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2013

Elani Gebrehiwot war vor dem Rennen trotz des Wetters sehr zuversichtlich. Wie sich zeigte zu recht! ©Helmut Winter

12. Volksbank Münster Marathon: Eleni Gebrehiwot glänzte bei strömendem Regen – Helmut Winter und Werner Philipp berichten

By GRR 0

Auch strömender Regen im ersten Teil des Münsteraner Marathons konnte die gebürtige, aber künftig für Deutschland startete Äthiopierin Eleni Gebrehiwot nicht darin hindern, ihr Vorhaben hinsichtlich einer Zeit unter 2:30 umzusetzen und die übrige ostafrikanische Konkurrenz hinter sich zu lassen.

Ein hartes Training und vor allen eine perfekte Renneinteilung machten ein Resultat möglich, das man nach einem heftigen Gewitter in der Nacht und sintflutartigen Regenschauern vor dem Start kaum erhoffen konnte. Nach traumhaften, allerdings für einen Marathonlauf zu heißen Sonnentagen bei den Auflagen in den Vorjahren, gab es diesmal das konsequente Extrem der anderen Art.

Großartig von den beiden Tempomachern Iwan Kamminga und Roger Königs geführt, lief Eleni den Part bis zur 30 km Marke mit der Präzision einer Quarzuhr, um dann am Ende sogar noch zuzulegen und in großartigen 2:29:13 eine neue persönliche Bestzeit zu erzielen. Nur Irina Mikitenko war in Tokyo im bundesdeutschen Ranking 2013 flotter, Gebrehiwot war in Münster sogar schneller als Sabrina Mockenhaupt beim Boston-Marathon und liegt mit ihrer Siegerzeit auf Platz 2 der deutschen Jahresbestenliste.

Wie konsequent sie ihr Vorhaben am Sonntag umsetzte, zeigen schon die Splits für die ersten 5 km Anschnitte, 17:39 und 35:18 (nochmal 17:39) war das perfekte Timing, das durch die großartige Arbeit der Tempomacher über den Halbmarathon in 1:15:02 bis 30 km in 1:46:08 (17:41 pro 5 km) exakt gehalten wurde. Dabei konnten ihr hinter der Halbmarathonmarke keine der Konkurrentinnen mehr folgen, bei 30 km lag die Vorjahressiegerin Joan Rotich bereits über eine Minute zurück und wurde am Ende in 2:33:57 Zweite. Damit lag aber auch Rotich noch unter dem alten, allerdings nicht hochkarätigen Streckenrekord von 2:34:58. Dritte wurde in 2:35:51 Frashiah Waithaka aus Kenia.

Auch bei den Männern hatte man auf ein schnelles Rekordrennen gehofft, aber die Eindrücke in der Startphase bestätigten sich an der 5 km Marke, die auch angesichts des strömenden Regens in indiskutablen 16:28 passiert wurden. Exakt dieses Tempo hielt man bis 10 km bei, die man in 32:56 zurücklegte. Damit war eine schnelle Zeit im Bereich des Streckenrekords um 2:10 nicht mehr zu erzielen, man lief aktuell auf eine fast 10 Minuten langsamere Endzeit.

Offensichtlich waren die beiden kenianischen Tempomacher mit ihrer Aufgabe völlig überfordert, und zudem gab es keine Anweisungen von Trainern oder Managern diesen Zustand zu ändern. Ganz im Gegenteil, der Abschnitt von 15 km nach 20 km sollte am Ende mit 16:41 sogar der langsamste 5 km Abschnitt sein, auf dem Teilstück vom Ortsteil Gievenbeck nach Nienberge stiegen einige km-Abschnitte bis auf fast 3:30 Minuten an.

Die Konsequenzen zeigen sich dann an der Halbmarathonmarke am Ortseingang von Nienberge, die man in 1:09:24 passierte. Wenn man bedenkt, dass man im Vorfeld über Durchgangszeiten im Bereich von gut 64 Minuten diskutierte, war das äußerst schwach, zumal ja Eleni mit ihren Tempomachern demonstrierte, wie man Vorgaben auf derselben Strecke und denselben Bedingungen perfekt umsetzte.

Nach dem Halbmarathon lag ein Pulk von zehn Läufern zusammen, der nun das Tempo etwas steigerte und mit 5 km-Abschnitten von 16:10 und 16:12 25 km nach 1:22:03 und 30 km nach 1:38:15 erreichte. Dabei sorgte nach gut 37 km ein kurzer „Boxenstopp" in einem Gebüsch des japanischen Mitfavoriten Yuko Mitsumiya für kurze Aufregung, die der Mann mit der besten Vorleistung von 2:09:18 (allerdings schon 2005 beim Lake Biwa-Marathon in Otsu) mit einem eindrucksvollen Zwischenspurt wieder kompensierte. Dabei dürften ihm dieser Zwischenspurt wichtige Reserven für den Kampf um den Sieg gekostet haben.

Bereits zur 30 km-Marke im Ortsteil Roxel wurde das Rennen unruhiger und aber auch schneller, wobei sich vor allem der spätere Sieger Evans Kipkorir Taiget aus Kenia immer wieder als Initiator von Attacken auszeichnete. Mittlerweile war die Spitzengruppe auf 6 Läufer geschrumpft, die noch vor der 35 km-Marke weiter auseinanderfiel. Dort lagen Taiget und sein Landsmann Joel Kipsang Kositany vorne, 10 Sekunden danach folgten Mitsumiya und der Kenianer Peter Kariuki Wanjiru, die in dieser Konstellation auch um die Plätze auf dem Podium streiten sollten.

Mittlerweile war der heftige Regen fast abgeklungen, und die Bedingungen waren nahezu perfekt. Das machte sich auch in den Zeiten der Spitze im Schlussteil bemerkbar, mit 15.15 war der 5 km-Abschnitt nach 40 km der schnellste im gesamten Rennen und vor allem die 6:35 von dort ins Ziel waren bemerkenswert. Auf diesem Abschnitt konnte sich Evans Taiget noch deutlich absetzen und den Lauf mit einer Zeit von 2:15:56 gewinnen.

Dabei hatte er im Vorfeld mit einer Bestzeit von 2:14:53 beim diesjährigen Bonn-Marathon nicht unbedingt zum Favoritenkreis gehört, das langsame Tempo im ersten Teil war dabei sicher von Vorteil. Zweiter wurde im Ziel bei prächtiger Stimmung auf dem Prinzipalmarkt sein Landsmann Joel Kipsang Kositany in 2:16.44, der im letzten Jahr im israelischen Tiberias bereits 2:09:50 lief. Das Duell um Platz 3 sicherte sich der Japaner Yuko Matsumiya in 2:17:58 vor Peter Kariuki Wanjiru (KEN) in 2:18:06. Etwas enttäuschend wurde einer der Mitfavoriten Betram Kimutai Keter nur Achter in 2:22:58. Der Bruder des Weltklasseläufers Martin Lel hatte mit 2:09:27 vom Carpi-Marathon 2011 gleichfalls eine Vorleistung von unter 2:10.

Ein starkes Rennen lief auch in diesem Jahr Elias Sansar von der TG Lage-Detmold, der in 2:24:09 Neunter und bester Deutscher wurde. In Münster gibt es dafür lobenswerter Weise eine Sonderprämie, die übrigens bei den Frauen wegen der aktuellen Situation der Einbürgerung zwischen Gebrehiwot und der Zweitplatzierten Deutschen Christel Dörschel geteilt wurde, eine in der Tat salomonische Lösung.

Und angemerkt werden muss unbedingt noch ein Geschehen während der stimmungsvoll inszenierten Siegerehrungen, bei der plötzlich der Drittplatzierte Japaner Matsumiya von der Bühne sprang und seinen Siegerstrauß einer junge Dame im Publikum überreichte, um sich für die tolle Aufnahme der japanische Delegation unter der Leitung des Manager Brett Larner in der Stadt zu bedanken. Ovationen seitens der Zuschauer dankten dem Japaner für diese wunderbare Geste.

Und kurz danach brach sich sogar kurz die Sonne eine Bahn durch die Wolken ….

Mit knapp 9000 Teilnehmern verzeichnete Münster wieder einen Teilnehmerrekord, wobei allerdings in den stark nachgefragten Staffeln ca. 5.600 Teilnehmer eingebunden waren. Im Marathon selbst waren 2806 Teilnehmer gemeldet, 2166 wurden im Ziel registriert. 14 Läuferinnen und Läufer blieben dabei unter 2:30 Stunden, dabei war die erste Frau 13. der Gesamtwertung.

Wie stark sich neben der Elite der Marathon immer mehr in Richtung Breitensport entwickelt, zeigen auch in Münster die nur 82 Teilnehmer, die am Ende unter 3 Stunden blieben.

Mit Recht gelobt wurde in den Medien die prächtige Stimmung auf dem Prinzipalmarkt, der trotz des Regen wieder sehr gut besucht war. An der Strecke, insb. in den Bereichen außerhalb der Innenstadt, zeigte das schlechte Wetter allerdings massive Wirkung. Zuschauer waren dort nur vereinzelt anzutreffen, nur an den „Powerpoints" und Staffelwechseln waren größeren Menschenansammlungen zu verzeichnen.

Und der Autor eines Berichts, in dem zu lesen war, „mehrere tausend Marathon-Fans radelten mit ihren Fahrrädern zu verschiedenen Streckenpunkten und konnten so das Rennen hautnah mitverfolgen" kann schwerlich draußen auf der Strecke gewesen sein. Oder meinte er vielleicht eines der Vorjahre? Der Marathon außerhalb der Stadt vollzog sich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Das schlechte Wetter kann man natürlich nicht den Organisatoren anlasten. Ganz im Gegenteil, Michael Brinkmann und seine Truppe haben sich von dem fürchterlichen Wetter nicht herunterkriegen lassen und wieder eine bestens organisierte Veranstaltung über die Bühne gebracht. Aber es war schon betrüblich zu sehen, wie eine monatelange Vorbereitung an vielen Stellen vom strömenden Regen sprichwörtlich davongespült wurde. Wenn es dann hilft, durch euphemistische Einschätzungen diese Enttäuschungen zu verarbeiten, sei es den rührigen Organisatoren nachgesehen. Die – einschließlich über tausend Helfer – haben in diesem Jahr erst recht alles gegeben.

Bleibt zu hoffen, dass in den Folgejahren – die nächste Auflage ist für  den 14. September 2014 geplant – ganz „normales" Marathon-Wetter in Münster herrscht.

 

Helmut Winter und Werner Philipp

 

Die Erstplatzierten der Männer („Brutto-Zeiten)

 

1.

Evans Kipkorir Taiget

KEN

2:15:56

2.

Joel Kipsang Kositany

KEN

2:16:44

3.

Yuko Matsumiya

JPN

2:17:58

4.

Peter Kariuki Wanjiru

KEN

2:18:06

5.

Yuya Shiokawa

JPN

2:18:41

6.

John Kyalo

KEN

2:19:37

7.

Tamrat Girma Elanso

ETH

2:21:51

8.

Betram Kimutai Keter

KEN

2:22:56

9.

Elias Sansar

GER

2:24:09

10.

Marcel Bräutigam

GER

2:28:13

11.

Christian König

GER

2:28:22

12.

Alexander Henne

GER

2:28:59

 

Die Erstplatzierten der Frauen („Brutto-Zeiten)

 

1.

Eleni Gebrehiwot,

GER

2:29:13  CR

2.

Joan Rotich

KEN

2:33:57

3.

Frashiah Waithaka

KEN

2:35:51

4.

Mahlet Melese Behailu

ETH

2:37:23

5.

Gelane Senbete

ETH

2:38:09

6.

Meseret Eshetu Deme

ETH

2:40:26

7.

Chihiro Tanaka

JPN

2:43:19

8.

Valary Jemeli Aiyabei

KEN

2:46:42

9.

Christel  Dörschel

GER

2:48:19

10.

Bernadette Kösters

GER

3:09:05

11.

Mara Lückert

GER

3:10:01

12.

Ira Schwefer

GER

3:12:02

 

 

 

 

 

 

 

 

Inoffizielle Splits der Männer

 5 km

16:28

 

10 km

32:56

16:28

15 km

49:12

16:16

20 km

1:05:53

16:41

 HM

1:09:24

 

25 km

1:22:03

16:10

30 km

1:38:15

16:12

35 km

1:54:06

15:51

40 km

2:09:21

15:15

Ziel

2:15:56

6:35

Aktuelle DLV-Bestenliste 2013 Marathonlauf der Männer (Stand: 8.09.2013)

1.

Marcin Blazinski

LG Eintr. Frankfurt

2:14:45

28.04. Düsseldorf

2.

Florian Neuschwander

Trierer Stadtlauf

2:20:28

4.04. Bonn

3.

Christian König

GA Sondershausen

2:21:15

28.04. Düsseldorf

4.

Elias Sansar

LG Lage/Detmold

2:23:19

12.05. Kassel

5.

Elias Sansar

LG Lage/Detmold

2:24:09

8.09 Münster

6.

Peter Keinaht

SV Ohmenhausen

2:25:38

07.04. Zürich

Aktuelle DLV-Bestenliste 2013 Marathonlauf der Frauen (Stand: 8.09.2013)

1.

Irina Mikitenko

LG Eintr. Frankfurt

2:26:41

4.02. Tokyo

2.

Eleni Gebrehiwot

TV Wattenscheid

2:29:13

8.09 Münster

3.

Lisa Hahner

RUN2SKY.com

2:31:49

21.04. Hamburg

4.

Katharina Heinig

LG Eintr. Frankfurt

2:34:20

21.04. Hamburg

5.

Mona Stockhecke

LT Haspa. Hamburg

2:36:50

21.04. Hamburg

6.

Christl Viebahn

LAZ Rhein/Sieg

2:45:42

12.05. Kassel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

author: GRR

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