2013 IAAF World Outdoor Championships Moscow, Russia, August 10-18 2013 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
WM-Portrait – Stephen Kiprotich: Inspiration vor der Haustür
Stephen Kiprotich hat eindrucksvoll bewiesen, dass er ein großer Meisterschaftsläufer ist. Im vergangenen Jahr wurde der 24-Jährige aus Uganda sensationell Marathon-Olympiasieger, am Sonnabend fügte er dem größten Triumph seiner Karriere noch das Weltmeisterschafts-Gold über die klassische Distanz hinzu. Bei den Titelkämpfen in Moskau gewann Stephen Kiprotich in 2:09:51 Stunden. Er war der einzige, der bei warmem Wetter eine Zeit unter 2:10 Stunden erreichte.
„Ich bin froh, dass ich heute wieder eine sporthistorische Leistung für mein Land erreicht habe. Heute habe ich bewiesen, dass ich ein wirklicher Champion bin und alle schlagen kann", erzählte Stephen Kiprotich. „Die Wetterbedingungen waren schwierig, aber ich war entschlossen, denn ich wusste, dass dies die einzige Chance sein würde für Uganda, bei diesen Weltmeisterschaften eine Medaille zu gewinnen – ich war mir sicher, dass ich auf Sieg laufen würde."
Stephen Kiprotich ist als zweitjüngstes von sieben Kindern in ärmlichen Verhältnissen in dem Dorf Cheptiyal in Uganda aufgewachsen. Das Interesse am Laufsport wurde bei Stephen Kiprotich quasi vor seiner Haustür geweckt. Während seiner Trainingsläufe rannte Francis Musani, ein nationaler Marathonläufer, in der Nähe vorbei. „Ich sah ihn mit anderen zusammen trainieren, und das weckte mein Interesse", erzählte Stephen Kiprotich, der dann in der Grundschule mit dem Laufen begann. Doch eine nie richtig diagnostizierte Krankheit stoppte ihn lange Zeit. Drei Jahre konnte Stephen Kiprotich nicht zur Schule gehen. Als es ihm wieder besser ging, konzentrierte er sich zunächst auf das Lernen.
Erst Anfang 2006 begann er wieder mit dem Lauftraining und hatte schnell Erfolg. Bei den nationalen Crossmeisterschaften qualifizierte sich Stephen Kiprotich für die Cross-WM der Junioren. Als gerade erst 17-Jähriger startete er in Fukuoka (Japan) 2006 und belegte Rang 24. Ende des Jahres beendete er dann die Schule vorzeitig. Laufsport statt Lernen stand nun für ihn im Vordergrund. Bald darauf kam die Verbindung zur Management-Gruppe des Holländers Jos Hermens zustande, und Stephen Kiprotich trainierte fortan in Kenia. Noch heute gehört er zu der Gruppe von Patrick Sang in Kaptagat, in der eine Reihe von kenianischen Weltklasse-Marathonläufern trainieren. Darunter waren auch einige seiner Gegner in Moskau.
Stephen Kiprotich erreichte internationales Format über die Bahn-Langstrecken, Straßenrennen und im Crosslauf, ohne jedoch herausragende Leistungen zu zeigen. Das änderte sich im Jahr 2011, als er im April sein Marathon-Debüt lief. Eigentlich sollte er in Enschede lediglich als Tempomacher laufen, doch Stephen Kiprotich beendete das Rennen und gewann. In 2:07:20 Stunden hatte er nicht nur einen Landesrekord aufgestellt, sondern war fast zweieinhalb Minuten schneller als der Zweitplatzierte. Daraufhin wurde er für die WM in Daegu nominiert, wo er in extremer Hitze und Luftfeuchtigkeit Platz neun erreichte. Ein halbes Jahr später belegte er in Tokio 2012 Platz drei und qualifizierte sich damit für den olympischen Marathon.
Nach seinem Olympiasieg – genau 40 Jahre, nachdem der 400-m-Hürdenläufer John Akii-Bua in München 1972 das bis dahin einzige Gold für Uganda gewonnen hatte – wurde Stephen Kiprotich in seiner Heimat begeistert empfangen und gefeiert. Er ist heute der bekannteste Sportler seines Landes.
Im Frühjahr startete Stephen Kiprotich beim hochklassigsten City-Marathon des Jahres in London. Doch das lange Zeit enorm hohe Tempo scheint ihm im Gegensatz zu den taktischen, langsameren Meisterschaftsrennen nicht so gut zu liegen. In London kam er als Sechster in 2:08:05 ins Ziel. „Es war das härteste Rennen meiner Karriere", sagte Stephen Kiprotich, dessen Bestzeit immer noch bei 2:07:20 steht.
Text: race-news-service.com