Henry Sugut gewann zum dritten Mal den Wien Marathon. ©www.photorun.net/Colombo
Henry Sugut: Eine Wiener Erfolgs-Story – Vier Läufer im Portrait, die sich im Frühjahr eindrucksvoll zurückgemeldet haben (Teil 2)
Der Wien Marathon ist für Henry Sugut so etwas wie ein Heimspiel. Auf dem Pflaster der österreichischen Hauptstadt feierte der Kenianer seine größten Erfolge. Bereits zum dritten Mal gewann der inzwischen 28-Jährige im April den Wien-Marathon und meldete sich damit nach einem schwächeren Herbstrennen in Amsterdam 2012 wieder zurück.
Mit dem dritten Wien-Sieg schrieb Henry Sugut auch ein Stück Veranstaltungsgeschichte, denn nur ein anderer Männer-Sieger schaffte in der Historie des Traditionslaufes drei Siege: Der Österreicher Gerhard Hartmann gewann in den 80er Jahren dreimal in Wien, wobei die Konkurrenz in der damaligen Zeit aber längst nicht so stark war wie heute.
„Ich bin sehr stolz, dass ich den Wine Marathon dreimal gewonnen habe“, erklärte der Kenianer, nachdem er im Frühjahr in 2:08:19 – der zweitschnellsten Zeit seiner Karriere – seinen Titel verteidigt hatte. „Immer wenn ich nach Wien komme, habe ich sehr viel Selbstvertrauen. Sogar während des Rennens fühle ich mich stets zuversichtlich.“
Seine Wiener Erfolgsgeschichte liest sich eindrucksvoll. Achtmal ist Henry Sugut bisher einen Marathon gelaufen, dreimal davon in Wien. 2010 siegte er in 2:08:40 Stunden, 2012 schraubte er den Kursrekord auf 2:06:58, erzielte dabei die schnellste je in Österreich gelaufene Zeit und einen persönlichen Rekord, nun lief er 2:08:19. Drei seiner vier schnellsten Marathonergebnisse erziele Henry Sugut in Wien.
„Bevor ich 2012 nach Wien reiste, sagte mir mein jüngerer Bruder Dominik bereits: Das ist Dein Rennen. Jetzt sagte er das gleiche erneut zu mir“, erzählte Henry Sugut, der acht jüngere Geschwister hat. Der Läufer lebt mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern in Eldoret. Doch einen großen Teil seines Trainings absolviert er in Kaptabet, wo sein holländischer Manager Jos Hermens ein Trainingscamp aufgebaut hat. Dieses wird geleitet vom früheren Weltklasse-Hindernisläufer Patrick Sang. Zu Henry Suguts Trainingspartnern zählt unter anderen sein Bruder Dominik. Der 21-Jährige lief über 5.000 m in der leistungsmindernden Höhenluft bereits 14:00 Minuten. „Er ist der einzige Läufer unter meinen Brüdern und Schwestern“, sagte Henry Sugut, der sich vorstellen kann, Dominik eines Tages zu Wettkämpfen nach Europa mitzunehmen.
Erst nach der Schulzeit begann Henry Sugut mit richtigem Lauftraining. Allerdings hatte er als damals 17-Jähriger keinen Trainer. Trotzdem kam er bei den nationalen Junioren-Meisterschaften 2002 über 5.000 Meter auf den vierten Platz. Daraufhin kam der Kontakt zum Management von Jos Hermens zustande. “Aber anfangs hatte ich Pech, denn ich war verletzt und konnte im ganzen Jahr 2003 nicht laufen. Somit begann ich erst 2004 mit einem wirklich ernsthaften Trainingsprogramm.“
Das Jahr 2003, in dem Henry Sugut verletzungsbedingt aussetzen musste, war jenes, in dem sein Landsmann Paul Tergat in Berlin den Marathon-Weltrekord auf 2:04:55 Stunden schraubte. „Diese Leistung von Paul Tergat hat mich sehr motiviert. Ich habe ihn ebenso wie Patrick Sang bewundert. Früher bin ich zu unseren Nachbarn gegangen, um ihre Rennen zu sehen, denn wir hatten zu Hause keinen Fernseher“, erinnerte sich Henry Sugut.
Nachdem er sich in den ersten Jahren auf die Bahn-Langstrecken konzentriert hatte und dabei über 5.000 m mit 13:08,90 Minuten eine international gute Zeit erreichte, wechselte der Kenianer 2009 auf die Straße. In Reims lief Henry Sugut sein Marathon-Debüt und belegte Rang drei in 2:10:45 Stunden. Sein nächstes Rennen war dann der Wien Marathon 2010. „Heutzutage habe ich mich vollkommen auf die Marathondistanz konzentriert. Normalerweise laufe ich keine anderen Rennen.“
2011 machte Henry Sugut eine Ausnahme, als er beim Berlin-Marathon als Tempomacher seinen Weltrekord laufenden Landsmann Patrick Makau bis zur 25-km-Marke unterstützte.
„In der Zukunft wird es mein Ziel sein, meine persönliche Bestzeit zu unterbieten“, sagte Henry Sugut – und er könnte beim Wien-Marathon mit einem vierten Sieg ein Novum erreichen. „Es wäre toll, wenn ich als Erster dieses Rennen viermal gewinnen könnte“, sagte der Kenianer.
Den Termin im nächsten Jahr – 13. April 2014 – dürfte er sich im Kalender angestrichen haben.
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