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2011 BMW Berlin Marathon Berlin, Germany September 25, 2011 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Der beste Renndirektor der Welt – Mark Milde – JoAnna Zybon in SPIRIDON

By GRR 0

Sie sind nur ein Jahr auseinander, der Renn-Direktor und sein Marathon: Mark Milde war ein Jahr alt, als der Berlin-Marathon im Grunewald geboren wurde. Heute sind beide groß. Mark Milde agiert äußerst erfolgreich als Renn-Direktor und Athleten-Verpflichter in Personalunion. Vor allem seine hohe Erfolgsquote bei der Verpflichtung der Topstars hat ihm in der internationalen Laufszene ein ausgezeichnetes Renommee eingebracht.

Voilà, dies ist eine Aufwärmübung für fachlich qualifizierte SPIRIDON-Leser: Bitte lösen bzw. erklären Sie die nachfolgende Zahlenreihe: 20605 – 22043 – 21946 – 20455 – 20426 – 20359 – 20338 – 20323. Acht fünfstellige Zahlengrüppchen.

Wer die Reihe vervollständigen kann, ist ein Prophet. Wer sie trotz der fehlenden Doppelpunkte auf Anhieb erkennt, ist ein Experte. Denn es handelt sich um die letzten acht (von neun) in Berlin gelaufenen Marathon-Weltrekorde, chronologisch geordnet. Sie gehören zu Ronaldo da Costa/BRA, Tegla Loroupe/KEN, Naoko Takahashi/JPN, Paul Tergat/KEN, Haile Gebrselassie/ETH, Haile Gebrselassie/ETH, Patrick Makau/KEN und Wilson Kipsang/KEN.

 

Bench-Mark

 

Acht Benchmarks auf Berliner Terrain. Sieben Paar Beine waren dafür nötig. Und vor allem ein Köpfchen: Das von Mark Milde. Soll ein Weltrekord gelingen, muss zunächst sein Grips auf Hochtouren laufen. Denn die Rekrutierung und Verpflichtung der Topathleten ist seine Aufgabe. Er war bereits
während der Amtszeit seines Vaters Horst Milde dafür verantwortlich. Horst Milde, Gründer des Berlin-Marathon und Renn-Direktor von 1974 bis 2003, hat diese Aufgabe stets delegiert. 1998 übernahmen Stephane Franke und sein Assistent Mark Milde die Athleten-Verpflichtung.

Sie arbeiteten zusammen mit Christoph Kopp und holten Ronaldo da Costa/BRA nach Berlin. Seit 1999, das Jahr der Zäsur von Tegla Loroupe/KEN, hat Mark die alleinige Gestaltungsfreiheit. Und großen Erfolg. Vor allem beim Männer-Rennen erscheint sein Erfolg wie ein Abonnement oder ein Monopol. Denn seit 2003 sind alle Weltbestmarken im Marathon ausschließlich auf dem Berliner Pflaster aufgepeppt worden, die letzte Verbesserung um 15 sec erfolgte beim diesjährigen Berlin-Marathon.

 

Was ist Marks Geheimnis?

 

„Die langfristige Zusammenarbeit mit den Managern. Die Kommunikation erfolgt vor allem mit den Managern, mit den Athleten nur zu 5 bis 10%. Jedes Jahr im Frühling rund um den London Marathon führe ich die ersten Gespräche.

Die Challenge lautet, trotz unserer begrenzten finanziellen Mittel ein Spitzenfeld zusammenzustellen. Homogene Gruppen, die zusammen laufen können.“ Homogenität ist die wichtigste Eigenschaft der ausgetüftelten Formation seiner Tempomacher. Mark Milde ist der Regisseur einer komplexen Pace-Choreografie, die perfekt auf den Favoriten abgestimmt ist. Das ist ein wesentlicher Teil seines Erfolges.

„Dieses Jahr ist Patrick Makau ausgefallen, weil er sich hier nicht mit einer schlechten Leistung präsentieren konnte. Da musste das personelle Konzept verändert werden.“

 

Haile war am teuersten

 

Die Höhe der Antrittsgagen für die Tops? Top secret, aber der gelernte Bankkaufmann kann zumindest angeben, für wen er am meisten ausgegeben hat: „Bei den Männern war Haile Gebrselassie am teuersten, bei den Frauen waren es Paula Radcliffe und Naoko Takahashi.

Ein Teil der Takahashi-Gage kam aber durch einen Vertrag mit einem japanischen Fernsehsender wieder rein. 55 Millionen Japaner wollten ihre Landsfrau im Fernsehen sehen.“

 

Mo Farah auf der Wunschliste

 

Auf Marks Wunschliste ganz oben steht jedenfalls jetzt schon Mo Farah, der am 13.4.2014 in London sein Marathon-Debüt geben wird. Der Renn-Direktor kümmert sich jedoch höchstpersönlich nicht nur um Rekrutierung, Verträge, Hasen, Doping-Kontrollen und Finanzierungen, sondern auch um
vermeintlichen Kleinkram wie zum Beispiel die Kleidung der Eliteläufer: „Die meisten werden entweder von Nike oder Adidas gesponsert. Ich achte darauf, dass sie beim Rennen verschiedene
Klamotten anhaben und nicht alle gleich aussehen!“

Seine Athleten starten aber nicht nur an der Spree, sondern auch an der Donau. Dank seiner internationalen Reputation hat der Berliner Renn-Direktor vor einigen Jahren auch beim Vienna City Marathon den Job der Athleten-Verpflichtung übernommen. Der Netzwerker hat u.a. Haile Gebrselassie, Paula Radcliffe und den Kenianer Henry Sugut nach Wien geholt. Sugut gewann 2010, 2012 mit Streckenrekord in 2:06:58 h und 2013.

Zurück nach Berlin: Selbstverständlich ist der Renn-Direktor für die Organisation des gesamten sportlichen Ablaufes verantwortlich, also auch für die Hobbyläufer. Das zeigt sich u.a. an seiner Präsenz im Ziel, wo er auch die Sechsstunden-Läufer noch empfängt.

Und wenn etwas schiefläuft, muss er Rede und Antwort stehen. Wie bei dem Malheur mit den Medaillen. Ist das Fehlen der 700 Medaillen beim Jubiläums-Marathon mittlerweile geklärt? Mark schüttelt den Kopf. „Einige Helfer stecken sich vielleicht Medaillen ein. Vielleicht wollten sich diesmal zu viele Leute ein Andenken mitnehmen.“

Weitere Aufgaben ergeben sich bei ihm aus der Tätigkeit für AIMS und weil Berlin zu den World Marathon Majors gehört. „Da gibt es Koordinierungsaufgaben, Pressearbeit, Telefonkonferenzen, Messen, Kongresse, Austausch über medizinische Themen, Marketing- Aufgaben etc.“

Ein eigener Trainingslauf passt nur noch drei mal pro Woche in den knallvollen Terminkalender. „Dann laufe ich 30 bis 60 min durch Lichterfelde, genieße das Leichtsein, das Freisein.“

Apropos Aufgaben: Vor der Ablösung zwischen Milde Senior und Milde Junior war dem Junior ursprünglich vom damaligen Aufsichtsrat auch die Aufgabe des Geschäftsführers zugedacht worden. Aber dieser Aufsichtsrat wurde aufgelöst, der GF-Posten anders besetzt.

Seine allererste Aufgabe beim Berlin-Marathon hat der Junior übrigens schon vor 31 Jahren übernommen. Damals war er neun Jahre alt und hat im Hotel Interconti Startnummern ausgeteilt.
„Der Berlin-Marathon war bei uns zu Hause immer das Hauptthema. Immer war die Begeisterung dafür da. Ich wollte immer daran mitarbeiten.“

Mark ist in die Organisation von der Pike an reingewachsen. Er hat Starttüten gepackt, Pressemitteilungen kuvertiert, an Versorgungspunkten geholfen, Teilnehmer auf Messen anderer Veranstalter akquiriert, die Reisen dorthin organisiert, die Topathleten betreut, ihre Versorgung auf der Strecke und ihre Versorgung auf der Strecke und den ausgeklügelten individuellen Radbegleitschutz organisiert, den Favoriten persönlich auf dem Fahrrad begleitet.

Er hat Ideen geliefert. 1997 überredete er zum Beispiel seinen Vater, das Inline-Skating ins Rennprogramm aufzunehmen. Der Berliner Skater-Marathon war weltweit der erste.

Nun ist der 40-Jährige nach einer Dekade als Renn-Direktor ein bemerkenswert bescheidener Vertreter des faszinierenden Running-Business. Alle seine Verdienste und Leistungen muss man Mark Milde aus der Nase ziehen.

Vielleicht hilft die Zahlenreihe vom Anfang des Berichts, um ihn ein bisschen unbescheidener zu stimmen? Auch wenn der Vergleich unfair ist, wie sieht denn so die Bilanz der anderen Renn-Direktoren der WMM aus? Kriterium: Weltrekorde.

Carey Pinkowski hat in Chicago drei Weltrekorde aufzuweisen, David Bedford in London null, Mary Wittenberg in New York null (Strecke nicht geeignet), Guy Morse in Boston null (Strecke entspricht
nicht den Kriterien), Tad Hayano in Tokio null.

„Berlin hat kein Geld, aber eine Top-Strecke. London kann zehnmal so viel Antrittsgeld bezahlen, aber hier ist der schnellste Kurs, und das wissen die Topläufer“, kommentiert Vater Horst Milde.
Und fügt hinzu: „Außerdem haben wir einen Draht nach ganz oben.“

Wenn Horst Milde recht hat, hat also sogar der liebe Gott hier seine Hände im Spiel. Und die nächste fünfstellige Ziffernkombination 203xx liegt vermutlich schon im Safe.

 

Steckbrief Mark Milde:

 

Geb. 1.7.1973 in Berlin Tempelhof.
Verheiratet, 2 Kinder (4 und 7 Jahre),
Ausbildung zum Bankkaufmann.
Studium Diplom-Kaufmann an der
Humboldt-Universität zu Berlin.
Seit 1999 Athleten-Verpflichter des
Berlin-Marathon.
Seit 2004 Renndirektor des Berlin-
Marathon.
Seit 2012 Mitglied beim AIMS Board.
Ironman in Roth + 3 Marathons
PB 2:50:39 h 1999 in Kopenhagen.
Hobbies: Besuch von Konzerten,Improvisationstheater,
Cabaret.

 

JoAnna Zybon in SPIRIDON – 12/2012 – 1/2014

 

SPIRIDON

 

 

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