Mit der leistungssportlich kaum nennenswerten Zeit von 2:29:53 siegte der einheimische Yon Yilma, und auch die Siegerzeit der Frauen von 2:52:40 von Nuta Olari lag eher im Bereich des Breitensports. Von den knapp 15000 Finishern waren allerdings auch nur ca. 2500 Aktive im Marathon unterwegs. ©Rock ‘n’ Roll Seattle Marathon
Seattle- und Grandmas-Marathon: Die Frauen erobern den Halbmarathon – Helmut Winter berichtet
Am letzten Wochenende wurden beim Grandmas-Marathon in Duluth nur im Halbmarathon die hohen Erwartungen erfüllt und beim Rock´n´ Roll Marathon in Seattle dominierten der Breitensport und die Frauen.
Welches Leistungsniveau Stadtmarathons erreichen, wenn man weitgehend auf Preisgelder verzichtet, zeigte sich beim Rock´n´Roll Seattle-Marathon an der Westküste der USA. Die für die Veranstaltung verantwortlich zeichnende Competitor Group, die die Rechte an dieser Veranstaltungsreihe erworben und die Serie auf über 30 Läufe ausgebaut hat, setzt nur noch bei wenigen Marathons dieser Serie auf angemessene Preisgelder.
Und der Lauf in Seattle zählt nicht zu diesen Events. Und das hatte am letzten Samstag Konsequenzen. Mit der leistungssportlich kaum nennenswerten Zeit von 2:29:53 siegte der einheimische Yon Yilma, und auch die Siegerzeit der Frauen von 2:52:40 von Nuta Olari lag eher im Bereich des Breitensports. Von den knapp 15000 Finishern waren allerdings auch nur ca. 2500 Aktive im Marathon unterwegs.
Etwas besser sah das Ergebnis im Halbmarathon aus, hier hat die Competitor Group einen Wettbewerb über eine Serie von Läufen mit Preisgeldern auch für die nationale Elite ausgeschrieben. Somit kann sich die Siegerzeit im Halbmarathon durch Pat Rizzo von 1:05:58 sehen lassen, alles andere war allerdings auch nur in Regionen des Breitensports.
Ein beachtliches Resultat in Seattle war allerdings die Anzahl der Frauen im Ziel des Halbmarathons. 7963 Frauen erreichten das Ziel im Zentrum der Metropole im Nordwesten der USA, während nur 4404 Männer gezählt wurden. Dass in den USA der Anteil der Frauen bei den größeren Läufen mit dem der Männer die Waage hält, ist bekannt, dass aber die Frauen derart die Oberhand hatten, ist aber doch erstaunlich.
Auch beim Grandmas Marathon in Duluth am gleichen Tag dominierten im Halbmarathon die Frauen, zumindest in den Finisherzahlen. 3900 Frauen und nur 2718 Männer erreichten die Ziellinie. In diesem Lauf setzte der Amerikaner Mohamed Trafeh bei den gleichzeitig ausgetragenen US-Meisterschaften das leistungssportliche Highlight und gewann den Meistertitel in guten 1:01:17 knapp vor Veteran Meb Keflezighi in 1:01:22. Trafeh hatte erst im Mai in Grand Rapids über 25 km mit 1:14:18 einen neuen US-Rekord aufgestellt und wurde dort gleichfalls Landesmeister. US-Meisterin wurde in 1:11:19 Adriana Nelson vor der Spitzenmarathonläuferin Desiree Davila in 1:11:26. Hier gab es das Kuriosum, dass die schnellste Frau gar nicht für die Meisterschaften gemeldet war. Mary Davis aus Houston war nämlich schon nach 1:11:07 im Ziel.
Das eigentliche Highlight sollte allerdings der Marathon der Männer werden, wo es den Organisatoren gelungen war, ein Weltklassefeld zu verpflichten. Topstar war der Äthiopier Worku Baza, der seine Bestleistung von 2:05:25 im Regenrennen von Berlin im Jahr 2010 lief. Erklärtes Ziel war es, den Uraltstreckenrekord von Dick Beardsly aus dem Jahr 1981 von 2:09:37 deutlich zu unterbieten.
Dabei ist aber der Punkt-zu-Punkt-Kurs am Ufer des Lake Superior für Bestzeiten nicht tauglich. Dass es mit den Topzeiten nichts wurde, deutete sich bereits nach 10 km an, die eine gut zehnköpfige Gruppe in 31:10 zurücklegte. Der erhebliche Gegenwind wird ein Grund für den verhaltenen Start gewesen sein, beim Halbmarathon in 1:06:13 war der Streckenrekord und eine internationale Spitzenzeit schon außer Reichweite.
Der weitere Rennverlauf hatte einige Parallelen zum Houston-Marathon im Januar, wo Worku bei weitaus schlechteren Bedingungen ebenfalls hinter seinen Standards zurückblieb. Nach der 30 km-Marke konnte sich Worku etwas absetzen, das Tempo zog dabei aber nicht wesentlich an, nach 2:11:14 siegte er unangefochten vor der kenianischen Konkurrenz Ernest Kebebei in 2:11:45 und Eliud Ngetich in 2:11:59. Sechs Läufer bis 2:13 ist ein achtbares Ergebnis, aber mit der Klasse der verpflichteten Topathleten hatte man Zeiten erwartet, die um etwa 5 Minuten schneller sein sollten.
Diesbezüglich machten es die Frauen besser, denn Sarah Kiptoo aus Kenia hatte von Anfang den Streckenrekord aus dem Jahr 2005 von Firiya Sultanova (2:27:05) im Visier, der am Ende mit einer Siegerzeit von 2:26:31 auch fiel. Auch auf den nächsten Plätzen Kenianerinnen, von denen Doreen Kitaka in 2:30:21 Zweite wurde.
5613 Teilnehmer erreichten im Marathon das Ziel, 6618 wurden im Halbmarathon registriert.
Die Veranstaltung gibt es bereits seit 1977 und wird jeweils im Juni ausgetragen. Und von den vielen Stories um diesen Lauf ist schon der Name ein Kuriosum, denn der Titelsponsor, das Restaurant in Zielnähe „Grandmas", war seinerzeit der alleinige Sponsor für diesen Lauf. 600 US$ soll der damals aufgebracht haben, gut 150 Läufer gingen bei der Premiere an den Start.
Und da die Behörden die Unterstützung versagten, den Lauf aber nicht verboten, hatten die Veranstalter spontan den Kurs in Eigenregie abgesperrt und den Lauf gestartet. Das war dann der Startpunkt einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte.
Helmut Winter
Ergebnis Seattle-Halbmarathon der Männer:
1. |
Pat Rizzo |
USA |
1:05:58 |
2. |
Jonathan Lafler |
USA |
1:07:10 |
3. |
Shawn Forrest |
USA |
1:09:03 |
Ergebnis Seattle-Halbmarathon der Frauen:
1. |
Nikki Gamble Leith |
USA |
1:25:06 |
2. |
Kimberly Cloud |
USA |
1:25:36 |
3. |
Larissa Kolasinski |
USA |
1:26:31 |
Ergebnis Seattle-Marathon der Männer:
1. |
Yon Yilma |
USA |
2:29:53 |
2. |
Teshome Kekobe |
USA |
2:36:33 |
3. |
Justin Englund |
USA |
2:37:24 |
Ergebnis Seattle-Marathon der Frauen:
1. |
Nuta Olaru |
USA |
2:52:40 |
2. |
Lisa Renteria |
USA |
2:59:12 |
3. |
Callie McKenzie |
USA |
3:12:56 |
Ergebnis Grandmas-Marathon der Männer:
1. |
Bazu Worku |
ETH |
2:11:14 |
2. |
Ernest Kebenei |
KEN |
2:11:45 |
3. |
Eliud Ngetich |
KEN |
2:11:59 |
4. |
Mathew Kiplagat |
KEN |
2:12:09 |
5. |
Weldon Kirui |
KEN |
2:12:55 |
6. |
Christopher Kipyego |
KEN |
2:13:00 |
Ergebnis Grandmas-Marathon der Frauen:
1. |
Sarah Kiptoo |
KEN |
2:26:31 |
2. |
Doreen Kitaka |
KEN |
2:30:21 |
3. |
Everlyne Lagat |
KEN |
2:33:27 |
4. |
Divina Jepkogei |
KEN |
2:34:21 |
5. |
Pasca Myers |
USA |
2:34:24 |
6. |
Hirut Guangul |
ETH |
2:35:29 |
Ergebnis der HM-Meisterschaften der USA der Männer:
1. |
Mohamed Trafeh |
USA |
1:01:16.3 |
2. |
Meb Keflezighi |
USA |
1:01:22.0 |
3. |
Shadrack Biwott |
KEN |
1:02:24.0 |
4. |
Timothy Ritchie |
USA |
1:02:28.9 |
5. |
Josphat Boit |
KEN |
1:02:31.5 |
6. |
Abdi Abdirahman |
USA |
1:02:56.6 |
Ergebnis der HM-Meisterschaften der USA der Frauen:
1. |
Adriana Nelson |
USA |
1:11:18.3 |
2. |
Desiree Davila |
USA |
1:11:25.3 |
3. |
Kelly Brinkman |
USA |
1:11:32.8 |
4. |
Stephanie Rothstein Bruce |
USA |
1:11:37.5 |
5. |
Mattie Suver |
USA |
1:11:55.2 |
6. |
Maegan Krifchin |
USA |
1:12:05.0 |