Arne Gabius mit Start-Ziel-Sieg in Bietigheim – 16jähriges Lauftalent Alina Reh gewinnt Frauenrennen – 3 600 beim zweitgrößten Silvesterlauf Deutschlands – Wilfried Raatz berichtet

Der deutsche 5000 m-Meister Arne Gabius (LAV Stadtwerke Tübingen) wurde beim 33. Silvesterlauf in Bietigheim-Bissingen seiner Favoritenrolle in eindrucksvoller Manier gerecht – und dominierte das über 11,1 km führende Rennen trotz leistungsstarker deutscher Konkurrenz vom Start an. Mit 32:44 Minuten distanzierte der 32jährige Mediziner mit neuem Wohnsitz Stuttgart die Verfolger um Vorjahressieger Rico Schwarz (ASV Erfurt) um mindestens 38 (!) Sekunden.

Bei den Frauen setzte sich das erst 16jährige Lauftalent Alina Reh (TSV Erbach/ Donau) in einem spannenden Rennen in 38:25 Minuten gegen die überraschend starke Laura Hottenrott (GSV Eintracht Baunatal) mit sechs Sekunden Vorsprung durch und ist die jüngste Silvesterlaufsiegerin Bietigheims. Vor den Toren Stuttgarts gingen beim zweitgrößten deutschen Silvesterlauf bei idealen Bedingungen insgesamt 3 600 Läufer an den Start, darunter zahlreiche deutsche Spitzenläufer.

"Nachdem ich bei der Runners Night am Vorabend in die Favoritenrolle gedrängt wurde, habe ich dieses dann auch im Rennen umgesetzt!" gestand ein sichtlich entspannter Arne Gabius im Ziel. "Nach den deutschen Meisterschaften in Ulm war dies mein zweiter Sieg in dieser Saison. Bei dieser tollen Stimmung wollte ich schon zeigen, dass meine Vorbereitung auf die Saison 2014 sehr gut angelaufen ist. Und das ist mir gelungen. So kann es weiter gehen!"

Der 32jährige Laufprofi wird bereits am Donnerstag (2. Januar) ins kenianische Trainingslager nach Iten aufbrechen, um die nächste Phase seiner Saisonvorbereitung zu starten, die nach einem kurzen Intermezzo in der Halle und einem geplanten schnellen Halbmarathonrennen in Richtung Europameisterschaften in Zürich führen soll.

Keineswegs unzufrieden war der deutsche 10 km-Meister Rico Schwarz als Vorjahressieger mit Rang zwei, auch wenn der Rückstand mehr als eine halbe Minute betrug. "Arne hat bereits am Start den Endspurt angezogen", gestand der Erfurter, "mit diesem hohen tempo hat er uns schon früh den Zahn gezogen. Das Rennen war praktisch schon nach drei Kilometern beendet, denn wir sind dann nur noch auf Platz gelaufen!"

Das hätte sicherlich gerne auch Julian Flügel (LG Telis Finanz Regensburg) gehabt, doch den Kampf um Rang drei verlor der Sieger des Jahres 2011 gegen den stark aufkommenden Christian König, den DM-Marathondritten vom SV Glückauf Sondershausen, um vier Sekunden. Im starken Verfolgerfeld belegten Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München), Markus Weiß-Latzko (Sparda-Team Rechberghausen), Jannik Arbogast (LG Region Karlsruhe) und Marcel Bräutigam (LAC Erfurt) die nächsten Plätze und dankten dem Veranstalter mit durchweg starken Leistungen für das Vertrauen, in dem man in der Doppelstadt Bietigheim-Bissingen in deutsche Läufer investiert.

Auf dem Sprung zu einer Spitzenläuferin befindet sich die erst 16jährige Alina Reh aus dem schwäbischen Laichingen. Nach zwei fünften Rängen bei der U 18-WM über 3000 m und der U 20-EM im Crosslaufen gelang es Alina Reh nun in Bietigheim, ein exzellentes Frauenfeld in Schach zu halten. "Ich war heute ganz schön nervös" so der Schützling Michael Schwenkedel im Ziel, "da ich als Favoritin trotz Annett Horna, Silke Optekamp, Nina Stöcker, Veronica Pohl oder der Kenianerin Gladys Kiprotich angekündigt wurde!"

Auf dem Weg zu ihren Silvesterlaufsieg musste sie allerdings eine über sich hinaus wachsende Laura Hottenrott erst einmal bezwingen. Die 21jährige, die seit zwei Jahren in den USA Biologie studiert und nun von Portland nach Boston umgezogen ist, war in der Tat die Überraschung des Rennens. "Ich habe gewusst, dass meine Chance bei der Bergaufpassage liegt, das habe ich dann auch genutzt!"

Alina Reh hatte hier einen kleinen Vorsprung herauslaufen können, den sie auch bis auf die Ziellinie in den Enzauen hielt. "Es klingt gut, wenn man als jüngste Siegerin gefeiert wird, aber ich muss sagen, es lief heute besser als erwartet auf dieser langen Strecke!" In 34:50 waren Alina und Laura dabei die 10 km-Marke überlaufen. "So lange bin ich noch nie gelaufen, vor allem auch noch nie so schnell", freute sich Laura Hottenrott im Ziel. Gerne wäre sie nach einer für sie guten Cross-Saison auch bei den Europameisterschaften für Deutschland gestartet, doch dazu hätte sie sich nach DLV-Vorgaben beim Darmstadt-Cross qualifizieren müssen. "Das wäre für mich ein Riesenaufwand gewesen. Es ist schade, denn die Form hatte ich!"

Die Konkurrenz jedenfalls hatte im offensichtlich bislang stärksten Frauenfeld in Bietigheim das Nachsehen gegen die beiden Youngsters. Auch wenn Annett Horna auch erst 26 Jahre alt ist, doch diese hatte mit Seitenstichen zu kämpfen, sodass es "nur" zu Rang drei reichte. Keine Chance hatte die stark eingeschätzte Gladys Kiprotich, die als Vierte schon über eine Minute hinter Alina Reh zurück lag.

Fast wären die Marathonmeisterin Silke Optekamp (PSV GW Kassel) und die Oberelbe-Marathonsiegerin Simone Raatz (LG Region Karlsruhe) als Fünfte und Sechste zur Kenianerin aufgelaufen.

Mit der nach Frankfurt umziehenden Nina Stöcker (LG Ratio Münster) und Veronica Pohl (TSG Heilbronn) belegten zwei weitere Marathonläuferinnen die nächsten Plätze beim stimmungsvollen Silvesterlauf durch die malerische Altstadt und den Enzauen.

Wilfried Raatz