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06
09
2013

Start im Oktober 2009 ©Helmut Winter

36. Bank of America Chicago Marathon am 13. Oktober 2013: – Auch in diesem Jahr ist das Feld der Eliteathleten hochkarätig. Helmut Winter berichtet

By GRR 0

In der Rekordzeit weniger Stunden wären im Februar die 45000 Startplätze für die 36. Ausgabe des Chicago-Marathons am 13. Oktober 2013 vergeben worden, wenn nicht ein peinliches Computerproblem die Anmeldeprozedur gestoppt hätte. Nach der Überlastung der Server spielte man in Chicago mit den restlichen 10.000 Startplätzen Lotterie.

Die Sache ist mittlerweile so gut wie vergessen, der Fokus liegt nun auf dem Lauf selbst, der in gut einem Monat gestartet wird. Und auch in diesem Jahr ist dem selbstbewussten und rührigen Racedirector Carey Pinkowski wieder gelungen, ein Feld von Eliteathleten absoluter Weltklasse nach Chicago zu holen.

Dabei dürfte die Rückkehr des Kenianers Moses Mosop, Sieger des Jahres 2011, nach längerer Verletzungspause sowie der beiden erst-platzierten Frauen des letzten Jahres, Atsede Baysa und Rita Jeptoo, ein Highlight hinsichtlich der Topathleten sein. Aber besonders bei den Männern ist die Konkurrenz für Mosop von absoluter Weltklasse und verspricht auch für dieses Jahr nach dem Kursrekord von 2:04:38 aus dem letzten Jahr ein sehr schnelles Rennen. Der „Titelverteidiger“ Tsegaye Kebede aus Äthiopien war erst bei der WM in Moskau am Start, womit ein Start nach so kurzer Zeit nicht sinnvoll erscheint.

Der aktuell Führende in der Marathon Majors Wertung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt, vermutlich bei einem Majors Rennen, wieder aktiv eingreifen. Neben Kebede wird auch Wesley Korir fehlen, der in den letzten 5 Jahren in Chicago stets dabei war und letztes Jahr den Boston-Marathon gewann. Wesly konzentriert derzeit auf seine sozialen Projekte in Kenia und ist seit einiger Zeit Mitglied des kenianischen Parlaments, so dass kaum Zeit für ein geregeltes Training bleibt.

Aber auch ohne Kebede gehen Athleten an den Start, die dem kleinen Äthiopier im Leistungsniveau nicht nachstehen.
Von der offiziellen Bestzeit ist da vor allem Dennis Kimetto zu nennen, dessen kometenhafter Aufstieg in die Weltklasse sich vor allem in Berlin 2012 vollzog. Erst der Sieg im Halbmarathon in 59:14, dann der Weltrekord über 25 km in 1:11:18 bei den BIG 25 Berlin (die Zeit entspricht übrigens ziemlich exakt einem 2 Stunden-Marathon) und dann das legendäre Finale beim Berlin Marathon, wo er mit 2:04:16 seinem Trainingskollegen Geoffrey Mutai höflich den Vortritt ließ, bevor er Ende Februar den windigen Tokyo-Marathon in 2:06:50 souverän gewann.

Dennis war beim London-Marathon 2013 als Tempomacher eingesetzt, litt aber dort noch unter Verletzungsproblemen, deren Auskurieren für seine Leistung in Chicago entscheidend sein dürfte. Ein gesunder Kimetto ist zweifellos in der Lage sein, die 2:04 zu unterbieten.

Und bei dieser Tempojagd könnte er Unterstützung von einem Athleten erhalten, der in der Liste der Vorleistungen nicht mit seinem möglichen Potential eingestuft ist. Zersenay Tadese aus Eritrea hält souverän mit 58:23 den Weltrekord im Halbmarathon, eine Zeit die er mehrmals bestätigt hat. Erstaunlicherweise hat er diese Zeit bei seinen drei Auftritten beim London-Marathon über die volle Distanz nie umsetzen können. Im letzten Jahr lief er für ihn bescheidene 2:10:41, in Chicago will er nun endlich in Regionen vorstoßen, die seinem Leistungspotential entsprechen, womit er ein ernsthafter Kandidat für den Sieg werden könnte.

Im letzten Jahr gab Sammy Kitwara in 2:05:54 ein gutes Marathon-Debut in Chicago und wurde in dem schnellen Rennen Vierter. Laut Coach Canova hat Kitwara sein Leistungspotential noch lange nicht ausgeschöpft und könnte bei einer Tempojagd durch die Straßen der Windy City eine wichtige Rolle spielen. Dies kann man auch von den beiden Äthiopiern Ayele Abshero sowie Tilahun Regassa erwarten. Regassa lief beim Debut im letzten Jahr in Chicago gleich 2:05:27 und gewann im Frühjahr den Rotterdam-Marathon mit großem Vorsprung in 2:05:37. Abshero lief als 21-Jähriger im Januar 2012 mit 2:04:23 einen hochkarätigen Streckenrekord in Dubai und spielte beim sehr schnell begonnenen London-Marathon im April lange eine wichtige Rolle, bis auch bei ihm die Kräfte schwanden und er in „nur“ 2:06:57 Dritter wurde.

Eine wichtige Rolle dürfte Emmanuel Mutai spielen, der von seinen Ergebnissen her der wohl erfolgreichste Athlet im Teilnehmerfeld von Chicago sein dürfte. 2011 gewann er mit Streckenrekord in 2:04:40 den London-Marathon und war Zweiter bei der WM 2009 in Daegu sowie beim New York Marathon 2011. In diesem Jahr sah er in London lange wie der Sieger aus, bevor ihn Kebede auf den letzten km abfangen konnte. Auch Mutai ist in der Lage in einem sehr schnellen Rennen vorne mitzulaufen.

Erwähnen sollte man noch den Amerikaner Dathan Ritzenhein („Ritz“), der im letzten Jahr als Siebter in 2:07:47 ein solides Debut in Chicago hinlegte. Ritzenhein konzentrierte sich in der aktuellen Saison zunächst auf die Bahn und wurde bei der WM in Moskau über 10000 m in 27:37.98 Zehnter. Ritzenhein will beim Lauf in Chicago eine Zeit im Bereich von 2:06 anstreben, ein Regime, das ansonsten nur Athleten aus Afrika vorbehalten bleibt.

Auf globaler Skala hat Chicago in den letzten Jahren seine Spitzenposition verloren. Auch durch ungünstige Witterungsbedingungen liegt man mit einem Zehnermittel von 2:05:34,1 nur noch auf Platz 5, etwa eine Minute hinter den schnellsten Stecken von Berlin, Dubai und Rotterdam.

Organisatorisch gehört Chicago sicherlich zu den besten Veranstaltungen im weltweiten Vergleich (trotz der Probleme bei der Anmeldung), und die Stimmung im Grant Park sowie in der Innenstadt (1,7 Millionen Zuschauer) wird von Jahr zu Jahr immer grandioser.

Bei den Frauen ist die Russin Lydia Shobukhova zum ersten Mal nach vier Teilnahmen und drei Siegen nicht mehr dabei, dafür versprechen die beiden Bestplatzierten des Vorjahres, Atsede Baysa (ETH) und Rita Jeptoo (KEN) wieder großartigen Sport. Denkbar knapp in 2:22:03 siegte Baysa vor Jeptoo in 2:22:04. Baysa siegte zweimal in Paris (2009, 2010) und hält dort den Kursrekord in 2:22:04, Jeptoo konnte den Boston-Marathon zweimal in 2006 und 2011 gewinnen.

Ferner auf Grund der Vorleistungen sind zu beachten Jemina Sumgong als Siegerin von Rotterdam in diesem Jahr in 2:23:27 und Maria Konovalova als Chicago-Dritte in 2:23:50 von 2010. Yukiko Akaba lief 2:30:09 2011 in Osaka, Abebech Afework war Zweite in Rotterdam in diesem Jahr 2:23:59 und in Dubai 2013 wurde Ehitu Reda in 2:23:38 Zweite.

Der Lauf am 13. Oktober um 7:30 Uhr wird live von NBC-5 im TV übertragen. Ferner gibt es eine herausragende Rundfunkübertragung bei AM670 The Score Chicago. Insgesamt werden 45.000 Teilnehmer im Startbereich im Grant Park erwartet, die sich – davon wurde schon berichtet – auf erhebliche Sicherheitskontrollen einstellen müssen.

 

Helmut Winter

 

                  Elitefeld der Männer, Chicago 13.10.2013

 

Moses Mosop

KEN

2:03:06*

Boston

2011

Moses Mosop

KEN

2:05:37

Chicago

2011

Dennis Kimetto

KEN

2:04:16

Berlin

2012

Ayele Abshero

ETH

2:04:23

Dubai

2012

Emmanuel Mutai

KEN

2:04:40

London

2011

Tilahun Regassa

ETH

2:05:27

Chicago

2012

Zersenay Tadese

ERI

2:10:41/58:23

London

2012

Sammy Kitwara

KEN

2:05:54

Chicago

2012

Yoshinori Oda

JPN

2:09:03

Tokyo

2011

Dathan Ritzenhein

USA

2:07:47

Chicago

2012

Atsedu Tsegaye

ETH

Debut/58:47

Prag

2012

Tesfaye Sendeku

ETH

2:11:18

San Diego

2012

Michael Shelley

AUS

2:11:23

London

2012

Eliud Ngetich

KEN

2:11:59

Duluth

2013

Kenji Higashino

JPN

2:12:13

Beppu Oita

2013

Hiroaki Sano

JPN

2:12:14

Nobeoka

2013

Hirokatsu Kurosaki

JPN

2:12:22

Nobeoka

2013

Yoshiki Ohtsuka

JPN

2:12:51

Beppu Oita

2013

Matt Tegenkamp

USA

Debut

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

           

                Elitefeld der Frauen, Chicago 13.10.2013

 

Atsede Baysa

ETH

2:22:03

Chicago

2012

Rita Jeptoo

KEN

2:22:04

Chicago

2012

Jemima Sumgong

KEN

2:23:27

Rotterdam

2013

Ehitu Kiros Reda

ETH

2:23:38

Dubai

2013

Maria Konovalova

RUS

2:23:50

Chicago

2010

Abebech Afework

ETH

2:23:59

Rotterdam

2013

Yukiko Akaba

JPN

2:24:09

Osaka

2011

Aleksandra Duliba

BLR

2:26:08

Los Angeles

2013

Clara Santucci

USA

2:29:54

Boston

2011

Chao Yue

CHN

2:30:18

Beijing

2012

Jingxia Zhang

CHN

2:32:37

Chongqing

2012

Stephanie Pezzullo

USA

2:32:42

Chicago

2012

 

 

 

 

 

 

 

 

 

author: GRR

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