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24
09
2013

Sabrina Mockenhaup ©Horst Milde

Sabrina Mockenhaupt: DM-Sieg im Wohlfühlmodus in Bobingen – Wilfried Raatz

By GRR 0

Die 34jährige Sabrina Mockenhaupt war bei den Deutschen 10 km-Meisterschaften im schwäbischen Bobingen bei Augsburg das Ass einer Veranstaltung, die ansonsten eher schwächere Resultate zeigte und deshalb der Rubrik „typische Meisterschaftsrennen“ zuzuordnen ist.

In souveräner Manier lief sie praktisch vom ersten Meter an „ihr“ Rennen und gewann letztlich nach 32:34 Minuten mit zwei Minuten Vorsprung. „Mocki“ zum Anfassen, das wurde am Rande der Titelkämpfe überaus deutlich, denn sie ist aktuell der Sympathieträger im Laufbereich. Wilfried Raatz sprach kurz nach dem Rennen mit der Siegerländerin.


Sabrina, herzlichen Glückwunsch zum 35. deutschen Meisterschaft, übrigens dem dritten 10 km-Titel in Folge.

Besten Dank. Aber ich muss das korrigieren, es ist mein 37. Titel. Aufgrund der Meldung einer Agentur habe ich mir noch einmal meine Titelsammlung durchgerechnet und bin bis heute auf 36 Meistertitel gekommen. Und deshalb ist dies mit dem Sieg in Bobingen der 37. Titel…..

Eine Stunde nach Deinem souveränen Durchmarsch mit einem Zwei-Minuten-Vorsprung lässt sich sicherlich ein erstes Fazit ziehen. Wie fällt dieses aus?

Eigentlich wäre ich gerne länger in einer Gruppe gelaufen, aber das hat sich heute nicht angeboten. Weil die Mädels heute nicht in der entsprechenden Form angetreten sind. Deshalb bin ich mit dem Lauf sehr zufrieden. Zumal die Strecke wohl 150 Meter länger war, wie verschiedene GPS-Uhren mir auch bestätigt haben.

Zum Vergleich: Im Frühjahr bin ich vor dem Boston-Marathon in Leverkusen eine 32:01 gelaufen. Natürlich würde ich gerne einmal eine 31er Zeit laufen, aber das ist im Alleingang natürlich nicht möglich. Die heutige Zeit spiegelt nicht mein wahres Leistungsvermögen wieder. Subjektiv gesehen fühle ich mich besser gerüstet auf dem Weg zum New York-Marathon als vor einem Jahr.

Im Prinzip sind die meisten Meisterschaftsrennen eher langweilig, denn es gibt nur eine Siegerin, nämlich Sabrina Mockenhaupt. Das spricht natürlich für Deine persönliche Leistungskonstanz, stellt aber letztlich dem Leistungsniveau an der Spitze in Deutschland ein schlechtes Zeugnis aus. Stellt Dich diese Situation zufrieden?

Solche Rennen wie heute sind natürlich nicht einfach. Wie vor einer Woche bei den Militär-Europameisterschaften würde ich auch schon gerne einmal im Feld mitlaufen. Das ist viel einfacher. Ich bin dafür, dass man die Frauen künftig wieder mit den Männern zusammen laufen lässt. Da würden wir schon voneinander profitieren.

Oder die Einbindung in einen Citylauf mit großen Teilnehmerfeldern. Damit möchte ich jetzt nichts gegen den Veranstalter sagen, der hat seine Sache gut gemacht. Mir persönlich bringt eine derartige Aufsplittung nichts! Du bist vorne, rennst nicht so aggressiv, wie es vielleicht sein müsste. Sondern eher in einer Art Wohlfühlmodus!

Was bedeuten für Dich deutsche Meisterschaften?

Ohne überheblich zu wirken, denke ich schon, dass ich einer deutschen Meisterschaft wie hier einen gewissen Touch geben kann. Sie hat für mich schon einen Stellenwert, auch wenn für mich, wie heute, der Aufwand erheblich ist. Wir trainieren derzeit in Kienbaum, da muss die Anreise schon gut abgestimmt sein. Eine zentral gelegene Austragung  wie in Düsseldorf im kommenden Jahr ist eine coole Entscheidung des DLV. Auf der Kö zu laufen, das wird schon geil!

Im Prinzip ist dies Dein erster größerer Auftritt nach dem Ausstieg bei den Weltmeisterschaften in Moskau über 10.000 m. Offensichtlich hast Du dieses für Dich sicherlich große Debakel gut verarbeitet. Oder täuscht diese Annahme?

Ja, ich habe Moskau mental gut weggesteckt. Natürlich habe ich viel Kritik einstecken müssen, aber auch viele aufmunternden Worte gehört. Meine Einstellung war bei den Weltmeisterschaften falsch. Im Training zuvor lief es einfach zu gut. Aber bekanntlich kommt Hochmut vor dem Fall. Ich war zu sehr auf die Endzeit fixiert, lag phasenweise unter dem Deutschen Rekord.

Dabei habe ich mich selbst kaputt gemacht. Es wäre mein bestes WM-Ergebnis überhaupt geworden… Ich habe einfach nicht realisiert, dass es „nur“ noch 2 200 Meter zu laufen gewesen waren. Deshalb bin ich froh, dass ich es heute so durchgezogen habe. Natürlich habe ich nach acht Kilometern an die Situation in Moskau gedacht. Aber ich bin stolz, dass ich heute diesen kritischen Punkt einfach ausblenden konnte!

Wie geht für Dich die Saison 2013 weiter?

Wir haben jetzt noch zwei sehr wichtige, intensive Wochen vor uns. Vor dem Halbmarathon in Köln werde ich etwas reduzieren, denn dort soll es unter 1:10 gehen. Ich konnte jetzt mit meinem Trainer Dietmar Bittermann gut arbeiten und bin für das zweite große Saisonziel, den New York-Marathon, optimistisch. Es werden dort zahlreiche Europäerinnen starten, deshalb freue ich mich besonders darauf. Es ist einfach eine geile Atmosphäre.

Mit welcher Erwartungshaltung gehst Du in dieses Rennen?


Das Pflichtziel ist die EM-Norm von 2:31:30 Stunden. Das nächste Ziel ist natürlich ein guter Platz. Ich weiß, dass die Strecke schwer ist, deshalb werde ich zunächst auf Nummer sicher anlaufen! Alles weitere werde ich sehen! 
 

Sabrina, recht herzlichen Dank für dieses Gespräch!

 

Das Interview führte Wilfried Raatz für Leichtathletik.de nach dem Meisterschaftsrennen in Bobingen.

author: GRR

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