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30
04
2013

Start-Ziel-Sieg für Dennis Pyka (40002) ©wus-media - Wilfried Raatz

16. Oberelbe-Marathon kämpft mit typischem Aprilwetter – Dennis Pyka und Simone Raatz mit Start-Ziel-Sieg von Königstein nach Dresden – Ludwig Reiser berichtet

By GRR 0

Der Titelsponsor ist bei der 16. Auflage mit den Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) neu, das Programm des Oberelbe-Marathons ist bis auf kleine Korrekturen gleich geblieben – und damit auch der Charakter des beliebten Landschaftslaufes entlang der Elbe von Königstein nach Dresden.

Mit 6.083 Meldungen durften der veranstaltende Laufsportverein Dresden und Organisator Uwe Sonntag mit seiner xperience sport & events Veranstaltungsagentur sehr zufrieden sein, schließlich lagen die Einschreibungen deutlich über der Vorjahresmarke von 5 722. Das launische Aprilwetter tat allerdings ein Übriges, dass quer über alle Wettbewerbe und Walking-Aktivitäten lediglich 5.278 Sportler die Ziellinie überquerten.

Und das Aprilwetter setzte vor allem den Marathonläufern mit Nieselregen und empfindlicher Kühle mit 4°C zum Start in Königstein neben dem teilweise doch spürbaren Gegenwind erheblich zu. Über diesen klagte vor allem mit Dennis Pyka der erklärte Favorit der 16. Auflage des Oberelbe-Marathon. Der 41jährige Münchener im Trikot der LG Telis Finanz Regensburg war allerdings losgeeilt, als ob er die Konkurrenz mit einem Schnellstart den Schneid abkaufen wollte. Vom ersten Meter an lief der deutsche Marathonmeister des Jahres 2010 an der Spitze – und hat bis zum Überqueren der Ziellinie im Heinz-Steyer-Stadion nach 2:27:40 keinen Läufer mehr neben geschweige denn vor sich gesehen.

„Alleine einige Halbmarathonläufer im Bereich 2:20 bis 2:40 waren für mich gegen Ende eine kleine Abwechslung“, gestand Dennis Pyka, der das Rennen zudem „nüchtern“ durchlaufen musste. „Ich habe am Start mit meinen  Eigengetränken gestanden und habe jemand von der Organisation gesucht, aber niemand gefunden!“ beklagte der Sieger später. Im „Spätherbst“ seiner Karriere ließ es der in Maastricht als Sohn einer Niederländerin und eines Deutschen geborene Dennis Pyka nach eigener Aussage „locker“ angehen. Allerdings war dies schon einmal zu schnell für die Konkurrenz mit Lars Rößler (LAZ Leipzig), dem Butzbacher Marathon-Vielläufer Marco Diehl, Yves Löbel (OvGU Magdeburg) und dem polnischen Mehrfachsieger Jaroslaw Janicki.

Hinzu kam für den im Tourismus-Management tätigen jungen Familienvater (die Tochter Klara ist 14 Monate alt), dass er die Strecke alleine vom Kartenstudium her kannte. „In Pirna bin ich fast verzweifelt in diesem Zickzack-Kurs, denn das Führungsrad war zeitweise 400 Meter voraus, so dass mir teilweise jegliche Orientierung fehlte“.

Aber Dennis Pyka gewann letztlich seiner Startpremiere in Dresden noch viel Gutes ab, auch wenn er den Streckenrekord von exakt 2:25:00 ebenso verpasste wie den Zeitbonus. „Vielleicht war es heute auch gut, dass ich ohne jeglichen Druck laufen konnte. Ich möchte in zwei Wochen beim Gutenberg-Marathon noch einmal an den Start gehen, weil ich dort mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft natürlich beste Erinnerungen habe. Aber dort laufe ich nur den Halben….!“

Fünf Minuten dauerte es, bis mit Lars Rößler der Zweite nach 2:32:55 ins Ziel einkam. Im Sprint wurde Platz drei entschieden: Yves Löbel zog letztlich gegen den Vorjahreszweiten Marco Diehl auf der Kunststoffbahn im Heinz-Steyer-Stadion nach 2:40:45 um 2 Sekunden den kürzeren. Mit reichlich Abstand zu der Konkurrenz kamen die Nächstplatzierten ins Ziel. Jaroslaw Janicki wurde Fünfter und zudem Sieger der M 45 in 2:43:12, gefolgt vom holländischen M 50-Sieger Hans Nijman (2:48:05).

Musste Dennis Pyka schon fünf Minuten auf den Nächstplatzierten warten, waren es für die Frauenerste Simone Raatz gleich siebenundzwanzig (!) Minuten. Die Karlsruherin holte sich nach 2009 und 2011 den dritten Sieg in ihrem insgesamt dreizehnten Marathon ihrer Karriere. „Es war die Hölle“, gestand die 37jährige jedoch im Ziel nach 2:52:47 Stunden, „ich bin dreißig Kilometer mit starken Rückenschmerzen gelaufen“.

Nach zwei Bandscheibenvorfällen und einem 10 km-Sieg in Rekordzeit im Vorjahr war die für die LG Region Karlsruhe startende Diplom-Betriebswirtin in Königstein furios gestartet und trotz der anspruchsvollen ersten Streckenhälfte auf einem Kurs auf eine 2:40er Endzeit. Nach 1:21:55 hatte sie die Halbmarathonmarke passiert, und dies nach der schwer zu belaufenden, aber stimmungsvollen Pflaster-Passage durch die Altstadt von Pirna.

Ihren eigenen Streckenrekord hatte sie dabei um runde zwei Minuten verpasst wie kurz zuvor Dennis Pyka.
Ein kleiner Trost dürfte der überdimensionale Siegerscheck und die Zusatzprämie der „Sprintwertung“ in Pirna (nach 18 km) bei der zeitnah im Stadion durchgeführten Siegerehrung gewesen sein, den beide in Empfang nehmen konnten. Und die Aprilsonne wärmte zunehmend die Marathongemeinde auf und neben der Strecke merklich auf, so dass Organisator Uwe Sonntag sogar von einem „perfekten Marathonwetter“ sprechen konnte.

Das jedenfalls sind die Facetten an der Spitze der 1136 Marathon-Finisher. Doch der Oberelbe-Marathon hat allerdings weitaus mehr zu bieten. Da ist der 3:00-Pacer Thomas König, der sich erst am Vortag bei der Startnummern-Ausgabe für diese Spezialaufgabe verpflichten ließ – und diese mit Präzision erledigte. Schließlich hat er nach seiner Karriere als Seemann bei Peter Greif nicht nur das Rauchen aufgehört, sondern auch mit dem Laufen begonnen. Und inzwischen 71.000 Kilometer gelaufen, deutscher Vizemeister über 100 km und zweimaliger Sieger des Bienwald-Marathon in Kandel geworden und lebt und trainiert in Bockau, das weniger durch Thomas König bekannt ist, sondern eher durch den Bockauer Kräuterlikör.  

Und dann gibt es noch Sebastian Schliwa, der als 690. in 4:08:07 Stunden das Ziel erreichte. Eigentlich in unserer schnelllebigen Zeit keine Zeile wert, aber der 30jährige rannte einmal schnell an diesem Morgen einen Doppel-Marathon. Nämlich in fünf Stunden zum Startort Königstein – und dann eben im Peleton wieder zurück. „Ich mache das öfters“, gestand Sebastian Schliwa. So ist er zum Leipzig-Marathon mit einer Aufwärmphase von 80, zum Kyffhäuser Berglauf sogar von 95 Kilometern gelaufen. Ende Mai möchte er in vier Tagen zum Rennsteiglauf von Dresden nach Eisenach laufen und nach einem Ruhetag den Supermarathon über 74 km bestreiten. Warum er das macht? „Ich bin bis Ende des letzten Jahres von 10 km bis Marathon alles gelaufen. Jetzt möchte ich meinem Laufen einen anderen Sinn geben“, so der 30jährige Dresdner. Für die Organisation „Sonnenstrahl e.V.“ möchte er Spenden sammeln und hofft auf zahlreiche Einzahlungen auf das Vereinskonto.

Schnelle Ergebnisse gab es auf der schnelleren zweiten Marathonhälfte, dem Lichtenauer Halbmarathon, der in Pirna gestartet wurde und mit 2183 Finishern (darunter 633 Frauen) eine starke Resonanz zu verzeichnen hatte. Marcel Bräutigam und Niels Bubel lieferten sich dabei ein reizvolles Duell, das nach 1:07:55 mit einer 2-Sekunden-Differenz von Marcel gewonnen wurde. Auch der Dritte Marc Schulze schaffte mit 1.08:32 noch ein Vorzeigeresultat für die deutsche Bestenliste. Bei den Frauen setzte sich mit Carolin Gläser eine Trail-Spezialistin aus Apolda in flotten 1:19:07 Stunden durch. Vor zwei Wochen gewann sie als Siebte der Gesamtwertung (!) schon den Kyffhäuser Berglauf über 22,2 km.

Im schulz-aktiv-10 km-Lauf setzte sich vor über 1300 Finishern der 24jährige Samuel Diedering (LAV Halensia) in glatten 33 Minuten durch, dahinter schon das 17jährige Dresdner Talent Karl Bebendorf, der mit 33:11 Minuten gestoppt wurde und zudem Sieger der U 18 wurde. Auch bei den Läuferinnen drängte mit Jasmin Beer sogar eine 15jährige auf die Medaillenplätze. Als Zweite hinter Anne Ziemke (38:36) belegte sie mit zwei Sekunden Rückstand Rang zwei.

Werfen wir noch einen Blick auf das Drumherum des VVO Oberelbe-Marathon. Atmosphärisches bietet die kleine aber feine Marathonmesse mit der Startnummern-Ausgabe im World Trade Center unweit des Hauptbahnhofes, Breitgefächertes aus der Laufszene beim Läufersymposium im Theater Wechselbad mit einer Diskussion mit dem deutschen Marathon-Rekordhalter Jörg Peter („Warum schafft kein Deutscher meinen Rekord von 2:08:47“), einem eindrucksvollen Trailrunning-Vortrag von Martin Schedler („Bakc to Nature“) und dem Impulsvortrag des Extremläufers Norman Bücher („Die Macht des Willens“).

Mit und ohne Semperoper, Frauenkirche, Goldener Reiter und Co. ist der Oberelbe-Marathon ein Lauf für Genießer der landschaftlichen Reize im Nationalpark Sächsische Schweiz mit den Felsformationen des Elbsandsteingebirges, der weltbekannten Hängebrücke oder den Albrechtschlössern – ein Schuss Spitzensport ist dabei eher das Sahnehäubchen einer Breitensport orientierten Veranstaltung mit vielen Lauf-Facetten.

 

Ludwig Reiser

author: GRR

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