er auch bei „seinem“ München-Marathon mit der Integrierung der Deutschen Marathonmeisterschaften für drei Jahre auch dort ein gesichertes Starterfeld „on top“.   

 

Wilfried Raatz

author: GRR

Comment
0

Leave a reply